Aus dem Archiv: „Was unter die Haut geht“


Als vor 50 Jahren im sogenannten „Summer of Love“ (der Titel bezieht sich auf die Beatles-Songs, die gesungen wurden) der studentische Protest aufflammte, war K.H. Bohrer Chef des Literaturblatts der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Sofort brach er auf und war im Zentrum der politischen Kämpfe Zeuge: an der Freien Universität Berlin ebenso wie bei der legendären Trauerkundgebung für Benno Ohnesorg in Hannover. Sein Bericht verfügt über das scharfe Auge, über das nur die besessene Zuneigung für die Literatur verfügt. Als Autor und Universitätslehrer lebte er später an der Universität Stanford in den U.S.A. Er lehrte Hölderlin mit abgewendetem Blick von der sich zeitgleich im nur wenige Kilometer entfernten Silicon Valley sich entfaltender Digitalen Revolution. In seinem neuesten Buch „Jetzt“ hat K.H. Bohrer seine Erinnerungen niedergelegt. Ein persönlicher Bericht, ein historisches Zeugnis und ein literarisches Ereignis. Im Zentrum stehen die Beobachtungsfähigkeiten Baudelaires und Walter Benjamins und vor allem die „Kategorie der Plötzlichkeit“, die K.H. Bohrer, als das Kulturmagazin NEWS & STORIES begann, mit phänomenaler Wucht schon einmal demonstrierte. Begegnung mit K.H. Bohrer und seinem Buch „Jetzt. Geschichte meines Abenteuers mit der Phantasie“.

► „Was unter die Haut geht“ (News & Stories vom 25.04.2017)



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► „Baustelle Revolution“

Die Worte Revolution und Evolution bezeichnen die beiden Antipoden der Veränderung. Evolution ist das Gesetz des Lebendigen. Sie plant nicht. Evolution bastelt. Sie braucht gewaltige Mengen an Zeit. In dieser Weise schafft sie lang andauernde und riesenhafte Veränderungen. Der Revolution entspricht „umgekehrt“ der abrupte Bruch, die Kategorie der Plötzlichkeit. Revolutionär beginnt eine neue Zeit. In unserem Jahr 2017 gibt es den 100. Jahrestag zum Februar und Oktober 1917, den beiden russischen Revolutionen. 50 Jahre sind es seit dem Sommer 1967, aus dem die Protestbewegungen in Berlin, Frankfurt, Paris und Berkeley hervorgingen. Die Wende von 1989 ereignet sich zeitgleich mit der grausamen Niederschlagung der Rebellion auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking und zugleich im Jubiläumsjahr von 200 Jahren der Großen Französischen Revolution. Der Arabische Frühling führte – erschreckend und enttäuschend – zum Elend von Aleppo. Alle Revolutionen hatten bisher einen unverwechselbaren Charakter. Ihre Erfahrungen sind unaufgearbeitet. Christoph Menke, Inhaber des Lehrstuhls für Praktische Philosophie an der Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt/Main, Repräsentant der 3. Generation der Frankfurter Kritischen Theorie und Fellow im Wissenschaftskolleg zu Berlin zum Thema „Baustelle Revolution“. Es geht um einen archäologischen Grabungsort (für Ruinen aber auch für Neubau). Bisher hat keine Revolution ihre Versprechungen gehalten und dennoch sind Revolutionen die einzige radikale (d.h. die Wurzeln ergreifende) „Kunst des Neuanfangs“. Wie lernt man das „Anfangen anzufangen und fortzusetzen“? Die historische Erfahrung sagt: „Die Revolution beginnt erst am Tag nach der Revolution“, wenn der Zorn durch Dauerhaftigkeit und Arbeit ersetzt werden muss.



► „Die Nachwehen der arabischen Revolution“

Geraldine de Bastion berät staatliche und private Entwicklungshilfe-Organisationen in Sachen Afrika. Philip Banse erklärt sie, wie sich die arabische Revolution südlich der Sahara auswirkt: Die Diktatoren haben gelernt, können aber nicht alles unterdrücken.



► „Die blutige Hand“

Die Vorgänge in Ägypten lehren: für die Herrschaft gibt es keine Vorratshäuser des Pharao. Was ein Herrscher wie Mubarak in den fetten Jahren an Macht anhäuft, hilft ihm in den mageren gar nichts. Vor allem der Transfer beschädigter Macht auf ein neues Regime gehört zu den riskantesten Geschäften der Politik. In der Geschichte endete das oft mit der „blutigen Hand“. Der Historiker Prof. Dr. Michael Stürmer berichtet.