Veranstaltungsempfehlung: „Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen.“ Film an der HfG Ulm (06.04.2019, AdK, Berlin)

Die Hochschule für Gestaltung Ulm (1953-1968) war nach dem Bauhaus die weltweit einflussreichste Lehrinstitution für Gestaltung in Deutschland. Die 1962 gegründete Filmabteilung der Hochschule, eine der frühesten Einrichtungen für Filmausbildung in der BRD, entstand aus den Forderungen des Oberhausener Manifests. Das Programm zeigt die Suche nach neuen Erzählformen in Auseinandersetzung mit den politischen Konflikten der Zeit und ihre heutige Relevanz. Mit Claudia von Alemann, Günther Hörmann, Alexander Kluge, Jeanine Meerapfel, Edgar Reitz und Reinhard Kahn.

Eine Veranstaltung im Rahmen von „Wo kommen wir hin“

Programm

11 Uhr: Winter of Love
Film von Alexander Kluge
D 2018, 60 Min., OmeU
Gespräch mit Alexander Kluge und Andreas Kilb

14 Uhr: Ulmer Dramaturgien
Kurzfilme und Gespräch mit Alexander Kluge, Edgar Reitz, Claudia von Alemann, Günther Hörmann, Jeanine Meerapfel, Reinhard Kahn
Moderation: Andreas Kilb

17.30 Uhr: Ruhestörung
Dokumentarfilm von Günther Hörmann, Hans Dieter Müller
D 1967, 70 Min.
Gespräch mit Jeanine Meerapfel, Günther Hörmann
Moderation: Andreas Kilb

20 Uhr: Zwickel auf Bizyckel
Film von Reinhard Kahn, Michael Leiner, Jeanine Meerapfel u. a.
D 1969–70/1997, 85 Min., OmeU
Einführung: Reinhard Kahn

–> Zur Veranstaltungsseite bei der Akademie der Künste


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► Alle Realitäten, die wir schaffen, fangen im Kopf an!

AUSWANDERUNG und HEIMKEHR sind das Thema vieler Mythen. Wenn Menschen ihre Heimat verlassen, oft endgültig, hat das starke Gründe und ist ein emotional tiefes Erlebnis. Das neueste Filmprojekt von Edgar Reitz befasst sich mit der Auswanderung der Hunsrücker nach Süd-Brasilien im 19. Jahrhundert. Der Film wird den ganzen Weg aus dem Hunsrück zum Rhein, in die Niederlande, die Schiffspassage, die abenteuerliche Ansiedlung und die weiteren Schicksale der ausgewanderten Familien beschreiben. Die Motivsuche hat begonnen.

Ein Grundstrom im Werk von Edgar Reitz ist die Suche nach einer Erzählweise, die von den wirklichen Gefühlen der Menschen ausgeht und zugleich die Forderungen der Filmkunst erfüllt, wie sie in der 120 Jahre jungen Filmgeschichte angelegt ist. Gerade in unserer heutigen, von Stoff-Fülle und Überraschungen der Zeitgeschichte geprägten Welt, lohnt sich die Reflektion auf die Erzählformen des Films.

Begegnung mit Edgar Reitz.


► Feuerwerk über dem Reichstag

Das Feuerwerk von André Heller nahm wenige Jahre vor dem Mauerfall die Wiedervereinigung voraus. Ein sensationeller Erfolg. Originalfilmaufnahmen von Günter Hörmann und von Thomas Mauch.


► Michael Ballhaus: Mit Licht kann ich zaubern

Für ein Drittel des Zeitraums, der die Filmgeschichte umfasst (es gibt Kino seit 1895), hat Michael Ballhaus für den Film gearbeitet. Vor seiner Kamera standen Stars wie Leonardo DiCaprio, Robert De Niro und Jack Nicholson; er drehte mit Regisseuren wie R.W. Fassbinder, John Redford, Frank Coppola und Martin Scorsese. Er ist der berühmteste Kameramann Deutschlands. Nach einem besonders harten Drehtag berichtet er von seinen Erfahrungen. Was ändert sich für den Film in der digitalen Welt? Welche Besonderheiten des klassischen Films behalten ihr Potenzial in dieser neuen Umgebung?


► Wie sich die Seele nährt von Licht und Dunkel

Lichtwellenberge strömen in die Optik der Filmkamera ein und in dieser „Rhythmus-Maschine“ werden sie mit Dunkelheit versetzt. So entstehen Filme. Das Kinoerlebnis besteht aus solchen Lichtfrequenzen und nicht nur aus der „Handlung“ eines Films. Der Filmmacher Werner Nekes spricht von „Cinématographischen Feldern“. Diese, sagt er, bilden Zeitspeicher. Die Filme (Vorläufer des Films hat er zurück ins 15. Jahrhundert gesammelt) sind für lebendiges Leben viel notwendiger als man glaubt. Die Seele nährt sich nämlich von Licht und Dunkel. Eine Begegnung mit einem der Bedeutendsten Film-Avantgardisten in der Welt.