Zum Tod von Oskar Negt (✝ 2. Februar 2024)

Mit dem Tod meines Gefährten Oskar Negt wird die Welt für mich ärmer. 52 Jahre haben wir zusammengearbeitet.

(Alexander Kluge)

Alexander Kluge über Oskar Negt: „Die Hierarchie war klar: Er sagte, wo es langgeht“ (ZEIT Online vom 3. Februar 2024, 12:33 Uhr; Interview: Peter Neumann)


Oskar Negt/Alexander Kluge: Kant Kommentare

Volte 12, Expanded

Spector Books OHG (LINK zur Webseite des Verlags)

Erschienen am 15.06.2023

 

Beschreibung:

Den Autor und Filmemacher Alexander Kluge und den Philosophen Oskar Negt, beide mit einem starken Bezug zur Frankfurter Schule, verbindet eine lange gemeinsame Arbeit. Angefangen mit den Büchern Öffentlichkeit und Erfahrung (1972) und Geschichte und Eigensinn (1981), fortgesetzt durch eine Anzahl von Fernsehgesprächen für dctp, bis hin zu ihrer zweibändigen Textsammlung Der unterschätzte Mensch (2001). Nicht nur ihre Überlegungen, auch die assoziative, lebendige Form ihrer Bücher, stellte im Feld der Theorie etwas völlig Neues dar. Für den Band Kant Kommentare haben sie den Faden der gemeinsamen Arbeit noch einmal aufgenommen und folgen dem Denken und der Person des Königsberger Philosophen bis in die feinsten Kapillare. Alexander Kluge schreibt: „Ohne Negt, meinen Mentor, hätte ich die BAUGRUBE KANT nicht so gründlich kennengelernt. Der Königsberger Philosoph hat mich überrascht. Er ist alterslos, modern. Es verblüfft mich, wenn er ,Mutterwitz‘ gegen den ,Schulwitz‘ setzt.“

ISBN/EAN: 9783959057707
Sprache: Deutsch
Umfang: 480 S.

Einband: gebundenes Buch


Oskar Negt auf dctp.tv

► „Was heißt NICHTS?“

Menschen fürchten die Leere und das NICHTS. Die Philosophen dagegen (und die modernen Physiker) gehen mit dem NICHTS täglich um. Hegel behauptet, das NICHTS sei der Gegenpol für ein jegliches ETWAS. Er steigert dies, wenn er sagt: Ohne den Abgrund des NICHTS könnte sich das Sein nicht bewegen.
Mit Oskar Negt.



► „Man kann nicht lernen, nicht zu lernen“

In der Adventszeit 1784 veröffentlichte Immanuel Kant den Aufsatz: „Was ist Aufklärung?“. Dieser Aufsatz enthält die klassische Definition des vernünftigen Emanzipationsprozesses, der ein ganzes Zeitalter bewegte. Jede Gesetzgebung, die den Prozess der Aufklärung der Menschen endgültig aufzuhalten versucht, ist null und nichtig, sagt Kant.
Er ist auch auf etwas Unmögliches gerichtet, weil sich Menschen in ihrer Emanzipation nicht aufhalten lassen. Was heißt Aufklärung? Was sind die Grundlagen dieses Prozesses, der so lange ein Projekt blieb und doch unaufhaltsam zu sein scheint?
Oskar Negt, Soziologe und Philosoph, berichtet.



► „Die Sieben Todsünden und der moderne Charakter“

Im Barocktheater gibt es mehr als 1002 verschiedene Sünden, Tugenden und personifizierte Begriffe. Unter den Begriffen stehen traditionell an erster Stelle Schönheit und Jugend, die Zeit (zugleich Tod), das Vergnügen (zugleich Freiheit) und die Enttäuschung (die Erkenntnis).
Von den Todsünden sind der Geiz, die Genusssucht, der Hochmut, der Neid und die Trägheit des Herzens (akedia) von besonderer Verwerflichkeit. Jeder Todsünde entspricht aber im Mittelalter und bei Thomas von Aquin auch eine Hochtugend. Und es ist von Interesse sich heute zu fragen, wie sich diese Vorstellungen von Abgrund und Idol ins 21. Jahrhundert übersetzen lassen.
Der Philosoph und Soziologe Prof. Dr. Oskar Negt im Gespräch.
Spannend und informativ.


