Ben Lerner, New York: Das Authentische – Das Echte – Das, was fliegen kann
Zu den modernsten Dichtern der U.S.A. gehört der New Yorker Ben Lerner. In seinem provozierenden Manifest „I hate poetry“ trennt er in einem Rundumschlag auf neue Art Kitsch von dem, was Dichtung wertvoll macht. Er geht aus vom „schlechtesten Gedicht der Welt“, geschrieben von William McGonagall über den Einsturz der Tay-Brücke in Schottland gibt einen Überblick über alles, was man in der Lyrik nicht machen soll und kommt zu dem Resultat: „Ich kann Dichtung nicht abschätzig betrachten, denn am Ende entdeckt man in ihr den Ort für das Authentische“.
Man nennt die ernsthafteste Auseinandersetzung mit Gott „negative Theologie“. Einem Scholastiker wie Maimonides geht es vor allem darum, was man von Gott nicht wissen kann. Das ist der Ausdruck des Respekts. Ähnlich gibt es, sagt Ben Lerner, die „negative Lyrik“ – sie vermeidet jede Phrase und weiß, dass auch das beste Gedicht, die Wurzel für die es geschrieben ist, nicht fassen kann. „Ich bin Patriot der Dichtkunst“, stellt Ben Lerner fest, „weil Plato so vehement dagegen ist“. Plato nämlich glaubt, dass Musik und das Poetische verweichlichen. Man soll nur auf den harten Verstand vertrauen. Das wiederum glaubt Ben Lerner, der Praktiker des Poetischen, überhaupt nicht.
Begegnung mit Ben Lerner aus Anlass einer Ausstellung im Palazzo Ca‘ Corner della Regina in Venedig.
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