Mit Alexander Kluge & Friends »Der Elefant im Dunkeln«
Ein Programm an 10 Tagen im Literaturhaus Berlin, bei Partnern und im Internet – mit über 40 Veranstaltungen und über 130 Teilnehmenden aus Künsten, Wissenschaften und zivilgesellschaftlichen Initiativen. Es geht um Zusammenarbeit. Wie lernen wir voneinander, spielerisch, ernsthaft, mit Reibung und im geteilten Bewusstsein von Dringlichkeit? Wie gehen wir die Krisen an, die sich vor uns überlagern?
Alexander Kluge:
Im Wort »Zusammenarbeit« steckt das »Zusammen« und die »Arbeit«. Es geht also nicht um Reden allein. Es geht auch nicht um Ver fügen, wie in der Algorithmenwelt: um das Zugänglichmachen von etwas, das bereits existiert, sondern um »Veränderungsarbeit im Innern von Menschen und an Dingen«.
Das Pathos, auf Deutsch die »Leidenschaft«, die innere Beteiligung der Seele an dem Projekt Kooperation, ist das Gegenteil einer Phrase. Prüft man im Herzen nach, welche Herausforderungen, die von den Entgleisungen der Geschichte ausgehen, sich uns stellen, können wir gar nicht anders antworten, als dass wir anfangen zu arbeiten, und dies können wir nicht einzeln, sondern nur zusammen. So buchstabiert das politische Alphabet das Wort KOOPERATION.
► Festival der Kooperationen
(Themenschleife mit 12 Filmen)
Sehen Sie dazu auch auf dctp.tv
► Honiggarten V: Hagen von Troja – Held aus den Ardennen
Jonathan Meese hat für Alexander Kluge ein Gold Nugget Cinema hergestellt. Außerdem schreiben die beiden an einem gemeinsamen Buch, Die Schramme am Himmel. Nachrichten vom Helden Hagen mit neuen Bildern von Jonathan Meese, das bei Spector Books im Oktober erscheinen wird. Es geht um den düsteren, bärbeißigen, aber auch treuen Helden Hagen. Ein Lesefehler hat die Zeitspanne von Hagen von Tronjes Leben und Taten um mehr als 1.000 Jahre erweitert. Es reichte aus, dass man versehentlich statt »Tronje« das Wort »Troja« tippt. Vom brennenden Troja über das Nibelungenlied im 12. Jahrhundert und Richard Wagner bis zum Jahr 2022.
Mit Jonathan Meese, Alexander Kluge und Swantje Grundler.
► Honiggarten I: New York – Berlin – Paris
Lesebrücke von New York nach Berlin: Der amerikanische Dichter und Suhrkamp-Autor Ben Lerner und Alexander Kluge sind aufeinander gestoßen durch Lichtenbergs Skizzen zur Elektrizität. Daraus entstand das Buch Schnee über Venedig (Spector Books). Texte daraus: In der mittelalterlichen Engelslehre gibt es neun Ordnungen von Schnee / Die Phantasie als »Pferd« / Die poetische Kraft der Theorie. Zum Abschluss folgen Chansons und Lieder von Aurélie Maurin mit Dominik Sell: eine musikalischer Bogen nach Frankreich und Paris.
Mit Ben Lerner (aus New York), Aurélie Maurin, Dominik Sell u.a..
► Kunst ist eine Wissenschaft, Wissenschaft ist eine Kunst
Das Anthropozän braucht neue Formen der Öffentlichkeit, entschiedenere Kooperation zwischen den Metiers und fordert sämtliche Formen der (menschlichen) Intelligenz heraus: Von der Schwarmintelligenz bis hin zu der von Korallenriffen, von der Überlebensintelligenz in den Slums amerikanischer oder afrikanischer Großstädte bis zu den Denkfabriken von Harvard. / Dabei geht es um die Reibungsfläche zwischen Kunst und Wissenschaft / Die Anspannung des Geistes ist oft die Gleiche, Werkzeuge, Arbeitsgegenstand und Resultate sind verschieden / Eine besondere intelligente Anstrengung, die schon Leibniz mit seiner Theorie der Seperatrix forderte, bezieht sich auf die Verknüpfung heterogener Intelligenzen und Methoden.
Mit Eva Horn, Bernd Scherer und Alexander Kluge.
► Landung auf der »Membran des Lebens« / Das dünne Eis der Zivilisation
Begriffe wie das »Terrestrische« und die »Kritische Zone« entwickelt, denen die derzeitige, von ihm und Peter Weibel kuratierte Ausstellung »Critical Zones« am ZKM gewidmet ist. Mit diesen Begriffen führt Latour die Gaia-Hypothese von James Lovelock und Lynn Margulis in kritischer Absicht weiter und wendet sich gegen unBegrifgre Vorstellungen vom Globus als Lebensort. In Wahrheit existieren wir wie alles Leben nur in einer dünnen Membran, deren fragile Kreisläufe und Abhängigkeiten wir durch die globalisierte Zivilisation empfindlich stören. Sie ist auf dünnem Eis gebaut, das sie selbst zu schmelzen droht. Wie können Künste und Wissenschaften zusammen zu verstehen lernen, was es heißt, terrestrisch zu werden und in dieser kritischen Zone mit vollem Bewusstsein unserer vielfältigen Abhängigkeiten und Verbindungen anzukommen? Zum ersten Mal sprechen Alexander Kluge und Peter Weibel darüber gemeinsam.
Mit Peter Weibel (aus Karlsruhe), Bettina Korintenberg, Philipp Ziegler und Alexander Kluge.
► Der Glücksfall einer Institutsgründung: Das Wissenschaftskolleg zu Berlin
Das Wissenschaftskolleg ist eine Gründung der 80er Jahre. Bereits in den neunziger Jahren begann die Zusammenarbeit mit der dctp. In der Ausstellung des Literaturhauses sind Beispiele daraus zu besichtigen. Zum Konzept des Wissenschaftskollegs gehört auch die Wechselwirkung von Wissenschaft und Kunst. In jedem Jahr gehören Dichter, Komponisten und Publizisten, neuerdings auch eine junge Opernregisseurin zu den Fellows. Themen wie die Die Macht am Mittelmeer und die longue durée (mit Wolf Lepenies), die Sendung mit Dieter Grimm aus Anlass der Terrordrohung gegen die Inszenierung von Mozarts Idomeneo durch Neuenfels in der Deutschen Oper oder die legendäre Sendung mit Luca Giuliani über »Die Nase des Sokrates« gehören zu den Glanzlichtern der kooperativen Verknüpfung über die Grenze von Wissenschaft und Kunst hinweg.
Mit Barbara Stollberg-Rilinger, Isabel Mundry, Lothar Müller und Alexander Kluge.