"Eine Krankheit namens Geld"
Traviata, eine Frau von Format in Paris, verkauft ihre Sexualität für Geld. Die ganze Gesellschaft in Paris, "der Hauptstadt des 19. Jahrhunderts", ist gierig auf Geld. Eines Tages verliebt Traviata sich in einen naiven jungen Mann. Eine ungewöhnlich drastische Inszenierung von Verdis Meisterwerk an der Staatsoper Hamburg. Das Verblüffende ist, dass in dieser Konzeption auch der Tod der Traviata entfällt. Im berühmten 3. Akt der Oper führt Traviata Theater vor, im besten Sinn. Sie, die von ihrem Geliebten beleidigt wurde, packt ihre Koffer und reist ab. So bleibt Traviata im buchstäblichen Sinne des Wortes unsterblich. Inszenierung: Calixto Bieito. Musikalische Leitung: Enrique Mazzola.
"Der Prinz als Zwangsarbeiter"
Wolfgang Amadeus Mozart erwartete die Zukunft des Musikdramas von einer möglichst direkten Verknüpfung von Musik und Gefühl: dem Melodrama. Eines der schönsten Melodramen, die er schrieb, findet sich am Anfang seiner Oper ZAIDE. Ein europäischer Prinz lebt als Zwangsarbeiter in den Arbeitscamps des Sultans. Er kann nicht einschlafen. Ihn weckt der barbarische Lärm der Lagerinsassen, das Klirren der Ketten. Wie Marcel Proust ist er ein empfindsamer junger Mann, der über die Abgründe des Einschlafens fantasiert. Nicht wahr als dieses winzige Stück Lebenserfahrung: "der Schlaf will nicht kommen", bildet den dramatischen Kern eines der weltweit schönsten Musikstücke. Der Dirigent Christoph Hagel spiel und erzählt das Melodrama aus ZAIDE, 1. Akt.
"Ich war bekennender Opernhasser!"
Johann Nestroys Volksstück Höllenangst und Mozarts Oper Don Giovanni in Salzburg. Othello von Giuseppe Verdi, Ludwig van Beethovens Fidelio, Oper in 2 Akten, Luigi Nonos Al gran sole carico d'amore, G. F. Händels Caesar in Ägypten an der Staatsoper in Stuttgart. Dies alles sind aufsehenerregende Inszenierungen für Musik-Theater von Martin Kušej. Die zeigen die unverwechselbare Handschrift dieses Regisseurs, der dramatische und musikalische Mittel gern voll einsetzt. In Gespräch sagt Martin Kušej von sich selbst: "Ich war bekennender Operhasser!" Davon ist heute wenig mehr zu merken. Begegnung mit Martin Kušej.
"Aus der Praxis eines großen Dirigenten"
Lothar Zagrosek dirigiert die Werke der Moderne (z. B. Nono, Lachenmann) ebenso wie die Opern von Gluck, Mozart, Verdi und Wagner. Eine seiner Neuentdeckungen war die gewaltige Oper AENEAS IN KARTHAGO von Joseph Martin Kraus, dem "schwedischen Mozart". In seiner Position als Leiter des Konzerthausorchesters Berlin feiert Lothar Zagrosek Triumphe.