Neu im Catch-up Service: Die Epoche der Völkerwanderung


Kriegerische Migration in der Spätantike
Nachdem die Goten im Jahr 378 n.Chr. den römischen Kaiser Valens bei Adrianopel besiegten und töteten, zogen in einer Epoche, an die sich das Frühmittelalter und das Reich der Franken anschließen, kriegerische Verbände vor allem durch den Westen des Römischen Reiches. Bekannt sind die Züge der Vandalen, die Migrationen Alarichs (der Rom eroberte und verbrannte) und die Züge der sogenannten Westgoten (eigentlich Visigoten). Erscheinungen wie der Heermeister Odoaker, wie der König Theoderich der Große und wie der Hunnenkönig Attila kommen ins Bild. Einen Höhepunkt bildet die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern, die das weitere Vordringen der Allianz des Hunnenkönigs und der ihn begleitenden Völker nach Westen stoppte.
Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Völkerwanderung im Sinne der Nationalstaaten gedeutet. Die deutsche Tradition feierte den „Völkerfrühling“. In romanischen Ländern dagegen wird gesprochen von der „invasion des barbares“. Die moderne Forschung bezweifelt, dass es sich um die Migration geschlossener Völker gehandelt haben kann. Es sind Stämme und kriegerische Bünde, stark besetzt mit jungen Männern, die in das durch Fraktionskämpfe zerrüttete Imperium Romanum einsickern, dort eigentlich feste besoldete Aufträge und Integration anstreben – und, weil diese verweigert wird, Raubzüge und Okkupationen veranstalten. Es ergibt sich ein hochdifferenziertes Bild. Die starke Anpassung der Migranten an die römische Zivilisation tritt vor Augen. Die sogenannte Völkerwanderung muss neu beschrieben werden.
Der Archäologe Dr. Philipp von Rummel, Generalsekretär des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin, ist Experte für die kriegerische Migration in der Spätantike.
► Die Epoche der Völkerwanderung (News & Stories, Sendung vom 27.04.2016)


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Philipp von Rummel: Die Völkerwanderung (Theiss WissenKompakt)
Wie aus dem Nichts, so schien es den Völkern Europas, tauchte im 4. Jahrhundert nach Christus eine Horde Reiter am Schwarzen Meer auf. In einem Blutbad vernichteten die Krieger aus der asiatischen Steppe das ostgotische Reich. Tausende Westgoten ergriffen panisch die Flucht und drängten sich an der römischen Grenze. Kaiser Valens wusste: Seine Truppen würden dem Druck nicht lange standhalten können. Er musste die Grenze öffnen. Das war der Anfang vom Ende der römischen Weltherrschaft und gleichzeitig der Auftakt zu Völkerbewegungen, die in den folgenden 200 Jahren das Gesicht Europas vollständig umgestalteten. Philipp von Rummel und Hubert Fehr nehmen dieses Phänomen und die einzelnen Stämme und Gruppen, die vom Strudel der Wanderungen erfasst wurden, genauer unter die Lupe und beziehen auch frühere und spätere Völkerbewegungen, etwa der Kimbern und Teutonen, der Araber, Mongolen und Wikinger, mit ein.
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Flucht und Migration von Menschen, wie wir sie heute erleben, ist keine Ausnahme, sondern eine Dauererscheinung der Geschichte. Es sind oft die gleichen Grenzübergänge. Aus Ungarn z.B. fliehen über die gleichen Stationen 1956, nach Niederschlagung des ungarischen Aufstands gegen die Russen, die Ungarn selbst in den West. 1989 kamen über die gleiche Grenze die DDR-Flüchtlinge. Und heute ist es der Flüchtlingsstrom aus Syrien.
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Migration existiert seit unsere Vorfahren aus Afrika, vor etwa 120.000 Jahren, auswanderten und die Welt eroberten. Große Migrationsschübe im 19. Jahrhundert aus Hunger und aus politischen Gründen sollten wir auf dem Hintergrund der Gegenwart neu in Erinnerung bringen. Deutsche Auswanderer waren für die Besiedelung der U.S.A. entscheidend. Migration ist ein weitgehend noch unerforschtes Gebiet.
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