Aus aktuellem Anlass: Die Staatsoper Stuttgart geht in den Lockdown-Monat November
Die Staatsoper Stuttgart macht den November mit künstlerisch-diskursiven Online-Projekten zur Frage „Sind Sie sicher?“ zum Themenmonat. On-Demand-Streams im „Oper trotz Corona“-Programm flankieren diese Maßnahmen.
Den Anfang macht die legendäre Produktion von Carl Maria von Webers Der Freischütz aus dem Jahr 1980.
Der On-Demand-Stream ist von Freitag 6.11., 17 Uhr, bis 13.11., 17 Uhr verfügbar
www.staatsoper-stuttgart.de/oper-trotz-corona
Zur Ergänzung dieses Programms finden Sie bei dctp.tv eine neue Schleife mit vier Beiträgen.
Carl Maria von Webers FREISCHÜTZ gilt als deutsche Nationaloper. Sie handelt von Liebe in der Leibeigenschaft. Zeitpunkt der Handlung: kurz nach dem 30-Jährigen Krieg.
► Der Freischütz (4 Filme)
Sehen Sie dazu auch auf dctp.tv
► Per Aspera Ad Astra
Eine vom schwarzen Jäger Samiel geweihte Kugel, so sagt der deutsche Volksglaube, trifft im Fall von Leistungsstress todsicher. Sie trifft das Liebste, was ich habe, mitten ins Herz. So ist die deutsche Seele verwirrt. Die große deutsche Musik formuliert diese Verweirrung gnadenlos. In Wagners PARSIFAL, in Webers FREISCHÜTZ – die deutschen Opern siedeln am Abgrund. Gewidmet dem FREISCHÜTZ in der Inszenierung von Nikolaus Lehnhoff. Außerdem eine Hommage für Einar Schleef, dessen PARSIFAL in den U.S.A. als Weltsensation gefeiert wurde, nachdem er in der Bundesrepublik nicht aufgeführt werden durfte. Schleefs Buch berichtet davon: „Droge, Faust, Parsifal“ (Suhrkamp Verlag). Es geht um vom Teufel geweihte Kugeln, um Männerbünde, um eine Vision Bert Brechts, die sich mit Freicorps befasst, um die mörderischen Gruben von Baby Jar. Eine unbezwingliche Sehnsucht treibt Menschenins Verbrechen, über alle Entbehrungen und Härten dem Unglücksstern entgegen. „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“.
► Der Freischütz
Die Handlung spielt im Böhmerwald kurz nach Ende des 30-jährigen Krieges. Dunkel ist nicht nur der Wald, sondern auch die menschliche Seele. Max hat Angst. Er ist Jäger. Kein Schuss will ihm mehr gelingen. Er kann aber Agathe nur heiraten, wenn ihm der Meisterschuss gelingt. Ein undurchsichtiger Charakter, Kaspar, ebenfalls Jäger, will Max Freikugeln verschaffen. Mit ihnen würde der Meisterschuss gelingen, sie sind aber an eine Bedingung geknüpft: sechs Kugeln treffen das Ziel, das Ziel der siebten Kugel bestimmt der Satan. Carl Maria von Weber hat die Unheimlichkeit dieser Geschichte zum Kern seiner Oper gemacht. Der Mord und das Gießen der Kugeln in der Wolfsschlucht sind Gegenstand einer abgründigen Musik. Der katalanische Regisseur Calixto Bieito hat dieses Werk an der Komischen Oper Berlin in einer neuen und radikalen Weise inszeniert. Musikalische Leitung: Patrick Lange. Chöre: André Kellinghaus. Bühnenbild: Rebecca Ringst. Dramaturgie: Bettina Auer.
► Erdenglück und Schwarze Messe
Wilddiebe wurden noch in Zeit unmittelbar nach dem 30jährigen Krieg in Deutschland auf den Rücken eines Hirsches geschmiedet und durch den Wald gejagt. Ein Deutscher Fürst von etwas modernerm Empfinden versprach einst seinen Leibjäger eine Belohnung, wenn er den Hirsch erschießt, ohne den gequälter Wilderer zu töten. Dieser FREISCHUSS gelang. Aber der Schütze wurde verdächtig, sog. Freikugeln, d.h. im Namen des Teufels gegossene Kugeln verwendet zu haben. Dieses ist der Ursprung des Opernstoffes, den Carl Maria von Weber unter dem Titel DER FREISCHÜTZ komponierte. Unter der musikalischen Leitung von Zubin Mehta und in der Inszenierung von Nikolaus Lehnhoff hat die Berliner Staatsoper Unter den Linden den FREISCHÜTZ neu herausgebracht. Im Zentrum steht die Wolfsschlucht: deutscher Urwald, eine Gewitternacht, der ewige Jäger Samiel, das Bekenntnis zu bösen Kräften, und Blutopfer verdichten sich zu einer eindrucksvollen Schwarzen Messe. Webers Musik, sagt Zubin Mehta, ist die „Vorausmusik zur Dämonie Wagners“. Ein spannendes und informatives Magazin.