Zwei neue Bücher von Alexander Kluge: Parsifal Kontainer / Napoleon Kommentar

Bei Spector Books wurden 2021 zwei neue Bücher von Alexander Kluge veröffentlicht: Parsifal Kontainer und Napoleon Kommentar.

Parsifal Kontainer

Zwischen Wolfram von Eschenbachs Ritterepos und Richard Wagners Oper spannt sich das Motivfeld von »Parsifal« auf: der Ritter als Narr, der Narr als Erlöser. Die Zeichnungen von Georg Baselitz sind Studien für eine Parsifal-Inszenierung an der Staatsoper München (2018). Sie zeigen wie der Künstler seine Motive einkreist und eine Figur visuell herausarbeitet. Alexander Kluge antwortet in dem gemeinsamen Buch auf die Zeichnungen von Baselitz mit Geschichten, in denen er einzelne Motivpartikel aus Eschenbachs Epos – den Mutterwitz, die Figur des Ritters von der fröhlichen Gestalt –, herausfiltert. So entsteht eine Kommunikation über große Zeiträume; Momente des Mittelalters finden sich in der Gegenwart wieder. Den Band beschließt Tristan Marquardts Text »Auszüge eines Parzival-Lexikons«. Er zeigt in der Metamorphose der Worte, wie weit sich unsere heutige Sprache in Wortbedeutung und -klang von der Eschenbachs entfernt hat.

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Napoleon Kommentar

Zu meiner Verblüffung gibt es in der 400-jährigen Überlieferung der bürgerlich-industriellen Revolution wenige charismatische Idole. Es gibt Washington, Jefferson, die Marktfrauen 1789 in Paris, Freiheitskämpferinnen, die den König aus Versailles nach Paris abholen, das junge Gesicht des Revolutionärs Saint-Just, der soeben von einer gewonnenen Schlacht in Nordfrankreich, die er kommandierte, zurückkehrt. Das leuchtendste Beispiel aber – neben den Porträts von Immanuel Kant, dem Mathematiker Euler, von Hölderlin, Novalis, Kleist, Edgar Allan Poe, Hemingway – bleibt DAS Bild Bonapartes von Silvester 1799. Nur über dieses Gesicht, und nur über diesen kurzen Augenblick der Hoffnung – das ist es, von dem ich hier schreibe.

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napoleon300► Napoleon Bonaparte
Alles was er wollte, wollte er mit 100 %iger Gewissheit, sagt man von Napoleon. Er hatte einen Blick von „rasender Kraft, aber eiskalt“. „Er trug das Böse in sich, wie eine Mutter ihr Kind“. „Das letzte große europäischen Phänomen“.
Hegel nennt ihn „den Weltgeist zu Pferde“ und „den Mann der 193 Widersprüche“. S. Freud behauptet, Napoleon habe psychisch den Ödipus-Komplex verfehlt und werde dafür vom Josephs-Komplex beherrscht. Wie der biblische Joseph, der in Wettbewerb mit seinen Brüdern stand, beherrschte Napoleon Ägypten. Er hatte die Absicht bis Indien vorzudringen. Erstmals an seine Grenzen gelangte der Kaiser 1807 in der Winterschlacht bei Preussisch-Eylau in Ostpreussen. Imposant ist Napoleon besonders im Unglück, z.B. bei dem Rückzug seiner Armee über die Beresina. Ihn begleitet auf allen Feldzügen sein Chefarzt der Garde, Baron Larrey, der seine Erlebnisse in berühmt gewordenen Memoiren niederschrieb.