Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Kurz zuvor hatte sich Adolf Hitler das Leben genommen – ein letzter Akt der Flucht vor Verantwortung, während das nationalsozialistische Regime in Trümmern lag. In vielen deutschen Städten wehten weiße Fahnen – Zeichen der Hoffnung und der Ohnmacht zugleich.
Dieser „Frühling der Kapitulation“ war kein klarer Neubeginn, sondern ein Schwebezustand zwischen Zusammenbruch und Zukunft. Die alliierten Siegermächte übernahmen die Kontrolle, Millionen Menschen waren entwurzelt, die Verbrechen der NS-Zeit wurden erstmals in ihrem ganzen Ausmaß sichtbar. Und doch: Mit dem Ende der Gewalt begann eine neue Phase geprägt von Neuordnung, Aufarbeitung und dem Aufbruch in ein anderes Europa.
► Zum Kriegsende 1945 / Frühling mit weißen Fahnen
(Themenschleife mit 39 Filmen)
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► Das letzte Aufgebot vom Hexentanzplatz
Man vergisst, dass der 30. April, Vorabend zum 1. Mai, die WALPURGISNACHT ist. Nachdem die Greise im Volkssturm und die Hitlerjugend als letztes Aufgebot dahingerafft sind, machen sich alle Frauen, die verbrannt wurden (also nicht nur die Hexen) zur wilden Jagd auf. Sie können allerdings zwischen Alliierten, Roten und Nationalsozialisten nicht unterscheiden. Sie vernichten alles.
Ein Darsteller des US-Regisseurs Quentin Tarantino (gespielt von Peter Berling) über diese letzte Waffe im Zweiten Weltkrieg.
► Der letzte „normale“ Werktag des Dritten Reichs
„Normal“ war in der Endphase des Dritten Reichs kein einziger Tag. Montag, der 30. April 1945 zeigt ein besonders extremes Bild. Es war aber ein Werktag. An ihm wurde (anders als am 1. Mai und den folgenden Tagen bis zum 8. Mai) „gearbeitet“. Es ist der Tag, an dem Hitler starb. Der gleiche Tag war wichtig für die Gründung der Vereinten Nationen in San Francisco; es wurde das Veto-Recht der Großmächte erfunden. Größere Gegensätze wie an diesem Tag, an dem sich der Zusammenbruch konzentrierte, hat es in Deutschlands nie wieder gegeben: zwischen dem Inferno in Berlin und den schon ruhigen besetzten Gebieten im Westen, zwischen Oslo und Kreta – mehr Gegensätze kann man sich kaum vorstellen.
► Todesmarsch der GIs
Roger Cohen über das Schicksal gefangener US-Soldaten Ende April 1945. Sie wurden im Dezember 1944 in den Ardennen gefangen. In den unterirdischen Betriebsstätten der SS wurden sie als Arbeitskräfte widerrechtlich rekrutiert, ausgebeutet und zugrunde gerichtet. Ihr Todesmarsch zwischen den Fronten im April 1945 wurde legendär.
Roger Cohen, Leitartikler der NY TIMES und der INTERNATIONAL HERALD TRIBUNE beschreibt in seinem Buch „Soldiers and Slaves“ das bittere Schicksal dieser kriegsgefangenen GIs.
Literaturempfehlung
30. April 1945 – Der Tag, an dem Hitler sich erschoß und die Westbindung der Deutschen begann
Ein Tag, der Geschichte schrieb
Der 30. April 1945, ein Montag, letzter ausgeübter Werktag des Deutschen Reiches. Ihm folgen ein Feiertag und der Übergang von Resten einer Staatsgewalt in Hände, die das einwöchige Niemandsland bis zur Kapitulation nicht mehr steuern. Es ist ein Tag voller Widersprüche und verwirrender Lebensgeschichten. In Berlins Mitte toben heftige Gefechte, die Rote Armee nimmt die Stadt in Besitz, Hitler erschießt sich. Scheinbare Idylle dagegen in der Schweiz. In San Francisco formieren sich die Vereinten Nationen. Alexander Kluge beschreibt in seinem Buch lokale und globale Verhältnisse. Es geht um das Leben in einer kleinen, von amerikanischen Streitkräften schon besetzten Stadt, um den Takt der Haarschnitte, aber auch um Ereignisse rund um den Erdball, darunter die Geschichte zweier SS-Männer auf einer Kerguelen-Insel. Die Frage, die sich überall und unwiderruflich stellt: Wie soll man auf den Umsturz der Verhältnisse angemessen reagieren? Martin Heidegger etwa, in der Abgeschiedenheit von Burg Wildenstein, greift auf Hölderlin zurück…
Die Erfahrungen aller Lebensgeschichten, die vom 30. April 1945 ausgehen, reichen bis zu uns: In ihnen spiegelt sich, 69 Jahre danach, bereits auch die Gegenwart.
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