Aus dem Archiv: Die verblüffende Simplizität des Chinesischen



In China werden Tausende von Dialekten gesprochen. Schon benachbarte Provinzen können einander nur durch die Aussprache nicht mehr verstehen. Die chinesische Sprache wurde jedoch zusammengehalten und in ihrer Komplexität gesteuert durch die chinesische Schrift, die etwa 6000 Jahre alt ist. Diese Schrift galt den Revolutionären von 1911 und 1949 als die komplizierteste Schrift der Welt. Sie nahmen an, dass man diese Schrift vereinfachen müsste, wenn Informationen aus China verständlich sein sollten. Sunyatsen, Mao Tse-Tung und der große Dichter Luhsün stellen diese Notwendigkeit der Vereinfachung und der Schriftreform mit Bedauern fest. Inzwischen, darüber berichtet der Chinaforscher Klaus Stermann, hat sich erwiesen, dass diese hochkomplexe chinesische Schrift das optimale Informationsmittel für Computer darstellt. In den modernsten Computern wird dieser Schatz der chinesischen Sprache auf Ewigkeit überleben. Von diesem Schwerpunkt ausgehend, berichtet Klaus Stermann über die ehemalige deutsche Kolonie Tsingtau, über seine Praxis als Rundfunksprecher und Deutschlehrer in China, über die revolutionären Bewegungen und über die Gegenwart dieses Landes

► Die verblüffende Simplizität des Chinesischen (10vor11 vom 14.03.1993)


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► 10.000 Dinge in einem Pinselstrich
Die aufsehenerregende Ehrenhalle der Volksrepublik China auf der Frankfurter Buchmesse bestand aus der Installation „Buchberg“, erbaut von dem renommierten Künstler Jiwei Li: 5.000 Jahre chinesischer Kultur als ein begehbarer Raum. Die Elemente: ein Blatt Papier, ein Tropfen Tusche, ein Schriftzeichen, ein Buch. Die tonnenschwere, recht große Installation macht daraus ein kreatives Monument. Jiwei Li berichtet wie schwer es war, die chinesische Zensur für ein so ungewöhnliches Projekt zu gewinnen. An die eigentliche Grenze gelangte er bei der Einfuhr und im Aufbau der Installation in der Bundesrepublik. Hier gelten die DIN-Normen (mit denen wir schon den 2. Weltkrieg verloren haben), die in vollem Gegensatz stehen zu den technischen Präzisionsnormen in China. Zur Zollgrenze tritt die DIN-Norm-Grenze. Der Künstler hat aber mit Vehemenz alle Widerstände überwunden. Das Publikum staunte über das Werk. Zuvor hatte Jiwei LI bereits während der Olympiade 2008 die Deutsche Botschaft in Peking mit einer Installation bedacht: ein riesenhaftes Trikot über das gesamte Gebäude gestülpt. Begegnung mit dem Künstler Jiwei Li. Übersetzung: Gisela Reinhold.


► Lernen ist das Allerhöchste
Die moderne menschliche Zivilisation entstand zweimal, unabhängig voneinander in China und im Abendland. Die Vielfalt und Gegenwärtigkeit der chinesischen Geschichte verblüfft alle Beobachter immer erneut. Die Autorin Barbara Beuys hat in ihrem Buch „Preis der Leidenschaft“ das dramatische Leben einer jungen Chinesin im 11. Jahrhundert nacherzählt und mit ihrem Bericht über diese berühmte Dichterin einen Schatz an geschichtlicher Erfahrung ausgegraben.


► Die 8 Säulen Chinas
Der China-Experte und Zukunftsforscher Prof. Dr. John Naisbitt war Stellvertretender Erziehungsminister unter Kennedy und hat die Begriffe Globalisierung und Mega-Trend erfunden. In seinem (mit seiner Frau Doris geschriebenen) Buch DIE ACHT SÄULEN. MEGATRENDS IN CHINA entwickelt er eine Theorie, die den rasanten Vorwärtskurs Chinas begründet. Was ist vertikale Demokratie? Inwiefern liegen die Wurzeln der modernen chinesischen Politik tief in der Vorgeschichte dieses Landes verwurzelt? Wie eines seiner Vorbilder, der berühmte Ökonom Adam Smith, ist John Naisbitt Schotte, zugleich halb Däne und als Universitätslehrer und Praktiker tätig in den U.S.A. und in China. Begegnung mit John Naisbitt.


► Das Schnelle Pferd des Gedankens
Der Philosoph, Soziologe und Naturwissenschaftlich Prof. Dr. Wang-Hui in Peking gilt als der „chinesische Habermas“. Sein besonderes Interesse widmet er der Rekonstruktion und Verankerung der Phänomene des 21. Jahrhunderts in der 4.000-jährigen Tradition Chinas. Auf dem Hintergrund dieser Vielfalt zeigt sich die Differenz zwischen europäischem und chinesischem Denken, wobei die Worte und Begriffe, auch wenn sie ähnlich oder gleich klingen, etwas höchst Verschiedenes bezeichnen können. Akzeptiert man aber diese Verschiedenheit, entsteht Verständigung.

In dem Gespräch mit Wang-Hui geht es um die Phänomene „Masse“, „Staat“, „Liebe“, „Gemeinwesen“ und „Sprache“. Schon die Namen großer europäischer Philosophen erhalten in der chinesischen Sprache eine interessante Bedeutung. So heißt Karl Marx wörtlich übersetzt „das schnelle Pferd des Gedankens“, Immanuel Kant heißt „der große und körperlich robuste Tugendhafte“, Hegel kann man mit „das tiefe Meer“ übersetzen.


► China-Lexikon
Er ist Experte für Chinas Gegenwart. Mit der gleichen Genauigkeit untersucht er als Sinologe frühe Texte der Han-Dynastie aus der Zeit um Christi Geburt. Er schrieb das Buch „Die 101 wichtigsten Fragen – China“. Er kann selber als China-Lexikon gelten. Die menschliche Zivilisation entstand auf dem Globus vermutlich zweimal unabhängig voneinander: in China und in Europa. Es lohnt sich, diese Unterschiede und das darin enthaltene Denken zu erforschen, so Prof. Dr. Hans Van Ess, LMU München.