Aus dem Archiv: Totenkult im Tal der Könige


Im Tal der Könige wurden die Mumien Ägyptischer Herrscher aufgefunden. Viele dieser konservierten Körper liegen in den Museen von London, Paris, Berlin, New York und Kairo, aber immer erneut werden in den unterirdischen Grabkammern weitere dieser seit 5000 Jahren kunstvoll eingetrockneten Körper gefunden. Was ist das für ein Machtwille, der die Körper der Toten so präpariert, daß sie der Zeit trotzen!
Den hochspezialisierten Forschern, die sich seit Lord Carnavon mit den Mumien und ihren Grabschätzen befassen, gelingt es neuerdings in das Innere dieser Körper vorzudringen. Die elektronischen Späher, die sie in die getrockneten Adern und Organe einführen, finden dort die Spuren von Krankheiten, Narben, seltenen Würmern, Todesursachen (sie werden heute, 5000 Jahre zu spät erkannt). Sie staunen aber auch über diese „bio-historischen Urkunden“ einer rätselhaften Kultur. Was dachten die Geister, die vor 5000 Jahren in diesen Mumien lebten?
In Zusammenarbeit mit dem European Popular Science Project (EPS) und Spiegel TV.

► Totenkult im Tal der Könige (Primetime vom 10.05.1998)


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► Tote auf Zeitreise

Albert Zink gehört zu den weltweit bekanntesten Mumien-Forschern. Sein Institut ist Spezialinstitut für die Untersuchung des Ötzi. Seine Forschungsaufträge führten ihn nach Ägypten, wo er legendäre Funde an ägyptischen Herrschern aufzuweisen hat. Mumien entstehen auf natürlichem Weg als Moorleichen oder in großen Höhen der Gebirge, wie den Anden oder den Alpen. Auch im Wüstensand. Die aktive Mumifizierung ist eine Kunst. Im Falle der Lenin-Mumie setzten sich die Fachleute relativ spät ans Werk. Fast wäre die Leiche nicht mehr mumifizierbar gewesen. Dann aber hielt sie sich, umsorgt von Wissenschaftlern bis heute. Ein stürmisches Schicksal hatte die an Krebs gestorbene Evita Perón. Nach dem Sturz der Peronisten und während der Militärdiktatur wurde ihre Mumie nach Italien verfrachtet. Später wurde sie ihrem Mann Juan Perón in Spanien ins Haus getragen. Die Faszination, die diese Frau auf die argentinische Bevölkerung ausübte, führte sie letztlich nach Hause, wo sie wie Schneewittchen in einem Glass-Sarg als ewig jung zu besichtigen ist. Die moderne Mumienforschung ist verbunden mit Gen-Analyse, Computer-Tomographie und allen Techniken modernster Wissenschaft. Kaum ein kriminalistisch untersuchtes Mordopfer wird so genau untersucht wie einige der Pharaonen durch das Team von Prof. Dr. Zink. Bei dem Pharao Ramses III stellte er eine verborgene Schnittwunde im Nacken fest. Eine Palastverschwörung hatte ein Attentat auf den Herrscher verübt. An dem Schnitt starb er, war aber noch in der Lage alle seine Gegner von Gerichts wegen umzubringen.


► Monotheismus und Sprache der Gewalt

Als es viele heidnische Götter gab, verhielten sich die Religionen der Völker zueinander kommunikativ. Die meisten Götter waren Verwandte. Der Bruch entstand, mit der Erfindung der Idee des EINZIGEN GOTTES. Das war die Geburtsstunde der Unterscheidung von „Wahr“ und „Unwahr“. Aus Ägypten wanderte die Idee des einzigen Gottes in den Nahen Osten und später in andere Teile der Welt. Mit der rigiden Unterscheidung zwischen Wahr und Unwahr entfaltete die Sprache Gottes einen Motor der Gewalt. Der führende Ägyptologe Prof. Dr. Jan Assmann über den Monotheismus und die Sprache der Gewalt.


► Versunkene Schätze

In der Zeit der Kaiser von Byzanz, etwa um 750 n.Chr., versank vor der antiken Metropole Alexandria und vor dem Nil-Delta vor Aboukir ein Stück der ägyptischen Küste im Meer. Auf dem Meeresgrund sind die Städte Heraklion und Kanopis, Tempelanlagen und der Palast der Kleopatra zu finden. Der Unterwasser-Archäologe Franck Goddio und sein Team haben die in diesen Unterwasserruinen enthaltenen Schätze archäologisch erforscht und zum Teil gehoben. Es sind Riesenstatuen von Pharaonen und Göttern, ebenso wie Goldfunde und Kunstwerke von großer Schönheit darunter. Diesen Schätzen ist die große Ausstellung „Versunkene Schätze Ägyptens“ im Martin-Gropius-Bau, Berlin, gewidmet.

Der Taucher und Archäologe Franck Goddio berichtet über die Unterwasserarbeiten, die Hebung der Objekte und ihren Transport. Es geht um den Gott Osiris, der von bösen Geistern zerstückelt wurde, die sogenannte „Schwarze Göttin“, eine antike Figur von besonderem Wert, um das Antlitz des einzigen Sohnes Cäsars, der ermordet wurde, und die Kolosse ehemaliger Pharaonen. Begegnung mit dem Unterwasser-Archäologen Franck Goddio.


► Der Traum von der Unvergänglichkeit

Der lebende Körper des Menschen ist ein Kunstwerk der Natur. Die Körper der Toten dagegen sind Gegenstand menschlicher Kunst. Bis 6.000 Jahre konnten Leichen konserviert werden. Mit modernen wissenschaftlichen Methoden können die Innereien dieser Toten durchforscht werden. Waren in winzigen Einzelheiten die Menschen der Vorzeit anders als wir? Welche Parasiten und Krankheiten besiedelten diese Körper? Es ist erstaunlich, wieviele Informationen ein kleines Stück Fußnagel des „Oetzi“ für die moderne Leichenforschung enthält. In Zusammenarbeit mit SPIEGEL TV.


► Raubstaat Assur

Zwischen 1414 und 609 vor Christus herrschte das Regime von Assur vom Euphrat bis zum Nil und lebte von seiner Beute. Das waren schöne und kluge Leute, aber besessen von Gier: „gelehrte Räuber“. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht (sie waren gerade dabei, das 100-jährige Theben weit im Süden Ägyptens zu erobern), brach binnen drei Jahren das Großreich zusammen. Raubstaaten haben kein ewiges Leben.
Die Alt-Orientalistin Prof. Dr. Eva Cancik-Kirschbaum, Freie Universität Berlin, ist Spezialistin für das Reich von Assur.