Aus dem Archiv: Herz unter dem Messer


Über Geschichte und Aktualität der Herzchirurgie
Lebenslänglich schlägt in jedem Menschen ein treuer Muskel: das Herz. Der ärztliche Eingriff in dieses Organ war, wegen dessen Bedeutung für das Leben, stets mit einem gewissen Schrecken verbunden. Die Transplantation ganzer Herzen gelang in der Geschichte der Chirurgie relativ spät. Sie gehört seither zu den Glanztaten der Chirurgie.
Der erfolgreiche Herzchirurg Prof. Dr. Roland Hetzer vom Herzzentrum Berlin berichtet.
► Herz unter dem Messer


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► Das Herz ist mein Beruf

In jedem Mensch schlägt lebenslänglich ein zentraler Muskel, der das Blut durch den Körper treibt, das Herz. Für die ärztliche Kunst war dieses Organ immer eine Herausforderung.
Der Internist und Kardiologe Prof. Dr. Meinertz berichtet aus seiner Berufspraxis und von den dramatischen Situationen, auf die der Herz-Arzt antworten muss. In einem Fall von Herzkammerflimmern muss der Kardiologe das Herz immer neu in Gang setzen. Schläft der Arzt ein, ist der Patient tot.
Die Medizin besitzt bei Herzoperationen inzwischen reiche Erfahrung, aber die Praxis am offenen Herzen und mit dem Herzkatheter enthält immer noch Geheimnisse und fordert extreme Aufmerksamkeit.
 


► Arbeiten und Schlafen

Klassische Arbeit, auf die sich der Produzentenstolz von Menschen und ihre Integration in die Gesellschaft gründet, ist wie ein Eisberg. Den Unternehmer interessiert nur die Spitze, die betriebliche Leistung. Der Eisberg hat aber einen gewaltigen Unterbau, größer als das, was man sieht. Wenn man diesen Unterbau nicht beachtet, wird der Bauch der Titanic aufgeschlitzt. Wenn man die Menschen im Rust Belt der industriellen Wüste der U.S.A. nicht wahrnimmt, erlebt man Überraschungen wie den Wahlsieg von Donald Trump.
Eine der großen Gegenpole der Arbeit, die aber bei jedem Menschen zum Lebenszusammenhang gehört, ist der Schlaf (entsprechend die Pausen, das Ausruhen, die Familie).
Der Soziologe Prof. Dr. Dirk Baecker, Inhaber des Lehrstuhls für Kulturtheorie und Management an der Universität Witten/Herdecke, untersucht die Zukunft der Arbeit auf dem Hintergrund der gesamten Innenausstattung des menschlichen Könnens, das sich in dem bloßen Arbeitsergebnis nicht erschöpft. Ein Mensch trägt immer sein Ganzes dorthin, wo er arbeitet.


► Zauberwelt der Evolution

Die DNA von Tieren und Menschen gehört zu den Spitzenprodukten der Evolution. In den lebendigen Körpern existiert sie gefaltet und in kondensierten Strukturen. Als Faden aneinandergefügt, reicht die DNA eines einzigen Menschen 200mal von der Erde zur Sonne und wieder zurück. Dies ist ein Beispiel für die Vielfalt des Lebens. Die erstaunlichsten Ergebnisse dieser Vielfalt beruhen nicht auf Rivalität, sondern auf Kooperation.
Prof. Dr. Peter Hammerstein, Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Theoretische Biologie“ an der Humboldt-Universität zu Berlin, berichtet über verblüffende Tatsachen aus der Zauberwelt der Evolution.


► Milliarden Jahre Immunität: toll!

Die Abwehrkräfte in den Lebewesen, die angeborene Immunität, ist genetisch uralt. Ihre Strukturen gibt es seit den ersten Schwämmen und Kleinlebewesen, also seit 1 Milliarde Jahre. Seit Aufkommen der Fische gibt es zusätzlich – als zweites System – weiße Blutkörperchen und eine selektive, erworbene Immunabwehr.
Das ältere und das neuere System funktionieren höchst verschieden. Die Genkaskaden, welche die Abwehrkräfte regulieren, wurden vor weniger als 20 Jahren von der Wissenschaft entschlüsselt. Das waren Goldgräberjahre der Evolutionsbiologie. Eine Entdeckung, die als besonders toll galt, erhielt den Namen TOLL-REZEPTOREN. Die Drosophila-Fliegen haben davon 9, Menschen 10. Diese Warnsysteme, Wächter der Gesundheit, alarmieren und aktivieren die Abwehrsysteme.
Der Luxemburger Prof. Dr. Jules Hoffmann von der Universität Strasbourg erforscht diese Phänomene vor allem an der rotäugigen Fliege Drosophila. Die Gene, die dem Fliegenembryo sagen, wo in seinem Körper künftig der Magen und wo das Hirn sich befinden sollen, sind denen ähnlich, die bei den Menschen die Abwehr in Gang setzen, z.B. Entzündungen und das Fieber auslösen.
Für seine Forschungen erhielt Jules Hoffmann, gemeinsam mit zwei weiteren Wissenschaftlern, den Nobelpreis für Medizin und Physiologie.


► Was heißt lernen?

Prof. Dr. Klaus Obermayer leitet eine Arbeitsgruppe an der Technischen Universität Berlin , die an der Nahtstelle von Biologie und Physik die Zukunft maschineller und menschlicher Intelligenz erforscht. Computer rechnen, Menschen lernen. Was bedeutet dieser Unterschied für die Architektur des Verstehens? Was bedeutet dieser Unterschied für die Evolution der Computer und die der Menschen?