Neu im Catch-up Service: Die Allzeitigkeit des Kriegs


James W. Davis über die Aktualität von Klausewitz
Immer wieder gab es eine jüngere Generation, die behauptete: Carl von Klausewitz, der Verfasser des legendären Buchs VOM KRIEGE, sei nicht mehr aktuell. Dann erweist sich, dass das Chamäleon Krieg gerade in der Moderne immer erneut seine ältesten Seiten zeigt. So gehören der U.S.-General Peträus, der im Irak und in Afghanistan führte, und der neue nationale Sicherheitsberater von Präsident Trump, General McMaster, zu den Anhängern von Klausewitz. Besonders die Schriften über den Partisanenkrieg und den bewaffneten Volksaufstand sind von größter Aktualität. Klausewitz schrieb darüber im Interesse der Aufständischen (mit denen Napoleon nie fertig wurde). Die Theoretiker der „Counter Insurgency“ interessieren sich umgekehrt dafür, wie man einer Rebellion das Wasser abgräbt.
James W. Davis, Hochschullehrer und Dean an der Universität St. Gallen über die von ihm übersetzten Schriften von Klausewitz über den „Kleinen Krieg“. Ein wichtiger aktueller Beitrag in der transatlantischen Kommunikationsbrücke. Eine Begegnung am Rande der MSC mit James W. Davis und mit den als Theorie unverzichtbaren Gedankengängen von Klausewitz, wenn man etwas gegen die „wilde Aggression“ tun will.
► Die Allzeitigkeit des Kriegs (10 vor 11, Sendung vom 17.07.2017)


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► Vorfahrtsregeln der Macht
Völkerrechtlich sind Staaten zu einem Gewaltverzicht angehalten. Bei einem Verstoß gegen das Völkerrecht können zwischen- und überstaatlich Gegenmaßnahmen eingeleitet werden – bis zur Obergrenze: der Gewaltanwendung. Die ist jedoch nur legitim zur Selbstverteidigung oder nach Beschluss des UN-Sicherheitsrates.
Dieses Gewaltverbot ist jedoch einer ständigen Bedrohung ausgesetzt: Prof. Dr. Christian Tomuschat bezeichnet den Einmarsch der USA in den Irak als völkerrechtswidrig. Doch auch viele andere Krisen sind eine ständige Herausforderung für das Völkerrecht: die NATO-Präsenz im Schwarzen Meer, die Zukunft der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol (die Krim gehört zur Ukraine, die in die NATO strebt), der Georgien-Konflikt und andere elementare Krisenherde der Welt wie zum Beispiel die Spannung zwischen den Atommächten Pakistan und Indien.


► Verbündete sollen miteinander streng sein
Mit 21 Jahren war er schon Diplomat. Er war Mitarbeiter Kissingers im State Department; im Team mit Botschafter Holbrook war für das Krisenmanagement auf dem Balkan engagiert.
Botschafter a.D. John C. Kornblum über transatlantischen Brückenbau im Jahr 2002. Verbündete müssen miteinander robust umgehen.


► Ein Messer im Herz des Friedens
Man spricht vom 30-jährigen Krieg. Tatsächlich handelt es sich um mehrere Kriegsszenarien, die aufeinander folgten. Das einzige, was fast 30 Jahre nicht gelang, war, dass man die Kette der Konflikte beendete. Der Brandstifter waren zu viele. Die Jahres dieses mörderischen Krieges sind durch höchst unterschiedliche Protagonisten gekennzeichnet: Was für ein Charakter war Generalissimus Graf Tilly, der Magdeburg verbrannte? Wie lässt sich der „Kriegsunternehmer“ Wallenstein beschreiben, der vom Krieg lebte und an ihm starb? Was für ein Bild gibt der Schwedenkönig Gustav Adolf, der im Nebel einer Schlacht kläglich umkam, von Räubern nackt ausgezogen und seines Glanzes beraubt?
Der Historiker Ralf-Peter Fuchs über den 30-jährigen Krieg, dessen verwirrende Fronten (wenn auch nicht im Ausmaß) an die Konflikte in der heutigen Ukraine erinnern.


► Das Ballett der Kriegsgründe
Japan überfiel Pearl Harbour (und zuvor die Russen in Port Arthur) ohne Kriegserklärung. Auch Präsident George W. Bush erklärte Saddam Hussein vor der Bombardierung Bagdads nicht den Krieg. Das war in den Standesgesellschaften und Monarchien des Mittelalters und der Neuzeit anders. Es gehörte zum Standing und zur Ehre eine Fürsten, „den Krieg zu erklären“ und ihn durch „Manifeste der Gewalt“ höflich zu begründen.
Die Historikerin Anuschka Tischer, Universität Würzburg, hat die Formenwelt der Kriegserklärungen und Kriegsbegründungen in der Zeit von 1500 bis 1850 untersucht. Nichts ist so aufschlussreich wie die Reden und Schriften vor Ausbruch und während der Ausübung von Gewalt.


► Ein politischer Vulkanforscher
In der Weltpolitik geht es um Gleichgewichte. Regelmäßig werden sie gestört durch politische Eruptionen. Meist ereignen sich diese dort, wo man sie lange Zeit nicht erwartete. Liegen die wichtigsten Krisen in Nordafrika, am Nordmeer, in Ostasien oder im Nahen Osten? Kommt es überhaupt auf die Wichtigkeit oder nicht vielmehr auf das Netz dieser Krisen an?
David Ignatius ist Mitherausgeber und Redakteur der WASHINGTON POST. Er ist es seit 30 Jahren gewöhnt, selber in die Krisengebiete zu reisen. Er berichtet über das, was er wirklich gesehen hat.