Einar Schleef zum 75. Geburtstag


Am 17. Januar 2019 wäre Einar Schleef 75 Jahre alt geworden. Das letzte Stück, das der 2001 verstorbene Regisseur inszenierte, MACHT NICHTS, existiert nur in Teilstücken.
–> Einar Schleef auf dctp.tv (8 Filme)


► Mein Lieblingsautor bin ich selber
Was ist dramatisch? Wodurch unterscheidet sich ein Unfall von einer Tragödie? Was fesselt Einar Schleef an seinem neuen Projekt für die Salzburger Festspiele, Glücks ORPHEUS UND EURYDIKE? Was ist die wesentliche Änderung von Richard Wagner in der Gestaltung einer Opernbühne? Wieso ist Kitsch ein notwendiger Bestandteil des künstlerischen Ausdrucks? Einar Schleef, einer der interessantesten Regisseure, im Gespräch.


► Ein Höhepunkt abendländischer ICH-KULTUR
Claus Peymann, Leiter des Berliner Ensemble, früher Intendant des Burgtheaters Wien, über seine Zusammenarbeit mit dem großen Regisseur Einar Schleef. Man darf, sagt er, die oft ans Unmögliche grenzenden Forderungen, die Einar Schleef an das Theater stellte, nicht unterschätzen. Sie bezeichnen genau den Übergang zur Utopie, für die sich das Theatermachen überhaupt lohnt.
Die letzte Inszenierung von Einar Schleef blieb ein Fragment, da er kurz vor der Premiere starb.
Claus Peymann hat dieses Fragment im Berliner Ensemble behutsam rekonstruiert. Er ehrt damit den großen Theaterkollegen.
Einar Schleef ist berühmt für seine großen Chöre und Massenauftritte. Er selbst, sagt Peymann, gehörte zu den großen Solisten, ein letzter Höhepunkt der abendländischen Ich-Kultur.


► Verratenes Volk
Nach seinem sensationellen Erfolg mit Elfriede Jelineks SPORTSTÜCK in Wien, hat der Autor und Regisseur Einar Schleef am Deutschen Theater in Berlin eine neues Marathon-Werk aufgeführt. Er stützt sich ( in freier Bearbeitung) auf den Roman von Alfred Döblin NOVEMBER 1918 und ergänzt die daraus entnommenen Texte durch Ausschnitte aus dem gewaltigen Epos LOST PARADISE (Verlorenes Paradies) von John Milton und Szenen aus dem vergessenen Buch von Edwin E. Dwinger ARMEE HINTER STACHELDRAHT. Die Inszenierungen von Schleef verknüpfen Texte, Theater und Musik. Es sind Musikdramen als „Fortsetzung der Oper mit anderen Mitteln“. Das Marathon-Stück beschreibt die letzten Tage der Rosa Luxemburg, das Scheitern der November-Revolution von 1918 und die tiefe Verwurzelung dieses Scheiterns weit in der Vorgeschichte der Menschheit. Der Untertitel lautet- wir sind ein Volk. Wir waren ein Volk. Verratenes Volk.


► Der Feuerkopf spricht
Nach seinem Riesenerfolg in Wien mit SPORTSTÜCK plant Einar Schleef dort das Musical GOLEM IN BAYREUTH; Glucks Oper ORPHEUS UND EURYDIKE inszeniert er auf den Salzburger Festspielen als „Oper im Laufschritt“ in einem Ausstellungsgelände. Einar Schleef ist einer der interessantesten Theatermacher in Europa. Er gilt als Feuerkopf. Sein Leitzsatz: Was Kunst werden soll muß brennen.


► Mein Grab hat ein Fenster
Das letzte Stück, das Einar Schleef inszenierte, MACHT NICHTS von Elfriede Jelinek, existiert nur in Teilstücken. Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensemble, ließ die erhaltenen Szenen dieses Werks, das wie ein Requiem vom Tod handelt, im Berliner Ensemble nachspielen und ehrte so seinen großen, toten Kollegen EINAR SCHLEEF. Mein Grab hat ein Fenster, ist ein Wort von Einar Schleef, das Peymann zitiert. Die erschütternde Inszenierung von MACHT NICHTS ist wie eine Vorankündigung des eigenen Todes. Insofern hat Einar Schleefs Grab ein Fenster.


► Die Zeit flieht
Von MACHT UND DEM NICHTS handelt das Stück von Elfriede Jelinek, das Einar Schleef für das BERLINER ENSEMBLE inszenieren wollte. Kurz vor der Premiere starb er. Das Fragment wurde, so wie die Chöre, die bereits einstudiert und die Bühnen- und Kostümbilder, die vorbereitet waren, im BERLINER ENSEMBLE rekonstruiert. Die Zusammenarbeit bei EIN SPORTSTÜCK von Elfriede Jelinek in Wien führte zu Einar Schleefs größtem Triumph. Elfriede Jelinek über Einar Schleef.