Der Nürnberger Prozeß gegen die deutschen Generäle (1948)
Der letzte der Nürnberger Kriegsverbrecher Prozesse hatte den Namen „OKW-Prozeß“ und richtete sich gegen hohe deutsche Militärs. Stellvertretend für das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) und die Elite des deutschen Militärs wurden angeklagt: Feldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb, Die Panzergeneräle Hoth und Reinhardt, der Generalstäbler Warlimont, sowie verschiedene Front- und Etappenbefehlshaber. Es war eindeutig, dass unter dem Verantwortungsbereich dieser Generäle Kriegsverbrechen begangen worden waren, sagt der Historiker Jörg Friedrich, verwirrend aber für die Richter und Prozessbeobachter war zugleich, daß niemand den Angeklagten, wenn man ihre Erscheinung ansah, diese Verbrechen zutraute. Wo liegt der Punkt, an dem zivilisierte Menschen dennoch zu „Instrumenten der Vernichtungswut“ werden? Der Prozeß enthüllte keine „Fratze des Barbaren“, sondern beleuchtete voll den Umschlag von militärischer Schwäche in Brutalität, wie sie für den Krieg charakteristisch ist.
► Die Fratze des Barbaren (Primetime vom 03.11.1996)
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► Krieg geht nicht vom Volke aus
Egon Bahr, ehemaliger Kanzleramtschef und heute international bekannter Sicherheitsexperte, über die Frage: Wem sprechen wir das Recht zu, über Krieg und Frieden zu entscheiden? Als die Enzyklopädie in Frankreich erschien (1757), galt noch der Kabinettskrieg. Fürsten entschieden über den Krieg. Dann kam eine Periode des Volkskrieges; eine brutale Form des Kriegs, der sich jedoch oft auf den Volkswillen stützte. Im Kalten Krieg kehrte die Entscheidungsmacht zurück zu einer kleinen Elite von Experten. Zu schrecklich wären die Folgen eines Irrtums gewesen. Auf Emotion oder Demokratie kam es im Gleichgewicht der Abschreckungskräfte nicht an. Was gilt heute? An der Schwelle zum 21. Jahrhundert? Lassen sich Krieg, demokratische Mitbestimmung und Menschenrecht voneinander trennen?
► Hitlers Heerführer von 1941
Der Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion im Sommer 1941 sollte ein Blitzkrieg werden. Fünfundzwanzig Heerführer verschiedener Ränge (darunter Panzergenerale wie Guderian und Hoth, Strategen wie von Manstein, von Rundstedt und von Bock) führten den Angriff, der im Dezember in einer Katastrophe endete. Zu diesem Zeitpunkt waren traditionelles „Kriegshandwerk“ und Kriegsverbrechen heillos miteinander vermischt.
Privatdozent Dr. Johannes Hürter, Militärhistoriker, hat in seinem eindrucksvollen Buch HITLERS HEERFÜHER, das „Unternehmen Barbarossa“ (wie die geheime Bezeichnung des Ostfeldzugs hieß), Hitlers Einfluss und die besonderen Charaktere der fünfundzwanzig Heerführer beschrieben. Generäle in einem nicht ganz gewöhnlichen Krieg. Die Geschichte eines fachlichen und moralischen Zusammenbruchs.
► Die Kesselschlacht von Stalingrad 1942
Das Kriegsjahr 1942 war lange Zeit vom Vormarsch deutscher Truppen in Afrika und im Osten begleitet. Dann folgten die Katastrophen: die Niederlage Rommels bei El-Alamein, die Landung der Alliierten in Nord-Afrika und am 19. November die Einkesselung der 6. Deutschen Armee in Stalingrad. So etwas hatte es bis dahin noch nie gegeben. Aus was besteht eine solche Kriegsmaschine? Was bricht zusammen, wenn eine Armee kollabiert? Was waren die Gründe dafür, dass der Armee der Ausbruch anfangs verboten wurde und später nicht mehr möglich war? Was sind die Einzelheiten einer solchen exemplarischen „militärischen Insolvenz“? Der Historiker und Experte für den Ostkrieg Dr. Christian Hartmann, Institut für Zeitgeschichte München, berichtet.
