Ausstellungsempfehlung zur 70. Berlinale: Das Theater der Kinos – Ausstellungseröffnung mit Alexander Kluge und Gästen am 11.02.2020, Volksbühne Berlin

Anlässlich der 70. Berlinale präsentiert die Volksbühne Berlin gemeinsam die Ausstellung Das Theater der Kinos von Alexander Kluge. Bis zum 1. März 2020 werden in den Foyers der Volksbühne Filme und Installationen, u.a. von Jonathan Meese, sowie Interviews mit Berlinale-Protagonist*innen gezeigt. Zur Eröffnung im Sternfoyer lädt Alexander Kluge gemeinsam mit Gästen zu einem besonderen Programm mit Performances und Filmen ein.

Kuratiert von Atelier Impopulaire.

Die Veranstaltungen in Kooperation mit der Volksbühne, dem Gorki Theater, der Akademie der Künste, der Philharmonie und der Deutschen Filmakademie werden in Form von Konzerten, Filmpräsentationen, Podiumsdiskussionen und Ausstellungen in der ersten Februarhälfte stattfinden und als Countdown zur 70. Berlinale dienen, die am 20. Februar 2020 feierlich eröffnet wird.

Das Theater der Kinos
Ausstellungseröffnung mit Alexander Kluge und Gästen

am 11.02.2020, 18 Uhr, Eintritt frei
im Sternfoyer, Roter Salon, Grüner Salon
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Linienstraße 227, 10178 Berlin

► Zur Website der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin

 

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► Alexander Kluge: Parsifal verlernen

Jonathan Meese und Bernhard Lang gewidmet.
Edelwolf Schmacke, Tenor * Schleefs Deutung von Brechts PUNTILA als Gralsrunde * Heiner Müller * Der Cousin des Asterix, „Roland von Stendhal“ * Dreharbeiten zur Hans-Jürgen Syberbergs PARSIFAL in den Bavaria Studios * Christoph Schlingensief kommt von der Generalprobe seines PARSIFAL in Bayreuth …

 


► Liebe ist härter als Beton

Seit mehr als 25 Jahren arbeitete die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin unter der Leitung von Frank Castorf als eine Brutstätte für überraschende Begabungen, innovatives Theater und interessante Grenzüberschreitung. Regisseure wie Christoph Schlingensief, Heiner Müller, der Intendant Frank Castorf selbst, Christoph Marthaler, René Pollesch und Herbert Fritsch haben an diesem Haus ihre (sehr verschiedenartigen, bunten) Spuren hinterlassen. Ein Zentrum der Arbeit sind die ganze Zeit über die Werkstätten. Im September wird die Leitung des Hauses wechseln. Zum Abschied ein intensiver Blick in die Werkstätten: die Schlosserei, die Tischlerei, die Kostümabteilungen, den Fundus und das aktive Geschehen hinter der Bühne, das die Zuschauer nicht sehen. Dazwischen, ebenfalls zum Abschied, legendäre Aufführungen wie PARISER LEBEN von Jaques Offenbach in der Regie von Christoph Marthaler, DIE MEISTERSINGER VON BERLIN mit Bernd Schütz als Hans Sachs und einer Besetzung, wie es der Pariser Werkstatt Offenbachs entspricht, von sieben Musikern und sechs Sängern und Schauspielern: Richard Wagner wird in dieser skelettierten Form (ohne die 196 Orchestermitglieder in Bayreuth) erst richtig schön. Das Bühnenbild vom aufrührerischen Jonathan Meese. Von René Pollesch die Erfolge SCHMEISS DEIN EGO WEG und der TRAVIATA-CHOR mit Sophie Rois in der Zweigstelle der Volksbühne im Prater-Garten. Von Christoph Schlingensief Ausschnitte aus seiner drei Tage währenden Mammut-Revue LOVE PANGS – DER SCHMERZKONGRESS. Von hier beginnt die Opernkarriere Schlingensiefs, die ihn mit dem PARSIFAL nach Bayreuth und dem FLIEGENDEN HOLLÄNDER bis Brasilien führt. Sophie Rois spricht über „Liebe härter als Beton“. Dieses Theater ist eine authentische Alchimistenküche für „Neuerung auf dem Theater“.

Ein Doppelprogramm von 90 Minuten als Adieu.


► The touch of movies

In der Welt gibt es in den entlegensten Filmgenres Raritäten zu entdecken, die ihre Zuschauer bezaubern und zur Kunst rechnen. Das gilt z.B. für den japanischen Pink-Film. Das sind Filme, die in vier Tagen abgedreht sein müssen, in denen in bestimmten Minutenabständen Sex zu sehen ist und die für die Kinos an den Bahnhöfen, also für plebejische Nutzung, bestimmt sind. Auch hier finden sich aber plötzlich Kunstwerke und hinreißende „Ausnahmen von der Regel“. Tief unter dem Dunstkreis des kommerziellen Films bewegt sich die Filmgeschichte partisanenähnlich weiter. Bei schlafenden Menschen, die in ihre Träume eintauchen, gibt es die sogenannte REM-Phase. Danach nennt sie ein deutscher Filmverleih, die Rapid Eye Movies (= REM). Der Verleih ist spezialisiert, filmische Raritäten und Kultfilme international zu finden und in der Spätschicht der Programmkinos in den Großstädten zu platzieren. Zum Perlentauchergebiet gehört für Rapid Eye Movies der japanische, der indische FIlm, aber auch die Musikfilme Hollywoods. Wird es einmal wieder „Stummfilm mit Musik“ geben? Filme, in denen das Theaterdrama und die lästigen Dialoge nicht das verdecken, was der Film eigentlich kann und was ihn mit der Musik verbindet.

Begegnung mit Stephan Holl, der gemeinsam mit seiner Frau den erfolgreichen Verleih REM leitet: The touch of movies.


► Die Meistersinger von Berlin

Man nennt die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin, die vierte Berliner Oper. Jetzt brachte dieses Theater Richard Wagners DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG in einer besonderen Besetzung heraus: mit fünf Bläsern, zwei Klavieren, Schauspielern, sowie einem Tenor. Es singen und spielen Sophie Rois (Eva), Bernd Schütt (Hans Sachs), Max Hopp (Beckmesser); sämtliche Mitarbeiter der Volksbühne (Verwaltung, Bühne, Technik) bilden den Chor. Regie: Frank Castorf. Bühne und Kostüme: Jonathan Meese. Musikalische Konzeption und Leitung: Christoph Homberger, Christoph Keller, Stefan Wirth. Die überraschende und großartige Aufführung zeigt Wagners Werk ungekürzt. Es erweisen sich gerade in dieser Besetzung die überragenden Qualitäten Wagners. Es geht um Sinnlichkeit, bürgerliche Tugend, Revolution, Egozentrik und die deutsche Kunst. In der ausgedünnten Fassung: schlank und ohne Plüsch!

Eine komische Oper für Hartgesottene.