Aus dem Archiv: „Die Linke nach dem Sieg des Westens“


Der Name Sarajewo ist mit dem Ausbruch des 1. Weltkriegs verknüpft, und er hat jetzt wieder eine Signalwirkung, die die Unfähigkeit der europäischen, politischen Zivilisation zeigt, mit dem Balkan und dem Nationalitätenproblem umzugehen.

An die Zähigkeit der Konfliktherde des 20. Jahrhunderts knüpft Peter Glotz an. Er berichtet aus dem Alltag eines Politikers, der im Bundestag mit Sarajewo, Blauhelm-Einsätzen und großer Politik zu tun hat. Er berichtet aber auch als Autor, der drei Bücher zu einer Trilogie zusammengeführt hat: „Der Irrweg des Nationalstaats“ wurde ergänzt durch seine Streitschrift: „Die deutsche Rechte“ und wurde dann erweitert durch das Buch „Die Linke nach dem Sieg des Westens“. Hier geht es um das „Projekt der Moderne“ und dessen Niederlagen seit 1989. Es geht um den Begriff der Revolution und die Unterscheidung zwischen rechts und links, die an der permanenten Veränderung teilnimmt.

► „Die Linke nach dem Sieg des Westens“ (10 vor 11 vom 07.12.1992)


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► Phantasien versteinerten das Herz

Im Jahre 378 wurde das Römische Reich machtpolitisch und nach zwei verschiedenen Religionen aufgeteilt. Die Militärgrenze verlief an dem Fluss Drina entlang und spaltete seither den Balkan. Alle späteren Kämpfe, vor allem aber die Gegensätze zwischen den Bewohnerländern des Balkans, fanden an dieser Schnittstelle statt. Die das ganze 19. Jahrhundert währende Balkankrise löste den 1. Weltkrieg aus und verstrickte erneut die Menschen zu Ende des 20. Jahrhunderts in den aktuellen Balkankonflikt. Roger Cohen, Leitartikler der NEW YORK TIMES und der INTERNATIONAL HERALD TRIBUNE, mehrjähriger Kriegskorrespondent in Sarajewo, hat in seinem Buch „Hearts grown brutal“ eine eindrucksvolle Beschreibung dieses uralten und zugleich aktuellen Feindschaftsherdes vorgelegt. Gerade in den von ihm dokumentierten Familiengeschichten zeigt sich, wie sich in diesem Konflikt wirkliche Verhältnisse und reine Fantasievorstellungen miteinander tödlich vermischen. Der Titel des Buchs und der Sendung stammt von dem irischen Dichter William Butler Yeates: „Wir nährten das Herz mit Phantasien, die Kost versteinerte das Herz“. Roger Cohen berichtet.


► „Das Gesetz der Großen Zahl“

Verletzungen und Wunden aus dem 19. und 20. Jahrhundert, zugefügt durch den Westen und Japan, gehören noch immer zu den Impulsen für Chinas rasante Entwicklung im 21. Jahrhundert. Für uns Europäer ist es von größter Bedeutung dieses China und seine Motivationen zu verstehen, das seit mehr als 4.000 Jahren eine Parallel-Welt zu der unseren bildet. Gerade die jüngste Entwicklung Chinas ist ein einzigartiges Laboratorium an gesellschaftlicher Erfahrung. Die über 200 Jahre alte NEUE ZÜRCHER ZEITUNG besitzt überall in der Welt Sonderkorrespondenten. Der Sonderkorrespondent für Japan, China und Indien, vor allem aber für das Riesenland China, ist Urs Schoettli. Er berichtet.


► Die große Persönlichkeit ist eine offene Katastrophe

In seinem Roman „Lotte in Weimar“ zitiert Thomas Mann einen Ausspruch des chinesischen Philosophen Kung Fu Tse: „Die große Persönlichkeit ist eine offene Katastrophe.“ Der Germanist Prof. Dr. Wentao Ma aus Peking hat „Lotte in Weimar“ ins Chinesische übersetzt. Er hält das o.g. Zitat für eine Fälschung. Der Wissenschaftler berichtet von den Verständigungsschwierigkeiten zwischen China und Deutschland, aber auch von den Problemen, sich in den Dialekten Chinas zurechtzufinden. Ein China-Magazin.