Gothas Preis „Der Friedenstein“ geht 2020 an Alexander Kluge

Der international geschätzte deutsche Philosoph, Regisseur, Film- und Fernsehproduzent ist der neunte Preisträger.

Was haben Wei Jingsheng, Kurt Masur, Hermann Huber, Walentina Tereschkowa, Karlheinz und Almaz Böhm, Königin Silvia von Schweden, die Gruppe „KARAT“ mit Helmut Richter und Ed Swillms sowie Heinz Fischer gemeinsam? Sie alle sind „Der Friedenstein“-Preisträger, des außergewöhnlichen Kultur- und Friedenspreises der Stadt Gotha, der seit dem Jahr 1997 durch die Kulturstiftung Gotha verliehen wird. Au-ßergewöhnliches Engagement für Frieden, Eintreten für die Freiheit der Kunst und beispielgebendes kulturelles Engagement, verbunden mit neuen Ideen und Innovationen in der Bürgergesellschaft eint alle Preisträger, die bisher aus Deutschland, China, Österreich, Schweden und Russland kommen. Im Jahr 2020 haben sich die Gremien der Kulturstiftung Gotha für einen besonderen Preisträger aus Deutschland entschieden.

Die Auszeichnung „Der Friedenstein“ 2020 erhält der 1932 im sachsen-anhaltinischen Halberstadt geborene Alexander Kluge, der zu den klügsten Gelehrten Deutschlands und renommiertesten Filmemachern gehört. Rund 60 Kurz- und Spielfilme, unzählige Bücher und eine ständige Einmischung in aktuelle Entwicklungen, machten den Intellektuellen zu einer führenden Stimme im deutschen Mediengeschäft. Immer wieder setzte er sich dabei mit Krieg, Leid und der Not der Menschen auseinander – Entwicklungen, die zu Armut im Magen, im Geist und im Miteinander führen.

Er gilt als Mitbegründer des „Neuen Deutschen Films“, der in den sechziger und siebziger Jahren die Medienlandschaft der alten Bundesrepublik revolutionierte und neben ihm große Namen wie Rainer Werner Fassbinder, Edgar Reitz oder den in Georgenthal geborenen Regisseur Werner Schröter hervorbrachte. Er selbst, aus dem Osten Deutschlands stammend, machte nie einen Hehl aus seiner Liebe zur Heimat und bekannte sich gern dazu in dem er schildert: „…das es in meinem Leben sechs Monate Zeitgeschichte gab, die mich charakterlich zurechtgerückt und mich prägten.“

Diese Zeit war im Jahr 1938 gekommen, als er bei seiner Tante in Gotha Wohnung bezog und in der Reyherschule zu Gotha seine Schuleinführung erlebte. Alexander Kluge ist damit der erste Friedenstein-Preisträger, der einen direkten Bezug zum Verleihungsort Gotha besitzt. In seinem Aufsatz „Lesen und Schreiben lernen. Buchstaben des Lebens“ fasst er seine Kindheit in Gotha mit den Worten zusammen: „Was ist wirklich in diesen Tagen? Die Großbuchstaben der Zeitgeschichte… solches Schreibenlernen in Gotha hat mich geprägt.“

Wen die Kindheit und Prägung in Gotha dazu führt, dass er Rechtswissenschaften, Geschichte und Kirchenmusik studiert, wer von Theodor W. Adorno geschätzt wird, bei Filmlegende Fritz Lang seine ersten Filmarbeiten beginnt, als junger Berufseinsteiger mit dem „Oberhausener Manifest“ die Filmwelt wachrüttelt, seit mehr als einem halben Jahrhundert Wissen im Rahmen von Professuren an neue Generationen weitergibt, mit dem Neuen Deutschen Film den jungen Filmschaffenden Deutschlands einen Platz im internationalen Maßstab erobert, dieser Mann, ist ein „Autor des Jahrhunderts“, ein „Zeitzeuge des ständigen Wandels“, ein „Botschafter friedlicher Ideen“, eben ein „Der Friedenstein“-Preisträger 2020. Glückwunsch an Prof. Dr. Alexander Kluge!

Die Preisverleihung wird am 19. September 2020 im Schloss Friedenstein zu Gotha stattfinden. Die gesetzlichen Bestimmungen im Rahmen der Corona-Pandemie werden selbstverständlich eingehalten.

 
 
Foto: Regina Schmeken