Die Geschichte Lateinamerikas ist geprägt durch die Hochkulturen der Mayas, Inkas und der Azteken, deren Spuren auch heute noch zu finden sind, aber auch durch europäische Kolonialisierung, Unabhängigkeitsbewegungen, Revolutionen, Militärputsche und Drogenkriege. Neben seiner kulturellen Vielfalt prägen starke soziale und wirtschaftliche Unterschiede das Erscheinungsbild der Staaten Lateinamerikas.
Filme über die schwarze Seite des Atlantik, über synkretistische Religionen, Beobachtungen die Alexander von Humboldt in seinen geheimen Tagebüchern notierte, über die Brutalität der Eroberer und wie sich die Einheimischen zur Wehr setzten. Wir fahren nach Brasilien und erhalten Besuch aus Argentinien und Kuba. Geschichten von Evita Perón, Montezuma brasilianischen Telenovela-Stars, kolumbianischen Straßenmädchen, mexikanischen Wrestlern und Eismumien aus den Anden.
Die Geschichte und das Gesicht Lateinamerikas: Von der südamerikanischen Küste über die Städte Mittelamerikas bis tief hinein in die Karibik. Über zwanzig Filme, ein Zusammenhang.
► Themenschleife: Lateinamerika (23 Filme)
► Die Peitsche tanzt auf ihrem Rücken
Der Naturforscher Alexander von Humboldt gilt als der „deutsche Kolumbus“. Über seine berühmt gewordene Südamerika-Reise führte er ein Geheimtagebuch, das er nicht veröffentlichte. Minutiös beschreibt er das Leben der Eingeborenen, grausame Schicksale und die Gewalttätigkeit der Vizekönige. Der Generalsekretär der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, Dr. Manfred Osten, berichtet.
► Wir fahren nach Brasilien
Nicht nur die U.S.A., sondern auch Brasilien ist durch starke Immigrantenschübe zu einem Gemeinwesen geworden. Der erste Schub an Arbeitskraft kam unfreiwillig als Sklaven aus Afrika. Es folgten Ströme von Auswanderern aus dem ehemaligen k.u.k. Kaiserreich. Der erste Kaiser Brasiliens war mit einer österreichischen Erzherzogin verheiratet. Noch 1918 organisierte ein entlassener Rittmeister der k.u.k. Armee für seine Kameraden den Exodus in eine der boomenden Provinzen Brasiliens. Dadurch dass ein europäisches Königshaus das Kaisertum in Brasilien begründete und dieser monarchische Zusammenhalt in der späteren Republik immer wieder eine „poder moderador“ nach sich zog, eine vermittelnde Instanz, die „über den Parteien“ steht, war es möglich, territorial extrem auseinander liegende Provinzen zusammen zu halten. Eine europäische Philosophie und Soziologie, nämlich der Empirismus und Positivismus von Auguste Comte, gibt dem brasilianischen Staatsprojekt eine Richtung und ein Identitätsgefühl, das sich von dem in anderen lateinamerikanischen Republiken unterscheidet.
Die Lateinamerika-Historikerin Prof. Dr. Ursula Prutsch über das Phänomen Brasilien.
► Evita „Santa“ Perón
Mit 33 Jahren starb Evita Perón an Krebs. Durch ihren frühen Tod wurde Evita Perón zur Legende. „Don’t cry for me, Argentina“. Aus Anlass einer wirksamen Hilfsaktion für Opfer eines großen Erdbebenunglücks in den Anden kam die junge Schauspielerin Evita Duarte, uneheliche Tochter eines reichen Gutsbesitzers, und der junge Politiker und Militär Juan Perón zueinander. Sie wurden ein politisch und emotional untrennbares Paar. Mit Hilfe ihrer öffentlichen Auftritte und über die Evita-Perrón-Stiftung, durch die sie unkonventionell und ganz anders als der verkalkte Staat dort half, wo die Not am größten war, entwickelte Evita eine populäre Bewegung, die vor allem von der arbeitenden Bevölkerung getragen war und weit über ihren Tod hinausreichte. Es greift zu kurz, den Populismus und die besessene und hingabebereite Aktivität Evitas als Ableger des europäischen Faschismus zu deuten. Auch Argentinien erklärte im März 1945 Deutschland und Japan den Krieg. Bei großer Nähe zu autoritären Prinzipien in Europa, insbesondere zu Franco-Spanien, besitzt die argentinische Geschichte und die dortige populäre Bewegung eine eigene Dynamik und Charakteristik, die zu untersuchen sich lohnt. Dr. Ursula Prutsch, Dozentin mit dem Forschungsschwerpunkt der Geschichte Lateinamerikas an der LMU München, schrieb eine eindrucksvolle Biografie Eva Peróns.
► Der Sklavenaufstand von San Domingo
Der einzige Sklavenaufstand in der Welt, der später zur Gründung einer Republik führte, ist die Rebellion auf San Domingo. Die Große Französische Revolution von 1789 hatte die Freiheitsrechte für die ganze Welt verkündet, aber die Sklaven auf den Zuckerplantagen der Kolonie San Domingo (heute Republik Haiti) ausgenommen. Kurz darauf erhoben sich die Sklaven, ihr Anführer Tousssaint Louverture wurde berühmt. Kleist widmete dem Aufstand seine Erzählung „Die Verlobung von San Domingo“. Der Entdeckungsreisende und literarische Autor Hans Christoph Buch hat die Geschichte des Aufstands von San Domingo in seinem Buch DIE SCHEIDUNG VON SAN DOMINGO zusammengefasst.
► Die Sonne lebt von Herz und Blut
Unabhängig von den Zivilisationen in China und Europa entwickelte sich vom 14. bis zum 16. Jahrhundert jenseits des Atlantik das Reich der Azteken. Eine Gruppe von Spaniern unter Hernan Cortez eroberte und vernichtete in nur 2 Jahren diese außergewöhnliche Kultur, die wie schon die der Griechen, Menschenopfer kannte. Die Azteken glaubten nämlich, dass die Sonne mit frischem Blut aus dem Herzen geopferter feindlicher Krieger genährt werden muss, damit sie die lange Fahrt durch die Nacht übersteht und morgens am Gegenhorizont wieder auftaucht. Die Azteken-Ausstellung im Hugo Gropius Bau in Berlin zeigt wertvollste und seltenste Originale aus der Zeit der Azteken, die man vermutlich in Europa nicht nochmals sehen wird. Gereon Sievernich, Leiter des Gropius-Baus und Gastgeber der Ausstellung berichtet. Der Chef der Ausgrabungen auf dem Plaza Major in Mexico City und Leiter des Anthropologischen Museums dort, Felipe Solez Olguín, ergänzt mit einem Bericht aus der Forschungspraxis.
► Kaiser Maximilian von Mexiko
Maximilian von Mexiko war der Bruder des Kaisers Franz Joseph von Österreich. Auf Betreiben von Napoleon III. wurde er als europäischer Fürst Kaiser von Mexiko. Bald aber ließen ihn die europäischen Verbündeten im Stich. Im fernen Land wurde er militärisch geschlagen, gefangengenommen und auf Befehl von Benito Juarez, einem Indianer, erschossen. Sein Schicksal bewegte lange Zeit die Phantasien der Menschen, ähnlich wie das bei Ludwig VI., bei Ceaucescu, bei Kaiserin Sissi (also der Schwägerin des unglücklichen Maximilian) der Fall ist. Ein Unterhaltungsmagazin mit Musik von Alban Berg und Richard Strauss. Unter Mitwirkung von Dana Rodberg und Heiner Müller.