Edgar Reitz erhält die Ehren-Lola für das Lebenswerk beim Deutschen Filmpreis

Die Ehren-Lola für das Lebenswerk geht in diesem Jahr an den Filmemacher Edgar Reitz. Mit seiner „Heimat“-Trilogie hat er Filmgeschichte geschrieben, auch Fernsehgeschichte und deutsche Kulturgeschichte.

Edgar Reitz, 1932 in Morbach im Hunsrück geboren, der realen Blaupause für das fiktive Hunsrück-Örtchen Schabbach, dessen bewegte Geschichte sein „Heimat“-Zyklus bearbeitet, begann seine Karriere im deutschen Film im Jahr 1957. Bald wurde er eine der wichtigen Stimmen der „Oberhausener Gruppe“ und des Neuen deutschen Films. Das Werk von Edgar Reitz reicht von Minutenfilmen über zahlreiche Spielfilme bis zur besagten „Heimat“-Trilogie, die eine Länge von 52 Stunden aufweist.

► Edgar Reitz (4 Filme)

 

► Dreharbeiten zur „Hexenpassion“

Edgar Reitz hat die Dreharbeiten zu seinem neuen Film „Heimat, 2“ abgeschlossen. Der Film hat eine Länge von 26 Stunden. In den Schlussszenen ist eine „Hexenpassion“ zu sehen, die auf ein Hexenprotokoll aus dem Mittelalter zurückgeht und von dem modernen Komponisten Johannis Mamangakis für den Film komponiert wurde. Unser Magazin zeigt die Probenarbeit zur „Hexenpassion“ im Atelier, ein Gespräch mit Hannelore Hoger über ihre Rolle der Frau „Zerfall“ in „Heimat, 2“ und ein Gespräch mit Edgar Reitz über Glück, Filmtechnik, keltische Götter und die Programme der Romantik.


► Und will ich in die Sterne seh´n, muss stets das Aug´ mir übergehen

Seit 1.000 Jahren pflügen die Hunsrücker ihr Land und es kommen immer wieder Steine zum Vorschein. Der Gegenpol dazu ist aber nicht die abstrakte „große Welt“, sondern das Sternenzelt. Edgar Reitz hat dem Land, aus dem er stammt, die große Film-Trilogie „Heimat I-III“ gewidmet und dem Hunsrück damit ein international wirksames Denkmal errichtet. Wie orientiert man sich als moderner Filmemacher im Jahr 2008? Was ist das Wesentliche an der unverwechselbaren Haltung, die den Regisseur Edgar Reitz beim Filmemachen kennzeichnet? In einer bisher unveröffentlichten Einstellung sieht man den Hauptdarsteller aus „Heimat“, wie er, in Anknüpfung an die eigene Kindheit von Reitz, aus der Dachkammer eines Hunsrück-Hauses mit einem selbstgefertigten Teleskop den Planeten Saturn und die Sterne beobachtet: „Und will ich in die Sterne seh´n, muss stets das Aug´ mir übergehen“.


► Alle Realitäten, die wir schaffen, fangen im Kopf an!

AUSWANDERUNG und HEIMKEHR sind das Thema vieler Mythen. Wenn Menschen ihre Heimat verlassen, oft endgültig, hat das starke Gründe und ist ein emotional tiefes Erlebnis. Das neueste Filmprojekt von Edgar Reitz befasst sich mit der Auswanderung der Hunsrücker nach Süd-Brasilien im 19. Jahrhundert. Der Film wird den ganzen Weg aus dem Hunsrück zum Rhein, in die Niederlande, die Schiffspassage, die abenteuerliche Ansiedlung und die weiteren Schicksale der ausgewanderten Familien beschreiben. Die Motivsuche hat begonnen. Ein Grundstrom im Werk von Edgar Reitz ist die Suche nach einer Erzählweise, die von den wirklichen Gefühlen der Menschen ausgeht und zugleich die Forderungen der Filmkunst erfüllt, wie sie in der 120 Jahre jungen Filmgeschichte angelegt ist. Gerade in unserer heutigen, von Stoff-Fülle und Überraschungen der Zeitgeschichte geprägten Welt, lohnt sich die Reflektion auf die Erzählformen des Films. Begegnung mit Edgar Reitz.