„Die Satire hat Euch nicht vergessen“
Die Zeitschrift „Titanic“ nennt sich nach dem untergegangenen Dampfer. Sie ist bekannt für ihre aktuellen Beiträge. Jüngst brachte sie den Beweis für Lopéz‘ Schuld. Sie fiel auf mit dem Vorschlag: „Möllemann als Bundespräsident“. Das erste „Eisausschreiben“ ist ebenso bekannt wie die Rubrik „So werben die anderen“, „Wiedervereinigung ungültig: Kohl war gedopt“, „Aus dem Leben deutscher Ausgemusteter“ usf. Die Redakteure der „Titanic“: Hans Zippert, Christian Schmidt und Achim Gräser zu Besuch bei „Prime – Time / Spätausgabe“. „Titanic“ zum Kennenlernen: tolle Schreibtischtäter.
► „Die Satire hat Euch nicht vergessen“ (Primetime vom 31.10.1993)
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► Lachen ist, wenn die Angst vergeht
Die Paläontologen wissen, daß die Fähigkeit zu lachen eine Eigenschaft ist, die unsere Vorfahren schon vor 15 Millionen Jahren besaßen. Lachen ist älter als der aufrechte Gang und die Sprache – Man kann, sagt der Kulturforscher Dr. Rainer Stollmann, noch etwas hinzufügen: Bei der Entstehung des aufrechten Gangs wurde die untere Hälfte der Menschen für Bodenhaftung, Verdauung und Triebzwecke, die obere Hälfte für den Atem, den Geist, das Spinnen und das Virtuelle spezialisiert. Die Lachmuskulatur, d.h. das Zwerchfell, liegt als Partisanenzone dazwischen und ist seither unbeherrschbar. Weder zu beeinflussen durch die Vernunft noch durch die Realitäten. Diese Partisanen des Zwerchfells unterliegen keinem Sinnzwang. An Beispielen aus: DINNER FOR TWO, Heinz Erhardt, Harald Schmidt und Helge Schneider entwickelt Rainer Stollmann Hinweise, worin diese zentrale menschliche Tugend der SINNFREIHEIT beruht- Auffällig ist der Unterschied zwischen dem WITZ der bürgerlichen Periode, wie ihn Sigmund Freud interpretiert und der GROTESKE des Mittelalters, wie sie für bäuerliche Gesellschaften charakteristisch ist. („Lachen ist das Denken der Bauern“)
► Nach den Satiren des Juvenal
Durs Grünbein hat sein neues Buch genannt: NACH DEN SATIREN DES JUVENAL. Er stützt sich auf dem berühmten antiken Dichter, der die literarische Form des Romans erfunden hat, weil er behauptet, dass für das Poetische 2.000 Jahre Geschichtszeit nur einen Augenblick sind. Durs Grünbeins Verse handeln von der Herrschaft der Caesaren in Rom, von Paris im 19. Jahrhundert und vom neuen Berlin. Grünbein nennt diese Metropolen „Hauptstädte des Vergessens“. Dagegen, sagt Grünbein, helfen nicht Denkmäler, sondern Verse. Die Verse müssen genau sein und starke Zeichen enthalten: wie die Satiren des Juvenal.
► Lachende Revoluzzer
Dokumentation von Folter und Gewalt – ein sensibleres Thema hätte sich die ägyptische Bloggerin Noha Atef nicht aussuchen können. Heute lebt die Autorin von tortureinegypt.net in London und hat Angst nach Kairo zu fahren. Im Interview mit Philip Banse spricht sie über die Bedeutung von Humor während der Revolution und ihr Lieblingsparfüm.
► Lied vom Grabenkrieg
Der populäre bayerische Dichter und Volkssänger Kraudn’ Sepp drückt den Galgenhumor der Soldaten aus. Das Grabenlied spricht vom „Geländehut“ (Stahlhelm) und sieht das enge Zusammengesperrtsein und die üppige Zuteilung von Aspirin als Vorteil. Es gibt keine größere Differenz als die zwischen dem Ausdruck des Volkswitzes und der vergeblich um Witz bemühten Propagandaarbeit der amtlichen Dienststellen.
► Vom Lachen und dem aufrechten Gang
Die Gesichter von Affen und Menschen besitzen 50 Muskeln. Sie sind nötig für Mimik, das Lachen und das Weinen: 60 Millionen Jahre Evolution waren nötig, um diese Eigenschaften, die für die Bildung von Gesellschaften Voraussetzung sind, zu entwickeln. In einer langen Zeitspanne entstand auch der aufrechte Gang. Der Biologe Prof. Dr. Carsten Niemitz, Freie Universität Berlin, hat Forschungen vorgelegt, die darauf hindeuten, dass der aufrechte Gang vor allem dadurch begünstigt wurde, weil Menschen ursprünglich ihren evolutionären Vorteil in der Zone zwischen Wasser und Land suchten. Sie waren Ufertiere. Prof. Dr. Carsten Niemitz über das Lachen und die Geheimnisse des aufrechten Ganges.