Vom Glauben zum Zählen
Fundamentalistische, archaische Religionen verbreiten sich nach einer Art Volkszählung. Sie zählen die Guten und organisieren sie gegen die Bösen. Auch der Kapitalismus, heißt es in einem Fragment von Walter Benjamin, ist eine solche Religion. Sie zählt die Welt nach SOLL und HABEN.
Der Soziologe Dirk Baecker berichtet.
► Buchführung der Seele
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► Glaube in der modernen Welt
In der Antike koexistierten die verschiedensten Glaubensrichtungen und Religionen nebeneinander in großer Toleranz. Das änderte sich, als das Christentum zur Staatsreligion im Römischen Reich wurde und sich wenig später die Reiche des Islam ausbreiteten. Heute, in der globalen Welt, beobachtet man sowohl eine Verhärtung von Glaubensfronten wie auch das Aufkommen der verschiedenartigsten lokalen Religionen. Einige dieser Gemeinden in den U.S.A. und in Lateinamerika besitzen starke Anhängerschaften. Dabei gibt es dort lokal entstandene Glaubensgemeinschaften, die sich anschließend an ganz anderen Orten der Welt, z.B. in der Ukraine, ausbreiten.
Der Religionssoziologe Prof. Dr. José Casanova, Georgetown University in Washington, ist einer der bedeutendsten Experten für die Fragen der Religionen, der Säkularisierung, des Verhältnisses von Staat und Glaubensgemeinschaften und für die Geschichte der Glaubensrichtungen. Man wird, sagt er, den Eigensinn und die Eigenschaften des Glaubens in der modernen Welt nur verstehen, wenn man die Fragen sowohl global wie auch lokal beobachtet. „All religions are local“. „Religion is global“.
► Black Atlantic
Die Menschen, die als Sklaven aus Afrika in die Karibik und nach Brasilien kamen und deren Nachfahren haben dort Religionen entwickelt, die bis in die Moderne eine ungebrochene Vitalität und Vielfalt zeigen. Es sind Religionen der Revolte. Sie sind „synkretistisch“, das heißt sie verknüpfen Vorstellungen und Praktiken verschiedener Herkunft zu einer neuen Religion („Patchwork“). Dr. Astrid Reuter hat Voodoo (aus Haiti), Candomblé (in Brasilien) und andere Religionen untersucht und darüber geschrieben.
In Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftskolleg zu Berlin.
► Monotheismus und Sprache der Gewalt
Als es viele heidnische Götter gab, verhielten sich die Religionen der Völker zueinander kommunikativ. Die meisten Götter waren Verwandte. Der Bruch entstand, mit der Erfindung der Idee des EINZIGEN GOTTES. Das war die Geburtsstunde der Unterscheidung von „Wahr“ und „Unwahr“. Aus Ägypten wanderte die Idee des einzigen Gottes in den Nahen Osten und später in andere Teile der Welt. Mit der rigiden Unterscheidung zwischen Wahr und Unwahr entfaltete die Sprache Gottes einen Motor der Gewalt.
Der führende Ägyptologe Prof. Dr. Jan Assmann über den Monotheismus und die Sprache der Gewalt.
► Die himmlische Urschrift
Als es viele heidnische Götter gab, verhielten sich die Religionen der Völker zueinander kommunikativ. Die meisten Götter waren Verwandte. Der Bruch entstand, mit der Erfindung der Idee des EINZIGEN GOTTES. Das war die Geburtsstunde der Unterscheidung von „Wahr“ und „Unwahr“. Aus Ägypten wanderte die Idee des einzigen Gottes in den Nahen Osten und später in andere Teile der Welt. Mit der rigiden Unterscheidung zwischen Wahr und Unwahr entfaltete die Sprache Gottes einen Motor der Gewalt.
Der führende Ägyptologe Prof. Dr. Jan Assmann über den Monotheismus und die Sprache der Gewalt.