► „Römische Grausamkeit“

Der Senat war von reichen Grundbesitzern beherrscht. Zwei Volkstribunen, die Brüder Gracchus, wollten durch Volksabstimmung eine gerechtere Umverteilung des Bodens erreichen. Nach der Verfassung der Republik waren ihre Argumente nicht zu widerlegen. Also musste man sie töten. Noch Rosa Luxemburg, die 1919 ermordet wurde, nannte sich in ihren journalistischen Artikeln in der Leipziger Volkszeitung GRACCHUS.
Der Sozialforscher Oskar Negt über die Geschichte der Brüder Gracchus und den Satz „Sozialismus oder Barbarei“, der eine wichtige Rolle in der Sozialdemokratie vor 1914 spielte.



► „Was ist Krieg?“

Der Sozialphilosoph, Oskar Negt, über den Krieg. Vom mehr als 30-jährigen Peloponnesischen Krieg in der Antike bis heute.



► „Das Prinzip Stadt – Innenarchitektur des menschlichen Bewusstseins“

Wenn mehr Menschen in einer Stadt leben, als sich miteinander verständigen können, dann müssen Kolonien gebildet werden. In der Antike regelten die Städte ihre Größe auf diese Weise selbst. Von Babylon bis in die heutige Zeit gibt es jedoch auch zahlreiche Beispiele für „Überwucherungen“.
Oskar Negt über das „Prinzip Stadt“ und die davon ausgehende Prägung des menschlichen Bewusstseins.



► „Was heißt fröhliches Scheitern in der Risikogesellschaft?“

Oskar Negt über wild gewordene Warenproduktion. Wie gefährlich ist eine ichbezogene, unruhige, überbeanspruchte soziale Kultur? Was heißt „fröhliches Scheitern in der Risikogesellschaft“?



► „Unser Bewusstsein formt sich wie eine Stadt“

Die griechischen Seestädte sind etwas grundlegend anderes als Ninive oder Babylon – und diese Großstädte wiederum etwas anderes als die Verwaltungshauptstadt eines Weltreichs, Rom.
Die Kelten wiederum hatten sogenannte „Oppida“, Vorratsburgen mit angeschlossener Siedlung; jeder Typ dieser Städte spiegelt ein anderes Gemeinwesen und, in Rückwirkung auf das Bewusstsein, eine andere Mentalität. Oskar Negt berichtet.


► „Die Geschichte vom verkrachten Mann und der Traum-Frau“

Karl Kraus nannte Lehárs LUSTIGE WITWE eine „Gehirnschande“. Das berühmte Stück, geschrieben 1905, besitzt einen märchenhaften Kern, der den Welterfolg erklärt. Es geht um den Sturz einer ehemals mächtigen Männergesellschaft, wie er 1914-18 in Europa Wirklichkeit wurde. Zugleich geht es um den Aufstieg einer selbstbewussten Frau, der Titelheldin.


► „Städte im Kopf der Menschen“

Marx beobachtet in seinen „Grundrissen der politischen Ökonomie“, wie in Norditalien im Spätmittelalter Handwerker und arbeitserfahrene Proletarier auf das Land zurückgetrieben werden. Sie entwickeln dort den Gartenbau, also „städtische Landwirtschaft“. Diese Städte im Kopf der Menschen haben für Oskar Negt bildenden Charakter.


► „Man brennt etwas ein…“

Oskar Negt und Max Horkheimer über einen Satz von Friedrich Nietzsche.


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