Wolfgang Rihm, der wichtigste deutsche Komponist seiner Generation, ist am 27. Juli verstorben. Er hinterlässt ein Universum von weit mehr als 500 Werken, darunter Opern und große Orchesterwerke, Kammermusik, Musiktheater und Vokalstücke.
Zu seinen wichtigsten Werken zählen die Opern „Die Eroberung von Mexico“, „Die Hamletmaschine“, „Dionysos“, „Jakob Lenz“, „Proserpina“ und „Das Gehege“ sowie Werke aus seinem Orchesterrepertoire.
► „Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Klanggesicht“
Wolfgang Rihm, geboren 1952, ist einander führenden Komponisten der Gegenwart. Sein von der Universaledition in Wien herausgegebenes Werkverzeichnis hat einen erstaunlichen Umfang. Kürzlich erregten die Bühnenwerke „Die Hamletmaschine“, „Ödipus“ und „Die Eroberung von Mexiko“ Aufsehen. Das Gespräch gibt einen Einblick in die Musikwerkstatt eines genialen Komponisten. Die Beispiele, an denen Wolfgang Rihm einige seiner Maßstäbe erläutert, stammen aus seiner jüngsten Oper „Die Eroberung von Mexiko“. „Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Klanggesicht“, sagt Wolfgang Rihm am Schluss der Sendung.
Der spanische Abenteurer Cortez zerstörte das Reich der Azteken auf der Suche nach Gold. Der Prophet und Kaiser der Azteken, Montezuma, war sein berühmtestes Opfer. Zuletzt verbrannte Cortez die Fußsohlen des Herrschers, um Hinweise auf weitere Goldverstecke zu erhalten. In Anknüpfung an Arthaud und den südamerikanischen Dichter Octavio Páz, hat Wolfgang Rihm aus diesem Stoff ein Großes Musiktheater entwickelt. Rihm beherrscht alle machtvollen Musikeingriffe, wie sie von Monteverdi, von Wagner und von Luigi Nono über 370 Jahre entwickelt wurden. Er schmilzt diese Musik-Cluster zu einer absolut neuen Form zusammen. Die Titelrolle des Montezuma singt die Sängerin Annette Elster, die für ihre Kundri in Parsifal berühmt ist. Eine Zusammenarbeit mit der Frankfurter Oper. Inszenierung: Nicolas Brieger; Dramaturgie: Wolfgang Hofer, Jutta Georg.
► „Ein Märtyrer des Sturm und Drang“
Jakob Lenz, ein junger genialer Dichter und Dramatiker in der wilden Periode, die der Klassik voranging („Sturm und Drang“), war ein Jugendfreund Goethes, mit dem er sich später zerstritt. Georg Büchner hat einem vermutlichen Schizophrenie-Schub des Genies seine Novelle „Lenz“ gewidmet. Von diesem Stoff handelt die subtile Oper von Wolfgang Rihm JAKOB LENZ. In der Oper erscheint Lenz als ein „verlorener Mensch“. In seiner Radikalität hat er sich von allen Freunden isoliert. Der Philantroph Oberlin, ein Pfarrer, und ein Arzt namens Kaufmann versuchen den geistig Verwirrten zu retten. Je mehr sie sich bemühen, desto kränker und widerspenstiger wird der Rebell. Die polyphonen Stimmen in dieser Oper sind nicht die eines Chors, sondern es sind die inneren Stimmen von Lenz. Es geht um die Passion eines Menschen in einer Grenzsituation, in der nichts von Normalität übrig ist. Das letzte Wort in der Oper von Lenz heißt: „Konsequenz“. Eine packende Aufführung an der Staatsoper Stuttgart. Inszenierung: Andrea Breth. Musikalische Leitung: Franck Ollu. Dramaturgie: Sergio Morabito.
► „Protokoll einer mißglückten Begegnung“
Der Herrscher Montezuma empfängt den spanischen Eroberer Cortéz. Die höfischen Rituale der Azteken und der Spanier passen nicht zueinander. Die japanische Regisseurin Akiro Watanabe hat diese Missglückte Begegnung inszeniert. Sie ist in der neuesten Oper des bedeutendsten modernen Komponisten Wolfgang Rihm enthalten. Wolfgang Rihm hat die musikalische Struktur aus der Renaissance Musik abgeleitet. Eine besondere Rolle spielt die Geliebte und Dolmetscherin von Cortéz, Malinche, die von einer japanischen Tänzerin dargestellt wird.
► „Zwei Seelen in der Brust von Montezuma“
Wolfgang Rihms faszinierendes Musiktheater, erstmals eine moderne Oper, die mitreißt, handelt von Mexiko: „Landschaft, die das Gewitter kommen spürt—„. Die spanischen Eroberer sind nahe. Im 1. Bild der Oper sieht Montezuma, der Herrscher der Azteken, über das wartende Mexiko hin: Er sieht die Vorzeichen. Zwei Sängerinnen sind die Protagonisten der inneren Stimmen in Montezumas Brust.