Die eigentlichen Sieger im 2. Weltkrieg, sagt Kulturforscher Friedrich Kittler von der Humboldt-Universität Berlin, waren die Mathematiker John von Neumann und Alan Turing. Der eine entwickelte mit seinen Rechnern die Grundlagen für die Atombombe, der andere erfand die Computer, die die Geheimschlüssel der Wehrmacht entzifferten. Aus dem Geiste dieser Mathematik entstand die Interkontinentalrakete, deren furchtbare Macht für ein halbes Jahrhundert den Frieden zwischen den Großmächten erzwang. Friedrich Kittler über die Entstehung der Beschleunigung in der Welt aus dem Geiste der Mathematik und das PRINZIP UNBERECHENBARKEIT – „Das Ganze steuert der Blitz“.
► Das Ganze steuert der Blitz (10vor11 vom 17.06.2002)
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► Mathematik steckt in allen Dingen
Moderne Mathematik arbeitet im Grenzbereich zur Technik und zur Naturwissenschaft. Es gilt Unbekanntes zu entdecken. Mathematische Strategien erweisen sich als Wünschelrute. Sie lassen in ihren strukturellen Analysen den Zufall und auch Irrationalität zu. Schwämme, Mikrostrukturen und Gedächtnismetalle sind ihre liebsten Studienobjekte. Prof. Dr. Stefan Müller vom Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften berichtet.
► Kein Mittel hilft gegen die Liebe
Alan Turing enträtselte während des 2. Weltkriegs das deutsche Geheimnis der Enigma-Verschlüssellung der Funksprüche und half so, den U-Boot-Krieg zu entscheiden. Er gehört zu den Erfindern des Computers. Wegen seiner Homosexualität wurde er vor Gericht gestellt und zur Strafe mit weiblichen Hormonen gespritzt. Er beging Selbstmord. Der Richter Dr. jur. E. Müller (Peter Berling) berichtet.
► Leibniz und die Mathematik der Schlangen
Grubenottern sind Schlangen, die außer ihren Augen Infrarotsensoren an ihren Köpfen haben, sogenannte „Gruben“. Im Sandmeer der Wüste schaukeln die zwei Kiefer dieser Schlangen im Wellenrhythmus, in dem sich die Beute nähert. Die Wärmebilder, in denen die Daten das rechnende Hirn der Schlange erreichen, sagt der Biokybernetiker Prof. Dr. Leo van Hemmen, sind unglaublich unscharf. Dennoch sind die „mit der Mathematik der Schlangen“ am Ende erstellten Kartierungen im Gehirn so präzise, dass der Angriff der Schlange blitzartig trifft.
An solchen Prozessen, in denen mehrere voneinander unabhängige Sinne „multi-modal“ zusammenwirken, untersucht die moderne Biophysik die Eigengesetzlichkeit der Sinne, aber auch Innovationsschübe für Roboter. Die Skalen, auf denen die elementaren Prozesse der Wahrnehmung stattfinden, sind bei Menschen – wie bei den Schlangen – absolut voneinander getrennt. Die Neuronen wissen nichts von der Psychologie, an der sie doch bauen.
Die moderne Biophysik kommt hier zu ähnlichen Ergebnissen wie der große Philosoph Leibniz: Alles Elementare besteht aus Monaden, die blind sind. Und doch produzieren diese autonomen Monaden ein Ganzes, das als Realität funktioniert.
Unsere menschlichen Neuronen haben das Sternenzelt nie selber gesehen. Und doch erforschen wir den Kosmos.
Begegnung mit dem Biokybernetiker Leo van Hemmen: „Jeder Punkt auf der Skala der Sinne hat seinen eigenen Verstand“.
► Wie Hitler den II. Weltkrieg aus Mangel an Mathematik verlor
Hitler vertrieb die jüdischen Mathematiker und Physiker aus Göttingen. Die Elite, die er aus dem Lande verwies, vereitelten ihm den Sieg im U-Boot Krieg und verhinderten, dass er die Atombombe bekam.
► Entschärfen oder Sprengen
Dirk Wegener, 1. Polizeihauptkommissar und Leiter der Polizeifeuerwerker im Landeskriminalamt Berlin, zeichnet verantwortlich für den Kampfmittelräumdienst (KMRD). Das Entschärfen, der Transport, die Zerlegung und Vernichtung von Munition und Bomben, die der Krieg hinterließ, ist eine lebensgefährliche Kunst. Sie verträgt keine Routine.
Es ist zutiefst befriedigend, sagt Dirk Wegener, Kriegsmunition zu vernichten und endgültig verschwinden zu lassen.