► Der gefährlichste Moment im Kalten Krieg
Im Kalten Krieg war das Jahr 1983 der gefährlichste Augenblick. Russland und der Westen haben sich oft missverstanden. Das Gefährliche im Herbst 1983 lag darin, dass der Westen keine Ahnung davon hatte, wie bedroht sich die altgewordene Führungsmannschaft in Moskau fühlte und wie sehr sie die Gesten und Worte des Westens missverstand. Um ein Haar wäre es in Mitteleuropa zu einem atomaren Schlagabtausch gekommen. Selbst Präsident Reagan war nachträglich entsetzt, als er von der Situation erfuhr, die er durch seine Worte vom „Kreuzzug gegen das Böse“ angeheizt hatte.
Prof. Dr. Georg Schild, Professor für Nordamerikanische Geschichte an der Universität Tübingen, hat in seinem Buch DAS GEFÄHRLICHSTE JAHR DES KALTEN KRIEGES das krisenhafte Geschehen um das Manöver „Abel Archer“ vor dem Hintergrund der Gesamtgeschichte des Kalten Krieges beschrieben.
► Das Kriminelle und die Balance
Das Wort „korrupt“ kommt aus dem Lateinischen und heißt „verrottet“. Obwohl es in den verschiedenen Ländern und Kontinenten unterschiedliche Auffassungen gibt, wo genau Korruption und Kriminalität beginnt, existiert doch ein Grundkonsens, dass Korruption schadet und jemand, der korrupt ist, sich aus der Gesellschaft ausgrenzt. Was sind die Motive für Korruption? Gier? Ego? Fahrlässigkeit? Ein klassisches Motiv, sagt Hans Leyendecker, ist der Wunsch nach Vergeltung. Einer ist zu kurz gekommen und will das, was ihm nicht gegeben wurde, sich verschaffen. In traditionellen Gesellschaften (bis zurück zu den vorbürgerlichen Clans und Stämmen) gibt es Patronats- und Treueverhältnisse. Sie beruhen auf „Gabe und Gegengabe“. Diese Grundströmung, von Geben und Nehmen ist auch in allen Arbeitsprozessen, Kooperationen, Näheverhältnissen üblich. Es wird auch keine Politik geben, ohne dieses Grundwasser an gegenseitigem Vertrauen, zu dem auch Zeichen von Gefälligkeit gehören. Wenn ein Staatsanwalt die Tasse Kaffee, die ihm angeboten wird, nicht annimmt, geht er von einer Nullgrenze der Toleranz aus, die nicht nur unrealistisch, sondern menschenunfreundlich ist. Dies stellt die Abteilungen für Compliance und Integrität in den Wirtschaftsunternehmen vor immer erneut aktuelle Fragen. Wie verhalt man sich bei Shit-Storm? Gibt es für jemand, der sich schuldig gemacht hat, einen Rückweg? Wie verhält man sich in den Nebeln wirklicher Verhältnisse, wenn diese Abgründe enthalten? Was heißt Charakter? Was heißt Verlässlichkeit? Unsere heutigen Öffentlichkeiten, besonders auch das Netz, können unbarmherzig sein. Wer definiert, was Unrecht ist? Es ist wichtig, feste Grenzen gegenüber dem Kriminellen und der Korruption zu ziehen. Ebenso wichtig ist dabei das Augenmaß und die Balance zu bewahren, die dem Sünder im Einzelfall auch den Rückweg möglich machen.
Hans Leyendecker ist seit Jahrzehnten als investigativer Journalist tätig. Er ist Leitender Politischer Redakteur der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Gemeinsam mit Georg Mascolo arbeitet er an investigativen Projekten, die Standards gesetzt haben. Er berichtet aus reicher Erfahrung.