Gemeinsam zeigen die kunsthalle weishaupt und das Museum Ulm vom 20. Oktober 2019 bis zum 19. April 2020 das Ausstellungsprojekt „Die Macht der Musik – Die Oper: Tempel der Ernsthaftigkeit“ von Alexander Kluge.
Zur Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, 20. Oktober, um 11 Uhr in der kunsthalle weishaupt sprechen Iris Mann, Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Soziales, Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Dr. Stefanie Dathe, Direktorin des Museums Ulm, Hans Ulrich Obrist, Kurator und stellvertretender Direktor der Serpentine Gallery London, sowie Kathrin Weishaupt-Theopold, Direktorin der kunsthalle weishaupt.
„Ohne Musik wäre alles Leben ein Irrtum.“
Alexander Kluge (*1932 in Halberstadt) – Jurist, literarischer Autor, Filmemacher und einer der einflussreichsten Vertreter des Neuen Deutschen Films – wählte dieses Zitat von Friedrich Nietzsche als Slogan seines mehrteiligen Ausstellungsprojektes, in dem sich alles um DIE MACHT DER MUSIK dreht.
In der kunsthalle weishaupt und im Museum Ulm inszeniert er mit neuesten Filmarbeiten, Textpassagen, Bildwerken und künstlerischen Interventionen ein lustvolles Feuerwerk der Eindrücke. In ihnen verdichtet sich DIE OPER, diese historische Bühne der Ernsthaftigkeit, mit all ihrem Drama, ihrer Poesie und Innerlichkeit, mit ihren fantastischen Übertreibungen und traumwandlerischen Erzählungen zwischen Sehnsuchtsort und Moloch zu einer berauschenden Chronik der Gefühle. Im unmittelbaren Dialog mit bildnerischen Arbeiten von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern wie Georg Baselitz, Thomas Demand, Katharina Grosse, Anselm Kiefer, Sarah Morris oder Anna Viebrock und ausgewählten Werken aus der Sammlung Siegfried und Jutta Weishaupt beginnen die diversen Zutaten dieser Ausstellung wie in einer künstlerischen Alchemistenküche erkenntnisreich zu brodeln.
(Ralf Grimminger, Ulm News)
Eröffnung am Sonntag, 20. Oktober 2019 um 11 Uhr
kunsthalle weishaupt, Hans-und-Sophie-Scholl-Platz 1, 89073 Ulm
► Zur Website des Museum Ulm
► Zur Website der kunsthalle weishaupt
Programmflyer zur Ausstellung ► Hier zum Download des Programmflyer
Sehen Sie dazu auch auf dctp.tv
► Macht Beethovens Musik mutig?
Schillers „Lied an die Freude“, vertont von Beethoven in seiner 9. Sinfonie, hat die Welt erobert. Beethovens Fassung war die Leitmelodie zur deutschen Wiedervereinigung. Nichts aber übertrifft die Rezeption dieses Musikstücks in Japan. Die Begeisterung geht zurück auf einen Anspruch Bismarcks: „Die 9. Sinfonie ist eine Musik, die mich tapfer macht.“
Deutsche Kriegsgefangene im japanischen Gefangenenlager Bando sangen 1914 die Hymne und berichteten von Bismarcks Worten. Die japanischen Wachoffiziere trugen das Lied nach Japan, wo es heute zu jedem Sylvester 800-mal zum Teil in Form zusammengesetzter Großchöre vorgesungen wird.
Macht Beethovens Musik mutig? Dr. Manfred Osten, ehemals an der deutschen Botschaft in Tokio, berichtet von der Rezeption Beethovens in Japan mit besonderem Hinweis auf den merkwürdigen Urtext von Schillers Dichtung.
► Wie arbeitet ein dramatischer Sopran?
Hildegard Behrens zu den großen, dramatischen Sopranen in der Welt. Sie singt z.B. die BRUNHILDE von Richard Wagner, die Marie in Alban Bergs WOZZECK, die ELEKTRA und die SALOME von Richard Strauss, die Eleonore in Beethovens FIDELIO, die Isolde aus TRISTAN und ISOLDE von Richard Wagner. Wie geht man mit einer solchen Stimme um? Was bedeutet Lungenkraft und Atem, Kehlkopf, Kopfresonanz, aber auch Schnupfen und Husten für eine Sängerin, die diese großen Partien singt? Hildegard Behrens berichtet. Ein spannendes und informatives Magazin.
► DER PROPHET
Die Grands Opéras sind die Blockbuster im Musiktheater des 19. Jahrhunderts. In Paris kannte jeder Giacomo Meyerbeers HUGENOTTEN und vor allem seine Oper DER PROPHET. Zu den Bewegungen der Reformation gehören nicht nur die Lutheraner und die Calvinisten, sondern auch die sog. Wiedertäufer. Von ihren Gegnern wurden diese besonders bibelgläubigen Evangelischen diffamiert. In Münster errichteten sie 1534 aber tatsächlich ein Gewaltregime unter einem Fundamentalisten namens Jean von Leyden, der glaubte, er sei eine Wiedergeburt des Königs David. Auf diesen Stoff gründet sich die Oper von Meyerbeer: ein riesenhaftes Tableau von Rache, Demütigung, Mord und Zerstörung: eine Gesellschaft explodiert. Hauptpersonen sind die Mutter des Propheten und dessen Geliebte. Außerdem zählt zu den handelnden Personen ein sexbesessener, tyrannischer Graf als Landesherr. Höhepunkte sind die Massenszenen jeweils am Abschluss der Akte. Giacomo Meyerbeer, nicht Richard Wagner, ist der Erfinder des „Heldentenors“. Die Oper ist unglaublich schwer zu singen. Der seit 1933 aus den deutschen Opernhäusern verschwundene Meyerbeer hat an der Deutschen Oper Berlin eine eindrucksvolle Retrospektive erhalten, die mit der Premiere des PROPHETEN jetzt abschließt.