Karen Radner: Die Erfindung der urbanen Lebensweise im Orient
Unsere heutige europäische Zivilisation hat ihre Wurzeln im Morgenland: In der Erfindung der Stadt und der urbanen Lebensweise in dem Land zwischen Euphrat und Tigris. Auf die Stadtgründung von Uruk und den daraus entstehendem Reich folgte das Reich Assur. Die neueste Forschung, vor allem auch die von Prof. Dr. Karen Radner, zeigt die Metamorphosen dieses mächtigen Gesellschaftssystems. Man muss sich Assur zunächst als ein Kolonien bildendes, kaufmännisch dominiertes Gemeinwesen vorstellen, ähnlich der späteren Republik Venedig. Danach entwickelten sich in Assur eine Kriegerkaste und die Kriegstechnik der Streitwagen. Assur dehnte seine Herrschaft über den ganzen damals bekannten Weltkreis bis nach Ägypten aus. Nach einer überlangen Herrschaft eines mittelmäßigen Herrschers folgte dann ein Kindkönig. Usurpatoren traten auf, Bürgerkrieg zermürbte das Reich. So kam es zu einem in Wahrheit allmählichen, für unseren historischen Fernblick aber „plötzlichen“ Sturz des großen Räubers Assur.
Die Inhaberin des Humboldt-Lehrstuhls an der Ludwig-Maximilian-Universität, Prof. Dr. Karen Radner, berichtet lebendig und aus eigener Kenntnis als Ausgräberin von diesen dramatischen Phasen der Geschichte der frühen Menschheit, der wir Buchhaltung, Religion, Astronomie, Gesetzgebung, große Epen wie den Gilgamesch verdanken, nicht nur Krieg. Das alles geschah auf dem Boden des heutigen Irak und Syriens.
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► Die Entstehung der Zivilisation
Dass sich einander fremde Menschen auf engem Raum vertragen, gilt als Anfang der Zivilisation: 26 Sequenzen skizzieren das Prinzip Stadt von den in den ältesten Mythen mit dem Paradies verglichenen Megastädten Uruk und Babylon über den Terror von Aššur bis zur „Stadt in uns“.