Neu im Catch-up Service: Das Geheimnis des Dunklen Alpha


Wilhelm Schmidt-Biggemann: Kabbala, die Zahlen und das Alphabet Gottes
In der Zeit vor der Woche, in der Gott die Welt erschuf, „spielte“ er mit heiligen Buchstaben. Sie sind zugleich Zahlen. Zeichen, die die Welt regieren. Das ist das Thema der ältesten Quellen der Kabbala, des kleinen Buches Sefer Jetzira, das aus der Antike stammt und im 10. JH nach Christus bekannt wurde. Zu den Geheimnissen gehört dabei die Konstitution der Zahlen von Eins bis Zehn.
Eine wichtige Frage betrifft die Lücke zu den 22 Buchstaben des alttestamentarischen Alphabets und der heiligen Zahl Siebenundzwanzig. Es geht dabei um die „Suche nach dem verlorenen Buchstaben“ und um das Dunkle Alpha. Die Zahl Eins und der erste Buchstabe des Alphabets Aleph oder Alpha sind doppelbödig. Zu ihnen gehört ein Schattenbuchstabe, von dem das Überleben abhängen kann.
Professor Wilhelm Schmidt-Biggemann, FU Berlin, hat in seinem großen Standardwerk diese Fragen untersucht. Er schlägt den Bogen von der negativen Theologie zu den Systemen von Leibnitz, die sich zwischen Null und Eins bewegen und Grundlage der Digitalität sind bis zur Unschärferelation und den Algorithmen von Silicon Valley, in denen, sagt er, verblüffende Wiederaufnahmen von Fragmenten platonischen Denkens enthalten sind.
Begegnung mit dem Philosophen und Hochschullehrer Wilhelm Schmidt-Biggemann.
► Das Geheimnis des Dunklen Alpha (10 vor 11, Sendung vom 28.05.2018)


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► Leibniz & die Mathematik der Schlangen

Grubenottern sind Schlangen, die außer ihren Augen Infrarotsensoren an ihren Köpfen haben, sogenannte „Gruben“. Im Sandmeer der Wüste schaukeln die zwei Kiefer dieser Schlangen im Wellenrhythmus, in dem sich die Beute nähert. Die Wärmebilder, in denen die Daten das rechnende Hirn der Schlange erreichen, sagt der Biokybernetiker Prof. Dr. Leo van Hemmen, sind unglaublich unscharf. Dennoch sind die „mit der Mathematik der Schlangen“ am Ende erstellten Kartierungen im Gehirn so präzise, dass der Angriff der Schlange blitzartig trifft.
An solchen Prozessen, in denen mehrere voneinander unabhängige Sinne „multi-modal“ zusammenwirken, untersucht die moderne Biophysik die Eigengesetzlichkeit der Sinne, aber auch Innovationsschübe für Roboter. Die Skalen, auf denen die elementaren Prozesse der Wahrnehmung stattfinden, sind bei Menschen – wie bei den Schlangen – absolut voneinander getrennt. Die Neuronen wissen nichts von der Psychologie, an der sie doch bauen. Die moderne Biophysik kommt hier zu ähnlichen Ergebnissen wie der große Philosoph Leibniz: alles Elementare besteht aus Monaden, die blind sind. Und doch produzieren diese autonomen Monaden ein Ganzes, das als Realität funktioniert.
Begegnung mit dem Biokybernetiker Leo van Hemmen: „Jeder Punkt auf der Skala der Sinne hat seinen eigenen Verstand“.


► Das Tafelsilber der Gedanken putzen!

Paolo Fabbri, der Gefährte von Umberto Eco, gehört zu den SEMIOLOGEN. Er interessiert sich für die Unterschiede zwischen den Zeichen und den Realitäten.
Seine Mühe gilt dem, was früher die Philologen (z.B. Nietzsche) taten: Die Worte und die Ausdrucksmittel von Täuschung rein zu halten.
Begegnung mit dem italienischen Philosophen Paolo Fabbri.


► Als die Himmel noch miteinander sprachen

Die Jenaer Vorlesungen des renommierten Judaisten Prof. Dr. Peter Schäfer, Universität Princeton und Freie Universität Berlin, kehren die übliche Annahme: erst Judentum, dann Christentum um die Achse. Die babylonischen und die palästinensischen Rabbinen (parallel dazu die frühen Gemeinden des Koran) antworteten auf die Theologie des Christentums. Aus ihnen bildete sich eine theologisch oft überlegene, eigene Theologie des Judentums heraus. Solche Geschichtsschreibung und Gegengeschichtsschreibung rekonstruiert einen lebendigen Disput in der Antike, der länger als 300 Jahre währte und die inzwischen verfestigten Religionen in einer offenen Auseinandersetzung zeigt.