In ihrer fast 200-jährigen Geschichte hat die Fotografie „versiegelte Zeit“ hinterlassen. Im Festhalten des Augenblicks liegt die Faszination des belichteten Bildes. 1/8-Sekunde Belichtungszeit entspricht dem Schlag des Augenlids. „Es kommt auf die Sekunde an“, das ist hingegen das Gesetz des Films: 24-mal in der Sekunde ist es auf den Filmbildern hell, 24-mal ist es dunkel. Nur beides zusammen ist der Film.
Das Auge der Kamera ist unbestechlich und korrigiert immer wieder das menschliche Auge, das keine Brennweiten kennt und je nach Fantasie die Bilder, die es sieht, verändert. Noch unbestechlicher als die zahlreichen Optiken der elektronischen und der traditionellen Kameras ist aber das Auge jener Künstlerinnen und Künstler, die die Kamera beherrschen.
Es geht um Stillstand und Bewegung, um die Bilder, die Film und Fotografie festhalten können. Es geht darum, wie diese auf die Menschen wirken und wie sie Realität gestalten. Von der einfachen Vielfalt der Laterna Magica über die Morgenröte des Films, die Visualität des Kinos vor Hollywood, den Lichtfresser Arriflex-35 mm bis hin zur modernen Film- und Fotokunst. Wir sehen Annie Leibovitz bei einer ihrer Fotosessions, wir wohnen der Verhüllung des Reichstags im Zeitraffer bei, jagen den Augenblick und bilden die Realität anhand von Bilderwelten nach.
Porträts von und Gespräche mit Jim Rakete, Annie Leibovitz, Michael Ballhaus, Richard Leacock, Regina Schmeken, Henri Alekan, Thomas Demand, Thomas Mauch, Werner Herzog, Ludwig Rauch und anderen…
Die Zeit ist flüchtig und doch gelingt es uns immer wieder, sie zu konservieren.
► Konservierung der Zeit (Themenschleife mit 36 Filme)
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► „Annie’s Shooting“
Ein intimes Portrait der berühmten Fotografin, Annie Leibovitz (USA). Annie Leibowitz fotografiert Gertrud Höhler, Wissenschaftlerin, die beinahe VW Vorstand geworden wäre. Man sieht zu, wie ein Werbefoto entsteht; es zeigt Frau Höhler und ihren Sohn.
Filmisch portraitiert wird diese Arbeit der lebendigen Annie Leibowitz vom jungen Filmemacher Sebastian Cramer.
► Der Feldherr des Bildes
Michael Ballhaus ist heute einer der großen Directors of Photography in Hollywood. In einigen der besten Filme von Rainer Werner Fassbinder führte er einst die Kamera. Sein Grundsatz lautet: Was man durch Worte nicht sagen kann, muß man mit der Kamera erzählen.
► Werner Herzog und sein Film „Fata Morgana“
1968 drehte Werner Herzog seinen Film „Fata Morgana“ im Anschluss an seinen Dokumentarfilm „Die fliegenden Ärzte von Ostafrika“. Niemand vor oder nach Werner Herzog hat Landschaften unserer Erde so merkwürdig, lebendig und „noch nie gesehen“ fotografiert.
Werner Herzog nennt seinen Film eine „Landbeschau“. Die Sanddünen des Films, die in der Wüste vorgefundenen Flugzeugtrümmer, erschienen der Redaktion von „Prime-Time/ Spätausgabe“ genau die Bilder vom Wüstenkrieg, die CNN’s Kameraleute nicht finden.
► Der Lichtfresser
Die Filmgeschichte ist jung. Sie ist nicht viel älter als 120 Jahre alt. Ihr elementares Gerät ist die Filmkamera. Zwei Filmpioniere und deren Konstrukteure und Ingenieure (nach ihnen ist die Firma Arnold & Richter benannt), August Arnold und Robert Richter, entwickelten in den 30er Jahren eine Kamera, die in ihrer Robustheit, Beweglichkeit und ihrem technischen Raffinement einzigartig ist: die Arriflex. Mit ihr gelang der Filmgeschichte der Ausbruch aus dem Atelier und die Filmaufnahme in der Wirklichkeit, die vor allem für den Autorenfilm in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bahnbrechend war.
Diese Spiegelreflex-Kamera beruht auf einem Mechanismus, bei dem ein 48stel Sekunde das Negativ (und heute der digitale Träger) belichtet wird, während ein 48stel Sekunde, in der Transportphase des Filmstreifens, das Bild für den Kameramann sichtbar macht. Es ist also im Kino und bei der Filmaufnahme stets die Hälfte der Zeit dunkel und die andere Hälfte der Zeit ist es hell. Das erlaubt es dem menschlichen Gehirn, im Kino „zu träumen“.
Der Kamerakonstrukteur und Consultant der Firma Arnold & Richter, Thomas J. Popp, hat über Jahrzehnte die innovative Arbeit der Arriflex-Kamera begleitet. Die klassische Arriflex-35mm von 1935 wird heute fortgesetzt durch die Alexa-Digitalkamera, die ebenfalls in der Welt eine Alleinstellung besitzt.
Der Weg führt von den Erfindern der Filmkamera, den Brüdern Lumière, über die Debrie-Kamera der 20er Jahre bis zur klassischen Arriflex und der heutigen Alexa. Es ist ein Weg der Filmgeschichte in die heutige multimediale Welt.
► „Before Hollywood“
Es Geht um Filme von Edwin S. Porter, Thomas A. Edison und Meibritt Ahrends. Die Sendung zeigt Raritäten aus den Jahren 1902-1907, darunter „Electrocuting an elephant“ und „The capture of the Biddle brothers“. In dem gleichen, unachahmlichen Stil der „primitive variety show“ sind die Filme von Meibritt Ahrends entstanden („Moses“, „Salome“ und „Ben Hur“).
Die Beiträge des Magazins gehen davon aus, dass diese Filme in ihren ursprünglichen Ausdrucksformen den trickmässig ausgereizten Perfektionen, wie sie Hollywood seit 1907 produziert, überlegen sind.