Aus dem Archiv: „New Work – Zukunft der Arbeit“


In den U.S.A. muss man sich auf einen gesellschaftlichen Zustand vorbereiten, sagt der Anthropologe Frithjof Bergmann von der Universität Ann Harbor / Michigan, in dem 60 % der Menschen ohne Arbeit sind. Zugleich bringt das 21. Jahrhundert industrielle Vermögen hervor, die einen New Deal, eine Änderung unseres Lebens möglich machen. Bergmann nennt das: New Work. Seine Projekte sind eine Antwort sowohl auf die Not, wie auf den spannungsreichen Reichtum der modernen Welt. Die Projekte Bergmanns gehen von dem Zerfall klassischer Industrien in den großen U.S. – Ballungsräumen, vor allem in Detroit, aus. Wie kann man in der Mitte zerstörter Städte gerade dadurch eine lebendige Urbanität erzeugen, dass man nicht an die Freizeit der Menschen, sondern an ihre Arbeitsfähigkeit anknüpft? Am Anfang der Industrie waren die National-Werkstätten von Paris Anknüpfungspunkt der Utopie und Emanzipation. Jetzt nehmen wir Abschied von der klassischen Industrie und begegnen den neuen Realitäten der Informationsgesellschaft. Frithjof Bergmann hat für diese Nahtstelle ein Projekt entwickelt: sog. „Konstellation“, Dome der Arbeit. Es geht um von Arbeitslosen selbst gebaute, riesige Hallen in der Mitte der Großstädte. Hier können Menschen die Fähigkeiten, die sie in ihren Jugendträumen entwickeln wollten, aus eigener Initiative verwirklichen. Nichts ist so kommunikativ, sagt Frithjof Bergmann, wie die Selbstentfaltung. Menschen sind nicht die Zuschauer ihrer Lebensläufe, sondern die Produzenten ihrer Lebensläufe.

► New Work – Zukunft der Arbeit (News & Stories vom 01.05.1995)


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► Der letzte Erbe des Dschinghis Khan

Roman Fedorowitsch von Ungern-Sternberg, Balte, Offizier des Zaren, beherrschte vor und nach der Russischen Revolution zeitweise die Mongolei. Er heiratete eine Nachfahrin, den Dschingis Khan. Dieser blutige Reaktionär („bloody baron of Mongolia“) glaubte, dass ihm und seiner Reitertruppe die konterrevolutionäre Übernahme Europas möglich wäre. Er wollte, ausgehend von den Wüsten der Mongolei, die Bahnlinie Riga-Paris einnehmen und von dort ins Herz der Zivilisation vorstoßen. Der russische Historiker Leonid Jusefowitsch hat Aufstieg und Fall dieses letzten Gewaltherrschers der Mongolei in einer Biografie dokumentiert, die in Frankreich publiziert wurde.


► „Ultimativer Kick in Berlin-Mitte“

Der Jungproduzent Rolf Peter Kahl, geboren in Ostdeutschland, ist ein unternehmerisches Temperament. In seinem preisgekrönten Film SYLVESTER COUNTDOWN war er Produzent und Hauptdarsteller; in seinem neuen Werk ANGEL EXPRESS ist er Hauptdarsteller, Regisseur und Co-Produzent. Der Film handelt in Berlin-Mitte. Es geht um gierige Menschen, die nach Glück und Beute suchen. Auf viele Szenen des Films könnte man eine Serie weiterer abendfüllender Filme gründen. Das macht neugierig. Zugleich handelt es sich um die letzte Koproduktion von Luggi Waldleitner. Dieser große Altproduzent brachte die späten Filme von Fassbinder heraus. Jetzt, unmittelbar vor seinem Tod, entdeckte er den Charme von Rolf Peter Kahl.


► Realität als Teufelspakt

News & Stories beschreibt „Neue Wirklichkeiten zwischen Ninive und Assur“. Der Boden im Zwischenstromland (Mesopotamien) ist bekanntlich besonders alt. Verglichen damit ist die Gründung des modernen Staates Irak besonders künstlich und neu. Der Araberfürst Faisal, Verbündeter Englands im Ersten Weltkrieg, sollte 1918 König von Syrien werden. Französische Truppen nahmen ihm Syrien weg. Deshalb gründete England 1921 den Irak und gab ihn an Faisal als Entschädigung. 1941 befand sich der Irak für einige Monate an der Seite Deutschlands und Japans. Für Gorbatschow ist der Krisenherd am Golf eines seiner schwierigsten innenpolitischen Probleme. News & Stories charakterisiert Gorbatschows Balanceakt an Beispielen aus Bert Brechts Parabel-Stück „Der gute Mensch von Sezuan“. Ein Magazin mit drei verschiedenen Beiträgen.