Neu auf dctp.tv: Manche Toten sind nicht tot

Renee Goddard über ihren Vater, den legendären Sozialisten Werner Scholem

Werner Scholem, Bruder des Kabbala-Forschers Gershom Scholem, profilierter Politiker der extremen Linken in der Weimarer Republik: ein unverwechselbarer Mann. Er wurde in Buchenwald ermordet. Seine Tochter Renee Goddard, die selbst auf ein abenteuerliches Leben zurücksieht, berichtet.

► Manche Toten sind nicht tot (News & Stories vom 10.08.2008)

 

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► Ost-Stars Sophie Rois

An der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, unter Leitung von Frank Castorf, sammeln sich die Begabungen. Die junge Schauspielerin Sophie Rois spielt dort z.Zt. die Brunhilde in „Ring des Nibelungen“. Sie spielte vor kurzem die Sophie Scholl in „Bring mir den Kopf von Adolf Hitler“ und brilliert jetzt in Christoph Schlingensiefs neuester Inszenierung „Die 1. sozialistische Butterfahrt der M/S Clara Zetkin“. Ein Portrait des Ost-Stars Sophie Rois.


► Die Haymarket-Märtyrer

Nach Chicago waren aus allen Regionen Europas die Arbeitskräfte zugeströmt. Im Mai 1886: Kampf um den 8-Stunden-Tag. Auf einem, heute durch den Highway zubetonierten, öffentlichen Platz, dem Haymarket, findet eine Massendemonstration statt. Gegen Ende der Veranstaltung wirft ein Agent-Provocateur (Polizeispitzel) eine Dynamitbombe. Die Polizei hat Verluste. In einem Mordprozess werden Anarchisten und Sozialisten, die die Streikbewegung für den 8-Stunden-Tag organisiert haben, aber an dem Massaker unschuldig sind, zum Tode verurteilt: Die Haymarket-Märtyrer. Aus diesem Ereignis und dem Tod dieser Märtyrer entsteht in Europa der „Feiertag der Arbeit“: 1. Mai. Es berichtet Nick de Genova aus Chicago.


► Der lange Atem

Arabischer Frühling, die studentische Protestbewegung im Juni 1967 (parallel dazu die Rebellionen in Paris und an den amerikanischen Universitäten), die Russische Revolution von 1917, die Industrielle Revolution, die Große Französische Revolution – alle diese Umwälzungen, jede für sich, haben ihren eigenen Charakter. Ihre Anfangsversprechen hat keine gehalten. Revolutionen, sagt der Philosoph Christoph Menke, haben einen unglaublichen Zeitbedarf. Der Auszug Israels aus Ägypten, Prototyp eines radikalen Neuanfangs, dauerte 40 Jahre biblischer Zeit. Gute Revolutionen sind vermutlich nicht unter 800 Jahren zu haben.

Christoph Menke hat den Lehrstuhl für PRAKTISCHE PHILOSOPHIE an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt inne. Er zählt zur 3. Generation der Frankfurter Kritischen Theorie. Diese philosophische Richtung, mit Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Walter Benjamin, Jürgen Habermas, Oskar Negt in ihren Reihen, steht für die Abwehr gegen den Nationalsozialismus, übersetzt für heutige Zeiten für die Früherkennung der Gefahren des Rechtspopulismus. In dieser Theorie steht die Freiheit, die (wie es schon Immanuel Kant sagt) dem menschlichen Nervensystem und der Evolution der Menschen innewohnt, im Fokus. Das Wort Vernunft („raison“), heißt es bei dem französischen Philosophen Jacques Derrida, lässt sich aus einem altfranzösischen Wort ableiten, das mit „sturmsichere Beladung eines Schiffes“ zu übersetzen ist.