Was hat Zusammenbruch des Gemeinwesens mit rechtem lifestyle zu tun?
Im Ostblock brach nicht nur eine Staatsmacht zusammen, auch gewachsene Vertrauensverhältnisse, wie sie in der Schattenwirtschaft entstanden, wurden enttäuscht. Bei solchen Zusammenbrüchen, sagt die moderne Sozialforschung der Chicagoer Schule, entsteht immer auch eine Gegenbewegung. Das gilt auch für die ostdeutschen Länder. Es entsteht das Idol des „Rebellen ohne Sinn“. Ist kein James Dean vorhanden, orientiert sich der Protest um Rudolf Hess: immer aber wird die Konfrontation mit etwas gesucht, das ein Tabu verletzt. Anti-Gewalt-Programme, die das nicht verstehen, bleiben dauerhaft erfolglos.
Prof. Dr. Joachim Kersten von der Northwestern University von Evanston, Illinois, über die Ursachen des rechten Lifestyle und ihren Zusammenhang mit der globalen Abwertung von Gemeinwesen und autonomen Öffentlichkeit. Die Sozialforschung, sagt Prof. Kersten, hat Hinweise darauf, daß rechtsradikale Gewalt und rechter Lifestyle nicht in erster Linie, wie es ihrem Erscheinungsbild oft entspricht, eine nationale Erscheinung sind. Vielmehr bilden sie eine Neue Internationale. Was hat Zusammenbruch des Gemeinwesens mit rechtem Lifestyle zu tun? Wie zählt man die tausend Füße des Rechtsradikalismus, wenn er sich bewegt?
► Der rechtsradikale Tausendfüßler (News & Stories vom 03.12.2000)
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Der letzte der Nürnberger Kriegsverbrecher Prozesse hatte den Namen „OKW-Prozeß“ und richtete sich gegen hohe deutsche Militärs. Stellvertretend für das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) und die Elite des deutschen Militärs wurden angeklagt: Feldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb, Die Panzergeneräle Hoth und Reinhardt, der Generalstäbler Warlimont, sowie verschiedene Front- und Etappenbefehlshaber. Es war eindeutig, dass unter dem Verantwortungsbereich dieser Generäle Kriegsverbrechen begangen worden waren, sagt der Historiker Jörg Friedrich, verwirrend aber für die Richter und Prozessbeobachter war zugleich, daß niemand den Angeklagten, wenn man ihre Erscheinung ansah, diese Verbrechen zutraute. Wo liegt der Punkt, an dem zivilisierte Menschen dennoch zu „Instrumenten der Vernichtungswut“ werden? Der Prozeß enthüllte keine „Fratze des Barbaren“, sondern beleuchtete voll den Umschlag von militärischer Schwäche in Brutalität, wie sie für den Krieg charakteristisch ist.
Bis 1952 wartete er vergebens, dass sein berühmter Großonkel ins Ausland nach kommt. Das Heimweh trieb ihn dann zurück nach Deutschland. Neffe zu sein, sagt er, ist kein Beruf. Dass er Alleinerbe ist, nutzt ihm nicht viel, denn der Onkel hat so gut wie nichts hinterlassen. Der Großneffe steht seinem Onkel kritisch gegenüber. Ich bin kein Nazi! Vor allem das sogenannte „politische“ Testament, sagt Alfons Hitler-Bergedorf, ist mir unverständlich.
Helge Schneider als Alfons Hitler-Bergedorf. Mit kurzen Musikeinlagen.
