Neu im Catch-up Service: Wem gehört eigentlich die Schönheit?


Bénédicte Savoy : Napoleon hortet die Kunstschätze Europas in Paris
Beutekunst um 1800. Schon die Armeen der Großen Französischen Revolution, die ins übrige Europa vorstießen, beschlagnahmten fremde Kunstwerke und schafften sie in die Metropole Paris. Begründung: „Fast spontan bewegen sich diese Werke der Kunst in die Hauptstadt der Freiheit nach Paris“. Diese Praxis setzte Napoleon nach seinen Siegen mit Energie fort. Der spätere Dichter und Nachschuboffizier Napoleons, Henri Beyle, der sich Stendhal nannte, gehörte in Norddeutschland zu den Beauftragten, die die Bibliotheken und Kunstsammlungen durchforsteten und die Beute nach Frankreich transportieren ließen.
Dominique-Vivant Devon war das „Auge Napoleons“ in dieser Sache. Ein differenzierter Kenner der Kunstszene, der dann das Musée Napoléon im Louvre verwaltete, nachdem er kundig die Kostbarkeiten Wiens und deutscher Staaten in Paris gebündelt hatte. Nach dem ersten Sturz des Kaisers im Jahr 1814 gelang es Frankreich, die Schätze dort vor der Restitution zu bewahren. Nach Waterloo wurde dann der Louvre ziemlich leer. Fragen der Beutekunst sind im Jahr 2017 so aktuell wie 1800.
Die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Bénédicte Savoy, Mitglied des Collège de France, tätig an der TU Berlin ist eine engagierte Opponentin mancher unkritischen Haltungen im Zusammenhang des Humboldt Forums und trat aus dessen Beirat zurück. Sie berichtet auf Grund ihres Werkes über Beutekunst.
► Wem gehört eigentlich die Schönheit? (10 vor 11, Sendung vom 15.01.2018)


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► Die Heimkehr der „Hottentotten-Venus“
Eine Angehörige der Urbevölkerung Südafrikas (der Khoisan), geboren 1789, wurde nach London gebracht und dort auf öffentlichen Veranstaltungen als „Hottentotten-Venus“ ausgestellt. Nach ihrem Tode wurden das Skelett dieser Frau sowie eine Nachbildung ihres Körpers konserviert. Fast 100 Jahre befanden sich diese Ausstellungsstücke im Musée de l`Homme in Paris, dann wurden sie nach Südafrika zurückgeführt. Prof. Dr. Gesine Krüger, Universität Zürich, über die Odyssee der Sarah Baartman.


► Tausche Waffenstillstand gegen Kunst
In den Jahren nach der Französischen Revolution, während der Feldzüge Napoleons und der dynamischen Industrialisierung in England beschleunigt sich die Zeitgeschichte. Parallel dazu sieht man, so schildert es Dr. Lothar Müller, wie sich die Kunstwerke in Europa beschleunigt in Bewegung setzen: Sie verändern ihre Orte. Von Athen gelangen die Statuen und Marmorreliefs nach London, von Rom gelangen die Kunstschätze der Renaissance und der Antike nach Paris. Als Beutekunst wird auch die Quadriga des Brandenburger Tors in die französische Hauptstadt verfrachtet. Bei jedem Waffenstillstand wird eine Kunstlieferung ausbedungen.
Dr. Lothar Müller, Autor und Redakteur im Feuilleton der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, hat im Rahmen des Wissenschaftskollegs zu Berlin diese Wanderungsbewegung untersucht. Er berichtet.


► Beutekunst aus Byzanz
Der Bischof von Halberstadt gehörte zu den Anführern des Kreuzzugheeres von 1204. Domkustos Jörg Richter berichtet, wie das Heer Byzanz und nicht Jerusalem eroberte und ausraubte. Die mitgebrachten Beutestücke haben die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs überstanden. Bis heute sind sie gesammelt im Halberstädter Domschatz – besonders wertvolle Knochen-Reliquien.


► Tote auf Zeitreise
Albert Zink gehört zu den weltweit bekanntesten Mumien-Forschern. Sein Institut ist Spezialinstitut für die Untersuchung des Ötzi. Seine Forschungsaufträge führten ihn nach Ägypten, wo er legendäre Funde an ägyptischen Herrschern aufzuweisen hat.
Mumien entstehen auf natürlichem Weg als Moorleichen oder in großen Höhen der Gebirge, wie den Anden oder den Alpen. Auch im Wüstensand.
Die aktive Mumifizierung ist eine Kunst. Im Falle der Lenin-Mumie setzten sich die Fachleute relativ spät ans Werk. Fast wäre die Leiche nicht mehr mumifizierbar gewesen. Dann aber hielt sie sich, umsorgt von Wissenschaftlern bis heute. Ein stürmisches Schicksal hatte die an Krebs gestorbene Evita Perón. Nach dem Sturz der Peronisten und während der Militärdiktatur wurde ihre Mumie nach Italien verfrachtet. Später wurde sie ihrem Mann Juan Perón in Spanien ins Haus getragen. Die Faszination, die diese Frau auf die argentinische Bevölkerung ausübte, führte sie letztlich nach Hause, wo sie wie Schneewittchen in einem Glass-Sarg als ewig jung zu besichtigen ist.
Die moderne Mumienforschung ist verbunden mit Gen-Analyse, Computer-Tomographie und allen Techniken modernster Wissenschaft. Kaum ein kriminalistisch untersuchtes Mordopfer wird so genau untersucht wie einige der Pharaonen durch das Team von Prof. Dr. Zink. Bei dem Pharao Ramses III stellte er eine verborgene Schnittwunde im Nacken fest. Eine Palastverschwörung hatte ein Attentat auf den Herrscher verübt. An dem Schnitt starb er, war aber noch in der Lage alle seine Gegner von Gerichts wegen umzubringen.
Begegnung mit Mumienforscher Prof. Dr. Albert Zink. Spannend und informativ.