Aus dem Archiv: Der Traum von der Unvergänglichkeit



Der lebende Körper des Menschen ist ein Kunstwerk der Natur. Die Körper der Toten dagegen sind Gegenstand menschlicher Kunst. Bis 6.000 Jahre konnten Leichen konserviert werden. Mit modernen wissenschaftlichen Methoden können die Innereien dieser Toten durchforscht werden. Waren in winzigen Einzelheiten die Menschen der Vorzeit anders als wir? Welche Parasiten und Krankheiten besiedelten diese Körper? Es ist erstaunlich, wieviele Informationen ein kleines Stück Fußnagel des „Oetzi“ für die moderne Leichenforschung enthält. In Zusammenarbeit mit SPIEGEL TV.

► Der Traum von der Unvergänglichkeit (10vor11 vom 29.06.1998)


Sehen Sie dazu auch auf dctp.tv

► Tote auf Zeitreise

Albert Zink gehört zu den weltweit bekanntesten Mumien-Forschern. Sein Institut ist Spezialinstitut für die Untersuchung des Ötzi. Seine Forschungsaufträge führten ihn nach Ägypten, wo er legendäre Funde an ägyptischen Herrschern aufzuweisen hat. Mumien entstehen auf natürlichem Weg als Moorleichen oder in großen Höhen der Gebirge, wie den Anden oder den Alpen. Auch im Wüstensand. Die aktive Mumifizierung ist eine Kunst. Im Falle der Lenin-Mumie setzten sich die Fachleute relativ spät ans Werk. Fast wäre die Leiche nicht mehr mumifizierbar gewesen. Dann aber hielt sie sich, umsorgt von Wissenschaftlern bis heute. Ein stürmisches Schicksal hatte die an Krebs gestorbene Evita Perón. Nach dem Sturz der Peronisten und während der Militärdiktatur wurde ihre Mumie nach Italien verfrachtet. Später wurde sie ihrem Mann Juan Perón in Spanien ins Haus getragen. Die Faszination, die diese Frau auf die argentinische Bevölkerung ausübte, führte sie letztlich nach Hause, wo sie wie Schneewittchen in einem Glass-Sarg als ewig jung zu besichtigen ist. Die moderne Mumienforschung ist verbunden mit Gen-Analyse, Computer-Tomographie und allen Techniken modernster Wissenschaft. Kaum ein kriminalistisch untersuchtes Mordopfer wird so genau untersucht wie einige der Pharaonen durch das Team von Prof. Dr. Zink. Bei dem Pharao Ramses III stellte er eine verborgene Schnittwunde im Nacken fest. Eine Palastverschwörung hatte ein Attentat auf den Herrscher verübt. An dem Schnitt starb er, war aber noch in der Lage alle seine Gegner von Gerichts wegen umzubringen.


► Die Eismumie aus den Anden

Die Mumienspezialisten Prof. Dr. Horst Seidler und Prof. Dr. Konrad Spindler, die schon den Ötzi untersuchten, werden zu einem sensationellen Fund in der Andenrepublick Peru gerufen. Es geht um die Leiche einer jungen Frau, vermutlich einer Prinzessin, die vor 500 Jahren den Berggöttern geopfert wurde. Ein US-Medienkonzern hatte die Mumie exklusiv gekauft und behindert die Wissenschaft. Ein spannendes und informatives Magazin in Zusammenarbeit mit Spiegel TV.


► Lenins kalte Knochen

Seit seinem Tod wird Lenins Leiche im Mausoleum am Roten Platz ausgestellt. Ein wissenschaftliches Institut ist für die Erhaltung der Mumie und für die Permanente Erweiterung von Kenntnissen zuständig, wie man Leichen berühmter Personen der Nachwelt erhalten kann. Ein Experte des ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit, der sich mit der Konservierung mit Mumien befasst, gibt Auskünfte. Die Geheimtinkturen in die Lenins Leiche von Zeit zu Zeit getaucht wird, enthalten Geheimnisse. Auf dem Weltmarkt steigt der Preis für Leichenteile berühmter Persönlichkeiten, für heilige Knochen und für Geheimrezepte ihrer Konservierung.