4 Sendungen mit Edgar Reitz in den Kulturmagazinen der dctp aus Anlass des 90. Geburtstags des Meisters am 01. November 2022

Meinem Gefährten Edgar Reitz gratuliere ich zu seinem 90. Geburtstag am 1. November 2022 von ganzem Herzen. Edgar Reitz versteht wie kein anderer Filmemacher der Realität den poetischen Blick und der Kamera authentische Bilder zu entlocken. Er ist im deutschen Film der größte Erzähler.

In Freundschaft,

Alexander Kluge

3 Filmstills aus dem Film „Lichter im Hafen“ Edgar Reitz gewidmet. Scheinwerfer sind die tausend unruhigen Wellen im Hafen von Amsterdam. Sie werfen das Licht der Stadt und des Hafens wild umher. So verhält sich „das Licht, wenn man es freilässt“. So malt die Kamera. Ein Menschenauge nimmt das nicht wahr. Die junge Frau im dritten Bild wurde von Edgar Reitz im Jahr 1966 gefilmt.


► Dreharbeiten zur „Hexenpassion“

Edgar Reitz hat die Dreharbeiten zu seinem neuen Film „Heimat, 2“ abgeschlossen. Der Film hat eine Länge von 26 Stunden. In den Schlussszenen ist eine „Hexenpassion“ zu sehen, die auf ein Hexenprotokoll aus dem Mittelalter zurückgeht und von dem modernen Komponisten Johannis Mamangakis für den Film komponiert wurde. Unser Magazin zeigt die Probenarbeit zur „Hexenpassion“ im Atelier, ein Gespräch mit Hannelore Hoger über ihre Rolle der Frau „Zerfall“ in „Heimat, 2“ und ein Gespräch mit Edgar Reitz über Glück, Filmtechnik, keltische Götter und die Programme der Romantik.


► Meine Heimat ist der Film

Das Werk von Edgar Reitz, geboren 1932, seit 1957 Filmemacher, reicht von Minutenfilmen über zahlreiche Spielfilme bis zur Heimat-Trilogie, die eine Länge von 52 Stunden aufweist. Reitz ist ein Patriot der jungen Filmgeschichte. Die Filmgeschichte ist gerade erst 120 Jahre alt. Sie steht heute vor neuen Chancen und Herausforderungen, die sie auf ihre Anfänge zurückverweisen. Zwischen 70mm- Filmen, Online-Bildern und den klassischen 35mm-Filmformaten wird alles neu möglich. Die entscheidenden Unterschiede liegen nicht in der Technik, sondern in der Magie der bewegten Bilder. Edgar Reitz im Gespräch mit Alexander Kluge.


► Dreharbeiten zur „Und will ich in die Sterne seh´n, muss stets das Aug´ mir übergehen“

Seit 1.000 Jahren pflügen die Hunsrücker ihr Land und es kommen immer wieder Steine zum Vorschein. Der Gegenpol dazu ist aber nicht die abstrakte „große Welt“, sondern das Sternenzelt. Edgar Reitz hat dem Land, aus dem er stammt, die große Film-Trilogie „Heimat I-III“ gewidmet und dem Hunsrück damit ein international wirksames Denkmal errichtet. Wie orientiert man sich als moderner Filmemacher im Jahr 2008? Was ist das Wesentliche an der unverwechselbaren Haltung, die den Regisseur Edgar Reitz beim Filmemachen kennzeichnet? In einer bisher unveröffentlichten Einstellung sieht man den Hauptdarsteller aus „Heimat“, wie er, in Anknüpfung an die eigene Kindheit von Reitz, aus der Dachkammer eines Hunsrück-Hauses mit einem selbstgefertigten Teleskop den Planeten Saturn und die Sterne beobachtet: „Und will ich in die Sterne seh´n, muss stets das Aug´ mir übergehen“.


►Alle Realitäten, die wir schaffen, fangen im Kopf an!

AUSWANDERUNG und HEIMKEHR sind das Thema vieler Mythen. Wenn Menschen ihre Heimat verlassen, oft endgültig, hat das starke Gründe und ist ein emotional tiefes Erlebnis. Das neueste Filmprojekt von Edgar Reitz befasst sich mit der Auswanderung der Hunsrücker nach Süd-Brasilien im 19. Jahrhundert. Der Film wird den ganzen Weg aus dem Hunsrück zum Rhein, in die Niederlande, die Schiffspassage, die abenteuerliche Ansiedlung und die weiteren Schicksale der ausgewanderten Familien beschreiben. Die Motivsuche hat begonnen. Ein Grundstrom im Werk von Edgar Reitz ist die Suche nach einer Erzählweise, die von den wirklichen Gefühlen der Menschen ausgeht und zugleich die Forderungen der Filmkunst erfüllt, wie sie in der 120 Jahre jungen Filmgeschichte angelegt ist. Gerade in unserer heutigen, von Stoff-Fülle und Überraschungen der Zeitgeschichte geprägten Welt, lohnt sich die Reflektion auf die Erzählformen des Films. Begegnung mit Edgar Reitz.