Neu auf dctp.tv: Die neue Macht der Alten



Stets, wenn der Anteil an Jugendlichen in einer Gesellschaft mehr als 20 % betrug, entstanden gesellschaftliche Krisen: Die Französische Revolution, der 1. Weltkrieg, der Nationalsozialismus als Jugendbewegung, die Instabilität in der muslimischen Welt. Heute müssen wir uns auf eine entgegengesetzte Asymmetrie zwischen Alt und Jung vorbereiten. Sie wird, heißt es in dem aufregenden Buch von Dr. Frank Schirrmacher, Autor und Mitherausgeber der FAZ, „Das Methusalem-Komplott“, das 21. Jahrhundert bestimmen. Sie wird einen asymmetrischen Krieg zwischen den Generationen auslösen, wenn kein neuer Generationenvertrag, der die demografischen Tatsachen berücksichtigt, zustande kommt. Dr. Frank Schirrmacher im Gespräch.

► Die neue Macht der Alten (News & Stories 09.01.2005)


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► Der politische Aufstand und die Kategorie der Plötzlichkeit

Im Sommer 1967, als nach der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg der studentische Protest um sich griff, war der Literaturwissenschaftler K. H. Bohrer Chef des Literaturblattes der FAZ. Als einer der Ersten befragte er die Studentenführer. Ausgesandt von einem konservativen Blatt bewegte er sich als Zeitzeuge mit größter Neugierde unter den studentischen Aufrührern. Immer im Disput mit seinem damaligen Freund Jürgen Habermas, der die reformerischen Ansätze der Protestbewegung favorisierte.

K.H. Bohrer dagegen interessierten die Plötzlichkeit und der enthusiastische Ereignischarakter des Aufbruchs. Er stellt jene Monate von vor 50 Jahren in den weiteren Zusammenhang der Revolutionen seit 1789 und den der Kategorie der Plötzlichkeit. Sein Buch, das er als Zeitzeuge und Literat verfasste, hat den Titel „Jetzt“.


► Wie beginnt man eine Revolution

Der Dichter und Kritiker Ludwig Tieck beobachtete in London hungrige Proletarier, die er mit Wölfen verglich. Sie strichen durch die nächtlichen Ladenstraßen der Stadt, nur durch dünne Ladenfenster von den üppigen Delikatessen getrennt, die ihren Hunger gestillt hätten. Tieck wunderte sich, dass das dünne Glas, das ein einziger Stein hätte zerstören können, diese Menschen abhielt, die gesellschaftliche Ordnung zu brechen. Es muss eine Mauer in ihnen geben, die sie vom Übergriff abhält.

In welchen historischen Momenten Revolutionen beginnen, ist nach wie vor unerforschtes Gebiet. Die frühen Revolutionäre wie Georg Weerth hielten den Streik für den Anfang des modernen Widerstands. Später galten Barrikadenkämpfe als Auslöser für den Umbruch. Was ist das revolutionäre Subjekt? Die Vorgänger der kommunistischen Partei, jene Gruppe von Wilhelm Weitling, für die Karl Marx und Friedrich Engels das Kommunistische Manifest schrieben, nannte sich „Bund der Gerechten“. Für die frühen Revolutionäre war die Frage wichtig: „Nehmen wir an, die Revolution würde heute stattfinden, wie geht es morgen weiter?“

Der Historiker Dr. Patrick Eiden-Offe, Zentrum für Literatur-und-Kulturforschung Berlin, über das revolutionäre Subjekt und die Frage: wie beginnt eine Revolution?


► Ich glaube an Solidarität!

Zum Selbstbewusstsein der klassischen Arbeiterbewegung gehörte der Generalstreik. Wird er als politischer Streik ausgekämpft, stürzt er Regierungen. Lucy Redler, eine junge Politikerin, die sich mit ihrer Gruppe „links von der Linken“ positioniert, hat über den politischen Streik in der Bundesrepublik seit 1945 eine Arbeit geschrieben. Sie gilt als „Trotzkistin“. Was heißt es, im 21. Jahrhundert links zu sein? Was ist heute ein Trotzkist? Wem kann man in der Politik vertrauen? Wem vertraut Lucy Redler auf keinen Fall? Die Gruppe um Lucy Redler umfasst eine ähnlich kleine Zahl wie diejenige, die einst Rosa Luxemburg im Kampf gegen den 1. Weltkrieg um sich scharrte.