Heute Abend im TV: Dunkle Haut, blaue Augen (14.03.2017, 00:45 Uhr bei News & Stories auf SAT1)

Prof. Dr. Johannes Krause: „Genetisch sind wir Europäer Afrikaner“
Alle Menschen außerhalb Afrikas tragen zwei Prozent Gene der Neandertaler in sich, gleich ob Indianer, Japaner oder Europäer.
Im Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena sind die Forscher in der Lage, alle wesentlichen Bewegungen von Bevölkerungen und Vorfahren in der Welt auf genetischen Landkarten einzutragen. Genauer als durch die Migrationen der Sprache oder durch archäologische Funde zeigen die kleinen Unterschiede in der DNA, welche Bewegungen von Menschengruppen in der Vorgeschichte, in der es noch keine schriftlichen Zeugnisse gab, stattfanden. Was ist die Herkunft von uns Europäern?
Alle Europäer kommen aus Afrika. Die frühen Einwanderer der Gattung Homo Sapiens aus Süden und Südosten nach Europa hatten dunkle Hautfarbe, aber blaue Augen. Erst der Sonnenmangel des Nordens, der Hunger nach Vitamin D, das über die Haut aufgenommen wird, gab dem Albino-Typ der „Weißen“ einen evolutionären Vorteil. Das alles geschah vor Äonen bis zu 120.000 Jahren vor unserer Zeit. Um 40.000 vor Christus erfolgte dann ein enormer Zuzug erfahrener Ackerbauer aus den Gebieten, die heute Syrien und Mesopotamien heißen. Die ursprünglichen Jäger und Sammler Europas verschwanden bis auf wenige Prozent. Mit einem Schub berittener Steppenvölker aus dem Osten, an Viehhaltung gewohnt, um 3.000 vor Christus entstand eine weitere genetische Dominanz. Erst in dieser Zeit verbreitet sich die Laktose-Toleranz, sodass wir Milch trinken können. Von der Urbevölkerung Europas tragen wir alle Spuren in uns. Als geschlossene Gruppe sind sie nur noch im Baskenland, bei den Sarden und – durch den Eisschrank der Alpen erhalten – in den Genen Ötzis präsent. Europa, ein großer Kessel an Mischung, Überlagerung und Variation. Das vielleicht macht Europa so zäh und lebendig.
Prof. Dr. Johannes Krause, der den Denissow-Menschen in Russland entdeckte, eine dritte Spezies des Menschen neben Homo Sapiens und dem Neandertaler, Direktor der Abteilung Archäogenetik des Max-Planck-Instituts in Jena, über die genetische Herkunft der Europäer.
 
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► Vernunft aus Afrika
Ein deutscher Fürst kaufte von Händlern, die im 18. Jahrhundert den Afrikahandel betrieben, für die Ausstattung seines Hofes einen jungen Sklaven von der afrikanischen Westküste. Er ließ ihn ausbilden und später an der Universität Wittenberg für das Studium der Philosophie als Student eintragen. Aus diesem Studenten afrikanischer Herkunft wurde ein bedeutender Philosoph der Aufklärung, der an der Universität Halle lehrte. Im Alter verließ dieser Anton Wilhelm Amo Deutschland und beendete sein Leben in der Nähe einer europäischen Zitadelle in Westafrika, einem „Heimatland“, das diesem authentischen Europäer ganz fremd war. Die rechtliche Gleichheit von Afrikanern und Europäern begründete Prof. Amo übrigens aus dem römischen Recht. Zum römischen Reich hatten große Provinzen Afrikas gehört und so bildet, sagt Amo, die Menschheit um das Mittelmeer herum nach römischem Kaiserrecht und damit nach allgemeinem deutschen Landrecht im 18. Jahrhundert eine EINHEIT VON WELTBÜRGERN. Prof. Dr. Ottmar Ette, Universität Potsdam, hat diesem singulären deutschen Philosophen eine Biographie gewidmet und berichtet.