Am Mittwoch eröffnet Alexander Kluge gemeinsam mit Ann Cotten seine für München adaptierte Ausstellung „Pluriversum“ im ausverkauftem Literaturhaus München.
»Ohne von anderen Gestirnen beleuchtet zu werden, leuchtet mein Mond nicht.« Alexander Kluge, der große poetische Chronist der Gegenwart, berühmt durch seine Filme, Texte, Montagen, bezieht uns, sein Publikum, ein in seinen Kosmos. Nach Ausstellungen in Essen (Museum Folkwang) und Wien (Belvedere 21) gibt er erstmals in München Einblick in seine Denkwerkstatt. »Wir brauchen erneut jene Wunderkammern, die das enthalten, was wir Poeten als Ahnungsvermögen bezeichnen. Also Kunst, Wissenschaft und nach vorwärts gerichtete Erzählungen.«
Bis zum 29.09.2019 erhält das Publikum die Chance in Alexander Kluges Denkwerkstatt einzutauchen und sich am umfangreichen Begleitprogramm zu erfreuen.
Begleitprogramm
Pluriversum
Mi 29.5.19 // 19.30 Uhr // Saal
Ausstellungseröffnung mit Alexander Kluge & Ann Cotten
Die Menschen laufen in großer Freiheit umher
Di 4.6.19 // 19 Uhr // Galerie
Ausstellungsführung mit Daniel Bayerstorfer
Erzählen ist die Darstellung von Differenzen
Do 13.6.19 // 19 Uhr // Galerie
Ausstellungsführung mit Melina Brüggemann
Ausstellungen sind ideale Werkstätten für Neues
Mi 26.6.19 // 19 Uhr // Galerie
Ausstellungsführung mit Mathias Reitz Zausinger
Sonne, Mond & Sterne: >Solaris<
Di 2.7.19 // 18.30 Uhr // Salvatorplatz (bei Regen im Haus)
Julia Riedler liest Stanislaw Lem
Sonne, Mond & Sterne: >Haben schwarze Löcher keine Haare?<
Di 9.7.19 // 18.30 Uhr // Salvatorplatz (bei Regen im Haus)
Thomas Loibl liest Stephen Hawking
Pluriversum Montagskino
MO 15.7.19 // 19.30 Uhr // Saal
›Abschied von Gestern‹ (1966)
Sonne, Mond & Sterne: >Per Anhalter durch die Galaxis<
Di 16.7.19 // 18.30 Uhr // Salvatorplatz (bei Regen im Haus)
Klaus B. Wolf liest Douglas Adams
Die Kenntnis der Notausgänge ist das schönste Welttheater
DO 18.7.19 // 19 Uhr // Galerie (EG)
Ausstellungsführung mit Karolina Kühn
Sonne, Mond & Sterne: >Reise um den Mond<
Di 23.7.19 // 18.30 Uhr // Salvatorplatz (bei Regen im Haus)
Thorsten Krohn liest Jules Verne
Komik. Eine Zweigstelle der Philosophie
MI 24.7.19 // 20 Uhr // Saal
Foyer-Bar ab 19 Uhr
Ein Abend mit Helge Schneider & Alexander Kluge
Pluriversum Montagskino
MO 16.9.19 // 19.30 Uhr // Saal
›Deutschland im Herbst‹ (1978)
Sternenkarte der Begriffe: Eintritt in den Kluge-Kosmos
MI 25.9.19 // 19 Uhr // Galerie (EG)
Ausstellungsführung mit Christoph Streckhardt
–> Zur Veranstaltungsseite des Literaturhaus München
Sehen Sie dazu auch auf dctp.tv:
► Alexander Kluge: Retrospektive – Prospektive 2013 in Paris (19 Filme)
Die Cinémathèque Française widmet 2013 in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Paris dem Cineasten, Schriftsteller und Essayisten Alexander Kluge eine große Retrospektive. Alle seine Spielfilme der Jahre 1960 bis 1986 werden gezeigt, ebenso wie seine jüngsten, zum Teil noch unveröffentlichten Arbeiten.
„(…) Das Werk des Filmemachers und Intellektuellen Kluge thematisiert die Lebensbedingungen in der Nachkriegszeit, der Zeit des deutschen Wirtschaftswunders, in den vom linksextremen Terrorismus geprägten 70er Jahren und im jetzigen Zeitalter des weltweit verbreiteten Kapitalismus.“ (Pierre Gras)
► Stadt – Religion – Kapitalismus: Tagung im April 2014 im HKW, Berlin (9 Filme)
Stadt, Religion, Kapitalismus – drei Grundsätze, ohne die sich unsere heutigen Gesellschaften nicht begreifen lassen. Untrennbar miteinander verknüpft sind sie zentrale Katalysatoren in der Geschichte der Zivilisation.
Alexander Kluge und Richard Sennett lassen diese elementaren Prinzipien in drei Podiumsgesprächen von Experten verhandeln. Ausgehend von den ersten städtischen Siedlungen des Zweistromlandes, dem geschichtsphilosophischen Begriff der „Achsenzeit“ und dem Frühkapitalismus knüpfen sie Verbindungen zu Gegenwart und Zukunft. Welchen Herausforderungen müssen sich Städte künftig global stellen? In welchem Licht erscheint unser heutiges Verständnis vom Selbst und der Welt vor dem Hintergrund aktueller religiöser Auseinandersetzungen? Und wohin steuern uns die derzeitigen kapitalistischen Wirtschaftssysteme?
Speziell zusammengestellte thematische Filmprogramme von Alexander Kluge, die im HKW ihre Weltpremiere feiern, gehen den Gesprächen voraus.
► Im Urwald, wo die wilden Wörter wohnen
Ann Cotten, geboren in Iowa/USA, lebt in Wien und Berlin. Der Vers: „Im Urwald, wo die wilden Wörter wohnen, befand ich mich als ich das Einhorn ritt“, stammt aus ihrem ersten Gedichtband „Fremdwörterbuchsonnette“, ein Werk, mit dem sie sich als Lyrikerin bereits an die Spitze setzte. Sie erhielt den Hugo-Ball-Preis (genannt nach dem berühmten Dadaisten), den Klopstock-Preis und viele andere Auszeichnungen.
Wie geht eine moderne Lyrikerin mit dem Netz um? Woran erkennen sich Lyriker untereinander? Wie viele Dichter braucht eine Gesellschaft? Lyrische Dichtung, wie sie auch das Werk von Elfriede Mayröcker enthält, gibt heute der Sprache die größte Freiheit, fern vom Sinnzwang, den die Medien oder die Dramatik des Sprechtheaters ausüben. Die heutige Öffentlichkeit, die gegenüber der klassischen Öffentlichkeit starke Verfallserscheinungen aufweist und doch zu schwach ist, eine selbstbewusste neue Öffentlichkeit des 21. Jahrhunderts oder gar Gegenöffentlichkeiten zu gründen, braucht die Ausdrucksstärke, die in der Sprache steckt, wenn man die rebellischen Wörter loslässt. Umgekehrt: „Sinnzwang stört die Melodie der Sprache und damit auch deren praktischen Sinn.“