Aus dem Archiv: Fürs Killen gedrillt


Seit Cäsars Tod und dem Attentat auf Bismarck und Kennedy hat die Technik der Leibwächter zugenommen. Terror, Attentate und Erpressung provozieren den Personenschutz zu immer neuen Leistungen. Das Lernziel heißt: töten. Der Unterschied zwischen professionell und laienhaft heißt: Kann man den Tod von Nebenpersonen vermeiden? In hoch spezialisierten Schieß-, Reaktions- und Begleitschutzkursen werden künftige Bodyguards auf das Berufsziel gedrillt. Die Ausbilder kommen aus Anti-Terror-Gruppen und haben nur deshalb überlebt, weil sie schneller, präziser und um Bruchteile von Sekunden vorbereiteter waren als ihre Gegner. Dennoch zeigt das Attentat auf den israelischen Ministerpräsidenten Rabin, wie schwer es ist, den Rücken öffentlicher Persönlichkeiten zu schützen.
Mit einem Beitrag über die legendäre Botschaftsbesetzung in Princess Garden, London, 1980. Im Körper der erschossenen Terroristen befanden sich 82 Geschosse. Mit einem weiteren Beitrag über den Mord in Sarajewo, einen Mord in der Oper und die Tätigkeit eines Sicherheitsbeauftragten in der Oper. Präsident Lincoln wurde in einer Opernloge ermordet. In Zusammenarbeit mit SPIEGEL TV und der Staatsoper Stuttgart.

► „Fürs Killen gedrillt“ (News & Stories vom 19.10.1998)


Sehen Sie dazu auch auf dctp.tv

► „Vom Blitz getroffen“

Menschen, die vom Blitz getroffen wurden und überlebten, sprechen von dieser einmaligen Erfahrung anders, als die Wissenschaftler dies tun, die die elektrischen Himmelsaufladungen erforschen.
Das Doppelmagazin interessiert sich für diesen Sprachunterschied. Es geht um authentische Berichte von Blitzopfern. Man wechselt als Fußballspieler den Platz. Aus heiterem Himmel wird man vom Blitz getroffen, weil hier eine Wasserader war. – Man gießt das Grab seiner Eltern, die Freundin ist anwesend. Wegen eines Regenschauers bei sonst klarem Himmel sucht man Schutz unter einem Regenschirm. Der Blitz schlägt in die Spitze des Regenschirms. Man liegt dahingestreckt neben dem Grab der Eltern, wacht aus der Ohnmacht auf. Die Regel heißt: Jedes 13. Opfer eines Blitzes überlebt. Wo findet man die beste Deckung vor dem Blitz? Gibt es Kugelblitze? Zieht Gold Blitze an? Ein interessanter Film von Alexander Weil.



►“Osterweiterung der Zukunft“

Grigori Jawlinskij. Geboren 1952, war Präsidentschaftskandidat, bewarb sich gegen Jelzin, Suganow und andere. Noch unter Gorbatschow entwarf er den 500-Tage-Plan, der den Übergang in die Marktwirtschaft in Russland und den GUS-Republiken regeln sollte. Er war stellvertretender Ministerpräsident Russlands. Von diesem Amt trat er freiwillig zurück und verwirklichte in der Industriestadt Nischni-Nowgorod die „Reform von unten“: Militärfabriken wurden auf Zivilproduktion umgerüstet. Später war Jawlinskij Berater des Präsidenten Nasarbajew in Kasachstan. In der Duma, dem russischen Parlament, gehört er zu den Führern der demokratischen Opposition. Grigori Jawalinskij berichtet aktuell über den Zustand in Russland und seine politische Arbeit. Für seine Person folgt er inmitten aller Krisen dem berühmten Satz von Gramsci: „Pessimismus des Gedankens und Optimismus des Willens.“ Er erläutert, was für ihn Patriotismus bedeutet. Die NATO-Osterweiterung hält er für zu hoch gehängt. Es geht. Sagt er, um die Osterweiterung der politischen Vernunft.



► „Der Moment der Wahrheit liegt im Anfang“

Zur europäischen Avantgarde zählen in England die Gruppierung BLAST („Wirbelsturm“) und in Italien und Russland die Futuristen („Zukunftler“): Es geht um eine wilde Inbesitznahme des neuen Jahrhunderts. Einige Grundrisse der radikalen Avantgarden gehören zum Besten der Moderne und auch der Postmoderne. Marinetti, der Anführer der Futuristen, kandidierte am 17. November 1919 gemeinsam mit Arturo Toscanini und Benito Mussolini für die Wahlen zur Nationalversammlung. In den Anfängen sind die verwirrenden Strömungen eng beieinander. Deshalb gibt es, sagt die Ezra Pound-Übersetzerin, Eva Hesse, auch eine „Achse zwischen Avantgarde und Faschismus“. Diese Wahrheit ist nur in den Anfängen klar zu erkennen. Alle gesellschaftlichen Strömungen des 20. Jahrhunderts, auch die der Avantgarde, enthalten Drohungen und Gifte, aber zugleich auch die Gegengifte gegen die Projekte der reaktionären, menschenfeindlichen Ordnungsmacht.