Die Planer des Dritten Reichs, die in den Jahren 1941 bis 1943 gigantische Aufgaben vor sich sahen aufgrund des Eroberungsfeldzugs Deutschlands gegen Russland, waren ganz junge Leute. Sie kamen aus den Debatten, die aufgrund der Wirtschaftskrise von 1929 entstanden waren, glaubten an eine neue Zeit und suchten ihre Lösungen aus dem Geiste einer „Zweckrationalität“ wie sie vom Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk seit 1921 entwickelt wurde. Wenn man diese jungen Planer nur als nationalsozialistische Fundamentalisten und Rassenfanatiker deutet, verkennt man und verkleinert man das Problem. Die Methoden der Rationalisierung, die die Vernichtung von Menschen in Kauf nimmt, sind heute in der Welt und in Europa nicht gestorben und sie haben sich damals oft nur äußerlich in den Rahmen von Rassentheorie und nationalsozialistischen Vorgaben eingepasst. Im Konflikt zwischen Effizienz und Ideologie gaben sie oft der Effizienz den Vorzug. In diesem Kontext entstanden Planungshorizonte bis zur Krim, geplante Hungersnöte, Massenmord als Konsens, Projekte der „Umvolkung“, eine Großraumpolitik gegen Minderheiten, Mordprojekte, das Madagaskar-Projekt (Umsiedlung europäischer Juden auf diese Insel) und nicht zuletzt die Vernichtungslager. Erst die Not der Rückzüge im Jahre 1943 machte den Plänen ein Ende. Sie lassen sich an dem Musterprojekt Zamosc in Polen in den Einzelheiten studieren.
Götz Aly hat in seinem Buch VORDENKER DER VERNICHTUNG. AUSCHWITZ UND DIE DEUTSCHEN PLÄNE FÜR EINE NEUE EUROPÄISCHE ORDNUNG den Zusammenhang dieser monströsen „Jugendkultur rationalistischen Geistes“ dargestellt.
Aus der engen deutsch-türkischen Waffenbrüderschaft im und nach dem Ersten Weltkrieg stammen einige abenteuerliche Charakterfiguren. Eine davon ist der Hauptmann Tröbst, von dem Ludendorff aus Anlass des Münchner Putschs von 1933 sagte: „Hauptmann Tröbst kann jederzeit für mich sprechen“.
Berühmt wurde Hauptmann Tröbst durch sein Buch „Soldatenblut“. Er gehört zu den Charakteren, die der Erste Weltkrieg schmiedete, die keinen Putsch, kein rechtsradikales Unternehmen und keinen Rachefeldzug gegen Links verpassen. Er war 1920 beim Kapp-Putsch dabei, einem Staatsstreich des Militärs in Berlin, das die Weimarer Republik übernehmen wollte. Der Putsch scheiterte. Er diente in den Freichors im Baltikum und in der berüchtigten „Eisernen Brigade“, die unter den Bolschewisten Massaker anrichtete. Das hinderte ihn nicht, sich wenig später als Siedler in der Sowjetunion zu bewerben. Meriten errang er erneut im Dienste der türkischen Armee, welche die griechische Armee aus Kleinasien und Thrakien vertrieb. Kurz darauf finden wir ihn im Umkreis der Verschwörer, die Hitlers Putsch von 1923 in München vorbereiten. Er ist am entscheidenden Tag nur deshalb nicht anwesend, weil er für die Machtübernahme nach dem Putsch aus Berlin Ministerkandidaten heranschafft.
Nach allen Seiten politisch stets unkorrekt: Ein politisches Stück Dynamit der 20er Jahre mit Phantasien im Kopf, wie sie die deutsch-türkische Waffenbrüderschaft eingab: Orient pur.
Max von Gerlach ist Batallionsführer in der Schlacht vor Moskau, im Frieden war er Studienrat an einem nordwest-deutschen Gymnasium. Sein besonderes Interesse gilt dem Chorgesang. Er vermag sich Bildung ohne die Ausübung der Gesangsstimme gar nicht vorzustellen. Man hätte, behauptet er, den 2. Weltkrieg gewinnen können, wäre nur genügend Aufmerksamkeit auf den Gesang gerichtet worden. Dabei ist auch wichtig, dass Gesang den Gegner verwirrt. Wie aber sollte man einen Krieg gewinnen, sagt Max von Gerlach resigniert, wenn der oberste Befehlshaber selbst, der Führer, nicht singen konnte! Helge Schneider als Studienrat und Major.