Neu im Catch-up Service: Lemberg – die vergessene Mitte Europas


Lutz Klevemann: die sieben Schicksale der Hauptstadt West-Galiziens (1918-2018)
Die Hauptstadt Galiziens gehörte bis 1914 zu den Metropolen der k.u.k.-Monarchie und zu den Glanzstücken Europas. Mit dem Einmarsch der zaristischen Armee im 1. Weltkrieg blieb für Lemberg, dessen Bauten und dessen Kultur einen Höhepunkt der Zeit vor 1914 repräsentieren, die Zeit stehen. Bis dahin gingen von dieser Stadt verblüffende Karrieren aus. Kulturelle Vielfalt und europäische Perspektive dieser alten Stadt, die über einem unterirdischen Fluss erbaut ist, waren unverwechselbar.
Im 20. Jahrhundert konnte dann ein Mensch, der in Lemberg lebte, sieben Mal die Staatsbürgerschaft wechseln, ohne seinen Wohnsitz zu verlassen. Die Stadt gehörte zu Österreich-Ungarn, wurde russisch, kam zu Polen, wurde erneut russisch besetzt, wurde von den deutschen Armeen erobert, wurde erneut sowjetisch und gehört heute zur Ukraine.
Mit der Geschichte der schönen Stadt verbinden sich bittere Erfahrungen. Zwischen den miteinander verfeindeten ukrainischen und polnischen Bevölkerungsteilen befand sich die starke jüdische Gemeinde. Im Allgemeinen heißt es: wo sich zwei streiten, freut sich der Dritte. Dazu hatte der jüdische Bevölkerungsteil keinen Grund. Die Aggression beider verfeindeten Seiten richtete sich gegen die Juden. Es folgte mit der Teilung Polens die russische Besetzung und anschließend die deutsche Okkupation. Neben der Judenvernichtung gilt es von dem Gefangenenlager Stalag328 zu berichten. Es war in der Zitadelle Lembergs untergebracht. In dem Lager hielt die Wehrmacht Gefangene der Roten Armee unter unmenschlichen Umständen eingesperrt und ließ sie zu Tode hungern.
In der heutigen Hauptstadt West-Galiziens lebt eine ganz andere Bevölkerung und eine andere Kultur und ein anderer Geist als der aus der Zeit vor 1914, von dem die Gebäude zeugen. Auch anders als der aller Zwischenzeiten.
Der Autor und Publizist Lutz Klevemann hat die faszinierende Stadt in seinem Buch LEMBERG:DIE VERGESSENE MITTE EUROPAS eindrücklich beschrieben. Er berichtet.
► Lemberg (Bekanntmachung!, Sendung vom 17.06.2018)


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► Alles über Paris
paris-wickertParis ist die Hauptstadt des 19. Jahrhunderts, die der Aufklärung und war schon die Metropole Galliens.
In seinem 2004 veröffentlichten Buch „Alles über Paris“ führt Ulrich Wickert, in Paris aufgewachsen, den Leser durch „ein Weltmuseum, das eine Stadt ist“. Nirgends hat man, so zitiert er Friedrich Hebbel, soviel Welt zusammen wie in Paris. Das Stadtwappen zeigt ein Schiff und den Text: Fluctuat nec mergitur („es gleitet und sinkt nicht“).
Begegnung mit Ulrich Wickert.


► Die Krim in der Antike
Dort, wo die Halbinsel Krim durch eine Meerenge von der Kaukasus-Region getrennt ist, existierte auf beiden Ufern für fast 1000 Jahre das BOSPORANISCHE REICH. Es bildete an diesem schon immer politisch neuralgischen Punkt der Welt, der erst jetzt nach der Annexion der Krim durch Russland durch ein Brücke überbaut werden soll, ein Bindeglied zwischen dem antiken Griechenland und den skythischen Gebieten im Norden: ein Handelsimperium, ähnlich der heutigen EU.
Einer der letzten Könige dieses Reichs, Mithridates VI war ein gefürchteter Gegner Roms. Erst mehrere römische Strafexpeditionen konnten den Widerborstigen niederringen. Zuletzt kämpfte er in einem uneinnehmbaren Turm seiner Hauptstadt Pantikapeion. Lieber als dass er sich ergab, ließ er sich von einem treuen Sklaven im Taejin-Turm umbringen. Eine Legende aus der reichen Geschichte der Krim.
Dr. Burkhard Böttger, Deutsches Archäologischen Institut Berlin, berichtet.


► Das Land der 1000 Inseln
tausend-inseln-griechenlandGriechenland besteht in seiner Geschichte seit der Antike und in seiner Gegenwart nicht bloß aus der Hauptstadt Athen, dem Festland und dem Peleponnes, sondern vor allem aus seinen 1.000 Inseln: „Nichts ist so verschiedenartig wie die Einzelteile des griechischen Archipels“.
Die adriatischen Inseln im Westen gehörten früher zum Einflussbereich Venedigs. Sie haben eine andere Musik, andere Sitten, andere Bauweise und andere Gemeinwesen und Clans als die Inseln in Ägäis. Auch von diesen unterscheidet sich fast jede von den anderen. Geht man nicht von einem Einheitsurteil (meist einem Vorurteil) über Griechenland aus, sondern untersucht die einzelnen Regionen in Geschichte und Gegenwart, erhält man auch für die Lösung der Probleme des Landes einen besseren Blick. Dem Bürgermeister von Thessaloniki sind zum Beispiel Reformen gelungen. Die Riesenstadt Athen sucht Rat bei diesem Politiker für die eigenen Probleme. Athen selbst bildet als Megalopolis einen scharfen Gegensatz zu den agrarischen Regionen des Landes. In dieser Hinsicht erweist sich das Phänomen Griechenland als ein prismatisches Gebilde.
Joannis Zelepos, LMU München, berichtet über die Vielfalt Griechenlands.


► Was heißt „Ich bin ein Europäer“?
europaeerDie Schweiz ist nicht Mitglied der EU, aber europäisch. Zypern ist Mitglied der EU, aber gehört zum Nahen Osten. Was ist ein europäischer Patriotismus?
Prof. Dr. Joseph Vogl, Literaturwissenschaftler an der Humboldt-Universität zu Berlin, geht aus von der Frage: was heißt SOUVERÄN? Der Begriff, der die Entwicklung der Territorialstaaten seit dem Westfälischen Frieden von 1648 begleitete, bedeutet: Menschen können über ihr Schicksal selber entscheiden. Diese politische Atemluft muss an der Basis und an der Spitze eines Gemeinwesens reichhaltig vorhanden sein.
Das jüngste Buch von Joseph Vogl über das „Gespenst des Kapitals“ wurde zum aktuellen Thema. Die Frage, wie verhalten sich europäische Problemketten, wie verhält sich der Markt zur demokratischen Souveränität des jeweiligen Landes, stellt die Analyse Joseph Vogls in ein wirkungsvolles Licht.


► Europa und die dreizehnte Fee
feeDer Heiratsvermittler und Scheidungsberater van Damme ist auch EU-Berater in Brüssel. Wie weit soll sich die EU ausdehnen? Nigel van Damme antwortet: So weit die Heiraten und die Scheidungen reichen. Trotz klarer Antwort bleibt es immer noch die Frage, ob die EU um die Türkei, Georgien und die Ukraine (einschließlich Krim) erweitert werden soll. Eheschließungen und Scheidungen allein geben hier kein klares Bild.
Peter Berling als Heiratsvermittler und EU-Berater.