Heute Abend im TV: Krieg auf dem Dach der Welt (08.02.2016, 0:30 Uhr bei 10vor11 auf RTL)

Abenteurer, Offiziere und Gelehrte wollen Mittelasien für Deutschland erobern
Im 1. Weltkrieg versuchten Deutschland und die K.u.K.-Monarchie ihren Einfluss bis Persien, Afghanistan und Indien auszudehnen. Im Jahr 1917 wollten sie gerade dort eine Kriegsentscheidung erreichen. Der Süden Russlands und das „Dach der Welt“, also die Gebirge und Hochflächen Asiens, die von Turk-Völkern und anderen nicht-russischen Stämmen besiedelt waren, wurden zur Zone der Auseinandersetzung zwischen den Mittelmächten und Russland. Es waren Abenteurer, Offiziere, aber auch Geschäftsleute und Gelehrte, die sich an diesem Vorhaben „Wild-Ost“ beteiligten. Deutsche Banken und Unternehmen gründeten bereits Filialen und planten Eisenbahnlinien in jenem weit entfernten Gelände, das die Phantasie der Generalstäbler faszinierte.
Der Historiker Dr. Rudolf A. Mark, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, über das Projekt „Wild-Ost“ in den Jahren um 1917.
 
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► Die Seeschlacht von Tsushima
seeschlachtDie asiatische Mittelmacht Japan besiegte im Jahr 1904 die europäische Großmacht Russland. Nachdem das russische Ostasiengeschwader in Port Arthur vernichtet war, fuhr die russische Ostseeflotte von Kronstadt über Nordsee, Atlantik, Indischen Ozean in Richtung Japan. In der Meerenge, die die japanischen Inseln von Korea trennt, liegt die Insel Tsushima. Hier trafen die japanischen Panzerschiffe auf die russischen „schwimmenden Bügeleisen“. In wenigen Stunden waren sie besiegt.
Der japanische Regisseur Nagisa Oshima hat Überlebende der japanischen Seite über diese Schlacht befragt. Es entsteht eine „Gegenwart lebhafter Schilderung“, als habe dieses Kampfgeschehen erst vor einigen Tagen stattgefunden.


► Unterwegs nach Ninive
niniveDie vom Deutschen Reich, der Deutschen Bank und mit Unterstützung des Osmanischen Reichs vorangetriebene Bahnlinie von Berlin über Wien, Budapest, Konstantinopel, Ninive, Bagdad nach Basra war ein gefährliches Streitobjekt, da Großbritannien und Russland sich durch dieses Projekt in ihren Interessen bedroht sahen.
Diese Bahn wurde vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs nicht fertiggestellt. Der Bahnbau zeigt einen intensiven Lernprozess der Projektbetreiber. Sie fingen den Bau an nach den Normen der Preußischen Hochbaubehörden. Die Bahnhöfe in Backstein sahen aus wie in Bielefeld. Streiks der Arbeiter und öffentliche Nichtakzeptanz dieser Bauweise belehrten die Verantwortlichen, dass man sich an das fremde Land anpassen müsste. So wurden ab einem bestimmten Teil der Strecke in Anatolien orientalisch kostümierte Bahnhöfe hingestellt. Der Bahnbau war begleitet durch lebhafte Ausgrabungstätigkeit der vorchristlichen babylonischen Kultur. Nach der ursprünglichen Planung hätte die Bahnstrecke direkt durch das Stadtgelände des antiken Ninive und das dazugehörige Tor geführt.
Dr. Peter H. Christensen, Stadt- und Zivilisationsforscher, Universität Rochester (NY), berichtet über das Projekt der Bagdad-Bahn und die kulturellen Aspekte, die diesen Bau begleiten.


► Der Traum vom Sieg im Orient 1914/18
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Während die Fronten im Westen im Stellungskrieg verharrten gingen die Hoffnungen der Mittelmächte in den Nahen Osten. Es gab Pläne, Afghanistan zum deutschen Verbündeten zu machen, von Istanbul aus einen Heiligen Krieg der Araber gegen England anzuzetteln (das löste dann umgekehrt den Arabischen Aufstand des Laurence of Arabia aus) oder den Suez-Kanal zu sperren. Zu diesem Zweck hatten die Deutschen, aber auch die Regierung in Wien, starke Geheimdienstbüros nach Istanbul vorgeschoben. Hier wurde geplant und konspiriert. Spionage und Propaganda lagen in einer Hand.
Das Merkwürdige liegt darin, dass beide Geheimdienste, der deutsche und der österreich-ungarische, vor allem gegeneinander arbeiteten. Wien siegte dabei auf dem Gebiet der Propaganda haushoch über Berlin. Die reichsdeutsche Kulturoffensive mit Opern aus dem Coburger Staatstheater kam gar nicht an. Dagegen hatte die Czárdás-Fürstin aus Wien 1918 noch vierzig Vorstellungen in der osmanischen Hauptstadt. Die Wiener Truppe sollte im Dezember 1918 nochmals zurückkehren. Da war der Krieg schon abhanden gekommen.
Alexander Will hat die weitgreifenden, aber oft auch improvisierten Siegesvorstöße der Mittelmächte in den Orient in einer Untersuchung detailreich beschrieben. Er berichtet.