Alexander Kluge | Thomas Demand | Anna Viebrock
13 Mai – 26 Nov 2017
“The Boat is Leaking. The Captain Lied.” is a transmedia exhibition project, the result of an ongoing, in-depth exchange between writer and filmmaker Alexander Kluge, artist Thomas Demand, stage and costume designer Anna Viebrock and curator Udo Kittelmann. The exhibition unfolds on three storeys of the 18th century palazzo – the ground floor and the two main ones – and include photographic and film works, as well as spatial settings and loans from private and public collections.
In “The Boat is Leaking. The Captain Lied.” each visitor can create its own narration in complete freedom, physically and conceptually moving through the visual imagery of the three artists. Through this, three commonly accepted ideas are questioned: the traditional separation between spectators and theatre set designs, the reduction of filmic products to mere exhibited objects and the visual isolation where artworks are usually presented within a show.
Fondazione Prada Venezia
Ca’ Corner della Regina
Venice
Italy
www.fondazioneprada.org
Impressionen der Ausstellung in Venedig
“This snow is falling on Venice (in a novel)”
In dense flurries snow fell on the city. Icy just hours before, the snow was now too warm to cling to the roofs of the palazzi. It was rapidly consumed by the lagoon’s green water.
This was no Arctic snow. The snow over Venice came from Africa. Cold rage had risen in the mountains where French army engineers – trained in repairing car bodies, amateurs at poison gas – used their canisters to spray the caves where they thought the Tuareg rebels were hiding. The wails of the women they had killed filled their ears all night long, unappeasable, insuppressible, robbing France’s weary soldiers of their sleep. But from the caves of the dead rage rose to the sky, lingering beneath the warm currents of the stratosphere and reaching the city on the lagoon as a weather-wonder, a psychic state that turned to rain over the millennia-old city and returned to the earth’s surface. Cold rage. The snow only seems to have melted.
Presse-Echo zur Ausstellung:
FAZ: Ein Palazzo für die Schule des Sehens
titel thesen temperamente: Artikel und Fernsehbeitrag
WELT: Wenn Venedig sich mal wieder selbst ausstellt
Arts Summary: Artikel
MutualArt: Venice’s must-see collateral shows
designboom: fondazione prada unites thomas demand, alexander kluge + anna viebrock in venice
VOL.AT: Fondazione Prada zeigt deutsche Kunststars
e-flux: Artikel
Die Schiffsglocke läutet; es kommt an Deck zu einer wilden Versammlung aufgebrachter Passagiere, bei der die umlaufenden Gerüchte laut ausgesprochen werden.
„ERSTER: Es ist Munition an Bord […].
ZWEITER: Die Feinde wollen sie in die Luft sprengen“. Der Kapitänleutnant will beschwichtigen, indem er die Passagiere bei der Ehre ihrer typisch amerikanischen Unerschrockenheit und Tapferkeit zu packen versucht.
KAPITÄNLEUTNANT: Nehmen Sie sich zusammen. Herrschaften. Was ist über euch gekommen. Kaufleute, Soldaten, Gelehrte. Abkömmlinge der Männer, die den neuen Kontinent kultiviert haben. Liegen, heulen.
Doch die misstrauische gewordene Menge verlangt „Aufklärung“.
Zitat aus Alfred Döblins Einakter LUSITANIA. S. 68
► „Wie heult das wüste Bellen / Der tollen Stürm‘ uns an / Wir fliegen durch die Nacht–!“
Mit Ausschnitten aus: „LES INDES GALANTES“ von Jean-Philippe Rameau
Bayerische Staatsoper im Prinzregententheater München
Wieder einmal hatte sich die Menschheit übernommen. Sie hatten den Großaffen in das Schiffsinnere verpackt, in der Hoffnung, sie könnten ihn nach New York überführen, wo sie ihn im Zirkus oder auf einem Großgelände ausstellen wollten. Sobald es in der Lichterstadt ankäme, wäre das Tier ein Vermögen wert, noch aber lag Wasser dazwischen. Der Kapitän fürchtete sich. Noch war alles ruhig. Die zwei Bordkapellen spielten. Der Mann hatte ein schlechtes Gewissen. Eisberge zogen an den Salons des Dampfers vorüber. Es schien kalt dort unter den Eisstümpfen. Als hätten sie Wurzeln, haben die Eisberge Eisränder, die in die Tiefe ragen – und wenn der Kapitän sein Schiff nicht hütet, schlitzen diese Unterwassermesser aus Eis den Blechkasten auf, der dann bitterlich zum Meeresgrund hinabsinkt. Wie kann der Kapitän seiner Angst Herr werden? Eine scheußliche Lage, und die Nacht kommt erst noch …!
Das war die Stunde von Kongs großer Macht. Wie einfach, dieses Schiff zu zerdeppern. Für eine Naturgewalt wie diese war das Schiff nicht gebaut. Draußen Blitze und Sturm. Im Schiffsrumpf in dieser Stunde die riesenhafte Natur. Im Heck zerspringen die Gläser.