Jean-Luc Godard begleitet seinen neuesten Film ELOGE DE L’AMOUR (ODE AN DIE LIEBE), mit dem er auf den Filmfestspielen in Cannes für Aufsehen sorgte. In einem ruhigen Gespräch mit Alexander Kluge entwickelt er die These, dass eigentlich nur Kinder und Alte wirkliche Menschen seien, die dazwischen liegenden Erwachsenen seien ein Übergang. Er berichtet aus seinem Leben, vom Juni 1940, vom Kriegsende, von seinen Filmen. Was ist älter, das Ohr oder das Auge? Kommt aus dem Inneren eines erfahrenen alten Menschen ein Kind hervor? Was steckt von einem alten Menschen in jedem Kind? Was heißt Liebe? Was sind Landkarten der Liebe? Was ist blinde Liebe? Was heißt blindes Vertrauen? Was haben Vertrauen und Liebe miteinander zu tun?
► Blinde Liebe (Éloge de l‘ Amour) (10 vor 11 vom 11.07.2002)
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► Der Mensch ist eine Bombe
Wir treffen Christoph Schlingensief inmitten der Dreharbeiten zu seinem Projekt U-3000. Die Anstrengung hat ihn erschöpft. Eine gute Atmosphäre für ein Gespräch. Oft wird in der Öffentlichkeit, sagt Christoph Schlingensief, nach Bomben gesucht, die Terroristen versteckt haben. Vielleicht aber, fragt Schlingensief, ist der Mensch selbst eine Bombe? Die Show U-3000 von Christoph Schlingensief findet in einer fahrenden U-Bahn statt. Von Endstation zu Endstation. Ein ruhiges Gespräch mit Christoph Schlingensief in einem Augenblick geglückter Erschöpfung. Unterhaltend und metropolitan.
► „Das Gesicht meines Vaters“
Nagisa Oshima ist ein berühmter, japanischer Regisseur („Goldener Löwe“, Venedig). Sein Film „Im Reiche der Sinne“ zeigt eine Kastration und war in Japan nur mit „Wolken“ und „Balken“ zu sehen. Sein Film „Die Erhängung“, sowie sein Film über die Studentenbewegung in Japan sind rebellische Produkte. Nagisa Oshima stammt aus einer Samurai-Familie, die die Insel Tsushimia jahrhundertelang regierte. Sein Vater, ein junger Verwaltungsbeamter, der eher der parlamentarischen Tradition als der modernen, militärischen zugeneigt war, starb, als Oshima 4 Jahre alt war. In dem Magazin geht es u.a. um die Rekonstruktion der japanischen Geschichte, die vor Oshimas Geburt (1932) liegt. Oshima selbst hegt Vermutungen über die politische Einstellung seines Vaters. Er schließt aus den Büchern, die dieser besaß, auf dessen Meinung. Das Gespräch, das der Filmkritiker Klaus Eder und Alexander Kluge mit Nagisa Oshima führten, sucht nach dem Bild dieses Vaters. Eine interessante Ergänzung, nachdem Oshima in seinem jüngsten Film seine Mutter und seine Geburtsstadt Kioto portraitiert. Es erweist sich, dass der Vater so wie Oshima selbst ausgesehen haben muss, dass Oshima, wäre der Krieg zugunsten Japans ausgegangen, heute ein hoher Verwaltungsbeamter oder General wäre und dass Oshima Botschaften seines Vaters ausführt, u.z. Botschaften rebellischer Natur. Ähnlich wie Deutschland hat Japan sog. „Weiße Jahrgänge“. Solche „Weißen Jahrgänge“ sind dadurch charakterisiert, dass der Lebenslauf durch das Ende des 2. Weltkriegs geschnitten wird. Jahrgänge dieser Art gehören weder zu der Zeit davor, noch zu der Zeit danach ganz; sie sind aber auch von keiner dieser beiden Zeiten abzutrennen. Das gilt für Nagisa Oshima, geb. 1932, ein Rebell, weil er von keiner Zeit ganz geprägt ist, ein Mensch der Umbruchszeit.
► Portrait Theo Angelopoulos
Wir treffen Christoph Schlingensief inmitten der Dreharbeiten zu seinem Projekt U-3000. Die Theo Angelopoulos ist einer der angesehensten Filmregisseure in Europa. Den Durchbruch erzielte er durch seinen Film „O Thiassos“ (Die Wanderschauspieler). Sein neuester Film „Der Blick des Odysseus“, der jetzt in die deutschen Kinos kam, erhielt in Cannes den Preis der Filmkritik und den Jury-Preis für Regie. Theo Angelopoulos, 1935 geboren, war sechs Jahre alt, als er 1941 dem ersten deutschen Soldaten begegnete. Die deutsche Heeresgruppe F besetzte damals Athen. Weinachten 1944 zog die deutsche Besatzungsmacht ab und Griechenland geriet in einen Bürgerkrieg zwischen der königstreu-britischen Partei und der politischen Linken. Von diesen Ereignissen 1941 und 1944 handeln die Filme von Theo Angelopoulos. In seinem neuesten Film kehrt der U.S. – Star Harvey Keitel, der einen griechischen Regisseur spielt, in seine Heimat zurück. Er sucht nach verschollenen Bildern zweier griechischer Filmpioniere aus dem Jahr 1902. Er gerät in den Kessel von Sarajevo. Im Kern erzählt aber Angelopoulos seine Version der Odyssee, versetzt in die Gegenwart. Für den Regisseur Angelopoulos sind Troja und der Blick des Odysseus ebenso Gegenwart, wie die Umwälzungen in Rumänien oder das Sarajevo von heute. Er gilt als einer der letzten poetischen Realisten. Er selbst nennt sich einen „Archäologen“ bezogen auf Film.