In Gedenken an Norbert Kückelmann (✝ 31.08.2017)

Ein Rechtsanwalt, der in seinem Leben viele Prozesse, auch solche, in denen die Umstände mit großer Wahrscheinlichkeit gegen seine Mandanten sprachen, gewonnen hat. Ein Filmregisseur, der das, was ihn vor Gericht empörte, zu packenden Filmen gestaltete. Ein Autor und Mensch, in welchem sich die Temperamente der Kinderzeit, des Manns von 50 Jahren und die der reifen Jahre in jedem Augenblick miteinander verbinden.


► Der Pitaval
Vor 300 Jahren sammelte ein französischer Rechtsanwalt berühmte Justizfälle. Der Mann hieß Pitaval. Friedrich Schiller übersetzte diese Sammlung ins Deutsche und hatte die Absicht daraus Dramen zu machen.Im Prager Pitaval setzte Egon Erwin Kisch das Projekt fort. Der NEUE PITAVAL enthält eine eindrucksstarke Sammlung von Fällen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Rechtsanwalt und Filmemacher Dr. Norbert Kückelmann über diese interessanten Dokumentationen.


► Im Zeichen der Strafwut
In den Filmen von Norbert Kückelmann geht es immer erneut um die konkrete und authentische Beobachtung von Strafprozessen und Kriminalfällen. Die Kritik in diesen Filmen richtet sich gegen die Strafwut der Gesellschaft. Diese Strafwut, sagt Kückelmann, hat einen ähnlich aggressiven Kern wie die Kriminalität selbst.
Mit zahlreichen Beispielen.


► Strahl der Wahrheit
„Pitaval“ heißt die klassische Sammlung berühmter Rechtsfälle, begründet 1734 von Francois Gayot de Pitaval (1673 – 1743) in Frankreich. Friedrich Schiller, fasziniert von diesem Werk, übersetzte eine Auswahl ins Deutsche. Später erschienen weitere Sammlungen im 19. und 20. Jahrhundert. Diese Chroniken von Justizfällen zeigen die Wandlung des Verbrechens im Laufe der Zeiten. Wo heute Sensation die publizistische Aufmerksamkeit bestimmt, war es zu Anfang der Justiz-Berichterstattung die Aufklärung: Der Strahl der Wahrheit.
Filmemacher und Rechtsanwalt Dr. Norbert Kückelmann berichtet.



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► Rainer Werner Fassbinder – „Ein Dschingis-Khan des deutschen Films“
1982 starb Rainer Werner Fassbinder. Er hat 31 abendfüllende Filme hinterlassen, die den deutschen Film veränderten.
Der römische Schriftsteller Peter Berling hat, zum Teil aus eigener, unmittelbarer Kenntnis, die 13 Jahre beschrieben, in denen Fassbinder Filme herstellte.
In unserem Magazin geht es um die Anfänge Fassbinders 1969, das Jahr 1977, in dem der Film „Deutschland im Herbst“ entstand und das Todesjahr 1982, einschließlich der letzten dramatischen Tage.
„Ich bin das Glück der Erde“, sagte Fassbinder von sich. Er sagte aber auch: „Ich bin der Dschingis-Khan des deutschen Films“. Ohne seine Fuchtel war der deutsche Film nie wieder das, was er einmal war.


► Schirachs „Tabu“
schirachs-tabuFerdinand von Schirachs Buch „Verbrechen“ handelt von Fällen, die er aus seiner Anwaltstätigkeit kannte. 2013 publizierte er einen Roman mit dem Titel „Tabu“. Auch hier zeigt sich seine enorme Erfahrung aus den Gerichtssälen.
Es geht um den Hamlet-Stoff als eine moderne Kriminalgeschichte. Der Held verliert seinen Vater und muss miterleben, dass die Mutter unter Niveau neu heiratet. Es kommt zu einem vertrackten Tatbestand, einem „Mord ohne Leiche“. Für den Helden geht es um eine „Ermittlung gegen sich selbst“. Wer bin ich? Für den Autor geht es zugleich um den Prozess der Wahrheitsfindung und um die ihn nachdrücklich interessierende Verteidigung des Rechtsstaats, die vor allem in der Grauzone der Sachverhalte eine Herausforderung erhält.


► Erich von Stroheim – Der Mann ohne Skrupel
Er kam aus Wien in die USA. Das war kurz vor dem 1. Weltkrieg. Dort nannte er sich Erich von Stroheim, selbst war er bürgerlicher Herkunft. Er inszenierte und spielte den skrupellosen Männertyp aus dem alten Europa (das inzwischen untergegangen war). Sein Film BLIND HUSBANDS (Blinde Ehemänner) wurde im Auftrag des Filmmuseums Wien von Peter Kubelka rekonstruiert und neu veröffentlicht.
Der Chef des Österreichischen Filmmuseums, Alexander Horwath, berichtet.


► Wie gemein muss ein Gemeinwesen sein?
Strafe war ursprünglich eine Form der Reinigung. Heute soll sie auch als Präventionsmaßnahme gegen künftige kriminelle Taten fungieren. Jedoch zeigt sich: Auch die sichere Erwartung der Strafe schreckt mögliche Täter nicht ab. Das Strafrecht als Säule unserer Zivilisation schwebt somit steuerlos im Raum.
Zudem ist das gesamte Strafrechtswesen in Prozesse eingebunden, die es nicht kontrollieren kann. Dies führte zu einer Hinwendung zum Opfer.


► Michael Ballhaus: Mit Licht kann ich zaubern

Für ein Drittel des Zeitraums, der die Filmgeschichte umfasst (es gibt Kino seit 1895), hat Michael Ballhaus für den Film gearbeitet. Vor seiner Kamera standen Stars wie Leonardo DiCaprio, Robert De Niro und Jack Nicholson; er drehte mit Regisseuren wie R.W. Fassbinder, John Redford, Frank Coppola und Martin Scorsese. Er ist der berühmteste Kameramann Deutschlands. Nach einem besonders harten Drehtag berichtet er von seinen Erfahrungen. Was ändert sich für den Film in der digitalen Welt? Welche Besonderheiten des klassischen Films behalten ihr Potenzial in dieser neuen Umgebung?