Alexander Kluge im Interview zu "Happy Lamento"


„Happy Lamento“ heißt übersetzt „glückliches Trauerlied“. Das Programm entstand als Zusammenarbeit von Alexander Kluges KAIROS FILM mit den Filmemachern und „Perlentauchern“ von RAPID EYE MOVIES in Köln. Die Sendung featured zugleich den großartigen jungen Meisterregisseur Khavn de la Cruz aus Manila und sein Werk „Das flüchtige Leben eines Funken“. Alles zusammen ergibt einen Musikfilm der besonderen Art. Es geht um Zirkus, um Elektrizität, vor allem aber um den Song „Blue Moon“, dem Elvis Presley seine Stimme gab. „Blue Moon“ gibt es (so wie die Erfüllung der Sehnsucht in der Liebe) nur am St. Nimmerleinstag. Aber irgendwann gibt es das Wunder.
Man sieht den „Zirkus“ um das Eintreffen von Präsident Trump auf dem G20-Gipfel in Hamburg. Außerdem Bandenkämpfe in Manila. Helge Schneider tritt auf als Lichtschlangenmensch. Heiner Müller philosophiert über den Mond. Man hört ein Lamento auf die am Samstag nach Kaufhausschluss liegengebliebenen Waren. Man verfolgt die dramatische Evakuierung eines Zirkus in Russland, der auf der Flucht vor den deutschen Panzern 1941 seine Elefanten rettet. Friedliche Körperpflege von Elefanten am Morgen.
Das Interview ist in englischer Sprache.
Trailer zum Film:



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► Der Zirkusfilm

Seit dem Zeitalter der Aufklärung gibt es den Zirkus. An der Wende zum 20. Jahrhundert gesellte sich zu Jahrmarkt, Varieté und Zirkus das Kino. Es existieren mehr als 600 Zirkusfilme. Prof. Dr. Matthias Christen, Universität Bayreuth, hat in seinen Studien über den Zirkusfilm neues Licht auf die Grundgesetze der Unterhaltung geworfen. Die Nummerndramaturgie und das Erzählprinzip des Zirkus reichen weit über das traditionelle Zirkuszelt hinaus und bildet immer neue Genres.


► Licht lockt Leute

Zu den Weltwundern der Moderne gehört die Elektrizität. Eine Ausstellung mit dem Titel „UNBEDINGT MODERN SEIN / ELEKTRIZITÄT UND ZEITGEIST UM 1900“ beschreibt das weltweite Echo, das auf die Elektrifizierung antwortete. Rolf Spilker, Direktor des Museums für industrielle Kultur in Osnabrück, berichtet.


► Trump klopft ans Tor der Welt

Die drei Fragen nach Post-Truth? Post-Fact? Post-West? (Ist der Westen am Ende, die Nato vor der Auflösung?) standen im Mittelpunkt der diesjährigen Münchner Sicherheitskonferenz. Der Schatten des neuen U.S.-Präsidenten lag über der Versammlung, zu der mehr als 100 Regierungschefs, Militärs und Wirtschaftsführer sich versammelt hatten.
Der Leiter des Investigationsverbunds WDR, NDR und SZ, Georg Mascolo, das Mitglied der Chefredaktion der ZEIT, Holger Stark (er erlebte die vier letzten Jahre in den U.S.A.) und der Strategiespezialist Bruno Lezzi von der NZZ berichten.


► Arbeiten und Schlafen

Klassische Arbeit, auf die sich der Produzentenstolz von Menschen und ihre Integration in die Gesellschaft gründet, ist wie ein Eisberg. Den Unternehmer interessiert nur die Spitze, die betriebliche Leistung. Der Eisberg hat aber einen gewaltigen Unterbau, größer als das, was man sieht. Wenn man diesen Unterbau nicht beachtet, wird der Bauch der Titanic aufgeschlitzt. Wenn man die Menschen im Rust Belt der industriellen Wüste der U.S.A. nicht wahrnimmt, erlebt man Überraschungen wie den Wahlsieg von Donald Trump.
Eine der großen Gegenpole der Arbeit, die aber bei jedem Menschen zum Lebenszusammenhang gehört, ist der Schlaf (entsprechend die Pausen, das Ausruhen, die Familie).
Der Soziologe Prof. Dr. Dirk Baecker, Inhaber des Lehrstuhls für Kulturtheorie und Management an der Universität Witten/Herdecke, untersucht die Zukunft der Arbeit auf dem Hintergrund der gesamten Innenausstattung des menschlichen Könnens, das sich in dem bloßen Arbeitsergebnis nicht erschöpft. Ein Mensch trägt immer sein Ganzes dorthin, wo er arbeitet.


► Perlentaucher unterwegs

Rapid Eye Movies ist ein besonderer Filmverleih und neuerdings auch Produzent. In dem besonderen Programm dieses Verleihs finden sich Raritäten wie der Kultfilm Space is the Place mit der Jazz-Ikone Sun Ra. Die letzte in der Welt vorhandene Kopie dieses Pop-Meisterwerks hat Rapid Eye Movies entdeckt und vom Filmformat ins Digitale überspielt.
Aber auch im Genre des japanischen Pink Films (Filme mit nur vier Tagen Drehzeit, erotisch-ritual, bestimmt für japanische Bahnhofskinos), findet Rapid Eye Movies Perlen wie Branded to Kill. Der Film zählt zur Avantgarde des Autorenfilms, niemand würde ihn unter dem Pink Film vermuten. Er zählt – lange vor Godard – zu den Glanzstücken der Nouvelle Vague. Und das in Japan.
Mit dem engen Blickwinkel Hollywoods und des europäischen Films ausgestattet, übersehen wir zu Unrecht, dass auch in den tausend Filmen, die in Indien jedes Jahr neu entstehen, und außerdem im chinesischen, dem philippinischen und dem afrikanischen Film Raritäten versteckt sind, die ins Kino zu holen sich lohnt. Vom Programm der Rapid Eye Movies sagt die Süddeutsche Zeitung: „Viele Stunden Kinoglückseeligkeit“. Und außerdem hat Rapid Eye Movies mit solchem Programm noch Erfolg.
Begegnung mit Stephan Holl, der mit seiner Frau gemeinsam Rapid Eye Movies leitet.