Neu auf dctp: Die Schlacht am Skagerrak (1916)



Spitzenleistungen der Eisenindustrie und der Dynamitproduktion waren die Schlachtflotten von 1914. Die britische Schlachtflotte war übermächtig. Ihr gegenüber blieb die Schlachtflotte des deutschen Kaiserreiches lange Zeit nur eine Drohgeste. Diese Geste war jedoch ausreichend, um England zu einem dauerhaften Feind zu machen und die deutsche Inflation von 1923 wirksam vorzubereiten. Nach Kriegsausbruch 1914 war die Kaiser-Flotte kaum einzusetzen. Am 31.05.1916 fuhr die Flotte nordwärts in Richtung Skagerrak Hier kam es zu einer der größten Materialschlachten auf See, die die Seegeschichte kennt.

► Die Schlacht am Skagerrak (1916) (Primetime vom 11.07.1993)


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► Triumph der Todgeweihten
Im Jahr 1866 brach ein Krieg aus zwischen Preußen, dem k.u.k.-Kaiserreich und Italien. Der Sieg Preußens führte später zu einer dauerhaften Störung des europäischen Gleichgewichts. Dieser Krieg wurde zu Lande von den Preußen und zur See von Österreich gewonnen. Die österreichische Flotte, bestehend aus relativ älteren Schiffen, schlug durch todesmutigen Angriff die moderne italienische Flotte in der Adria vernichtend. Die Hauptszene in der Schlacht von Lissa nennt man den „Angriff der Todgeweihten“. Das Flaggschiff des österreichischen Admirals Tegethoff rammte das besser bewaffnete italienische Flaggschiff.

Paradoxe Seeschlachten sind die deutsch-englische Konfrontation am Skagerak, der Untergang der russischen Flotte in der Meerenge zwischen Japan und Korea (bei Tsushima), die den Mythos der japanischen Schlachtflotte begründete, die dann später in der paradoxen Zeit von 5 Minuten im Jahr 1942 von der U.S.-Navy bei Midway aufs Haupt geschlagen wurde. Seekrieg paradox heißt, dass fast immer der Ausgang der Kämpfe entgegengesetzt liegt zu den Plänen und Erwartungen, die zuvor bestanden.

Der Historiker Prof. Dr. Arne Karsten, Bergische Universität Wuppertal, berichtet.


► Die Seeschlacht von Tsushima
Die asiatische Mittelmacht Japan besiegte im Jahr 1904 die europäische Großmacht Russland. Nachdem das russische Ostasiengeschwader in Prot Arthur vernichtet war, fuhr die russische Ostseeflotte von Kronstadt über Nordsee, Atlantik, Indischen Ozean in Richtung Japan. In der Meerenge, die die japanischen Inseln von Korea trennt, liegt die Insel Tsushima. Hier trafen die japanischen Panzerschiffe auf die russischen „schwimmenden Bügeleisen“. In wenigen Stunden waren sie besiegt.

Der japanische Regisseur Nagisa Oshima hat Überlebende der japanischen Seite über diese Schlacht befragt. Es entsteht eine „Gegenwart lebhafter Schilderung“, als habe dieses Kampfgeschehen erst vor einigen Tagen stattgefunden.


► Die längste Schlacht der Weltgeschichte
Bereits eine Woche nach dem deutschen Angriff im Februar auf die Festung Verdun war für Strategen zu sehen, dass das Projekt gescheitert war. Trotzdem dauerte diese Schlacht länger als alle anderen. Verdun wurde zum Symbol für Irrationalität, ausgefüllt durch lauter angeblich rationale Einzelschritte.
Schon während des Geschehens, vor allem aber nach dem Krieg, haben die Verantwortlichen auf deutscher Seite die Schuldfrage an dem Desaster hin- und hergeschoben. Aus einer Denkschrift des deutschen Generalstabschefs wurde die Theorie entwickelt, es sei von Anfang an der Plan gewesen, „dem Feind an einer Stelle, an der er nicht ausweichen kann, Blut ab zu zapfen“. Man spricht daher von der „Blutpumpe von Verdun“.

Der Historiker Dr. Olaf Jessen weist nach, dass im Gegenteil das Projekt als Durchbruchsschlacht geplant war. Erst nachdem dieser Durchbruch scheiterte, wurde (als Ausrede) von der deutschen Führung behauptet, man habe gar nicht durchbrechen wollen.

Sämtliche Irrtümer und Charakterfehler einer militärischen Führung (hier sogar auf beiden Seiten) können an dieser Vernichtungsschlacht, die für keine der Seiten ein greifbares Ergebnis hatte, beobachtet werden. Im zweiten Jahr des 1. Weltkriegs: ein Laboratorium bitterer Erfahrung.

Olaf Jessen, Verfasser der „Urschlacht des Jahrhunderts“, im Gespräch.


► Über Wasser, unter Wasser
Zu den Wunschbildern der Klassischen Industrie des 20. Jahrhunderts gehören „Städte in der Tiefsee“ und „unsinkbare Schiffe“. Es gehört zu den Wunderdingen der Physik, dass so schwere und große Eisenschiffe, wie sie in den Seeschlachten des frühen 20. Jahrhunderts Verwendung fanden, überhaupt schwimmen können und einige davon lange als unsinkbar galten.

Ein Film über das Prinzip des Auftriebs, ein Requiem für die Eisenflotten mit Tekkno Musik: Horse Power, Rave Signal.


► Politik ist kein Schicksal
Der Jahrgang, der 1895 in England von den Elite-Universitäten in die Ämter strömte, dachte anders als die vorangegangenen Generationen, die seit der Wiener Konferenz von 1815 das „europäische Konzert“ betrieben. Auch in Deutschland und in den USA sind neue Leute in die Spitzenstellungen eingerückt. Zwischen England und den USA gibt es 1895 noch den Konflikt in Venezuela und einen weiteren an der Grenze von Kanada und Alaska, die bis zum Krieg führen könnten. Deutschland hätte hier Vermittler werden können. Es wäre bis 1907 möglich gewesen, daß die industriell am weitesten entwickelten Länder, nämlich die USA, England und Deutschland, ein politisches Oligopol gebildet hätten. Ein solcher Drei-Mächte-Bund hätte auf lange Zeit den Frieden in der Welt garantiert. In dieser Konstellation wäre ein 1. Weltkrieg ausgeschlossen gewesen.

12 Jahre später, im Jahr 1907, ist das Bild völlig anders. Deutschland ist zwar nicht „eingekreist“, hat sich aber „selbst ausgekreist“. Starre Bündniskonstellationen und ein rabiates Konkurrieren um Weltgeltung haben den Weg, der zu der Katastrophe von 1914 führt, gebahnt. Diese Epoche nennt man die „Scharnierzeit“, weil die Entwicklung noch offen war.

Prof. Dr. Magnus Brechtgen, LMU München, berichtet.