Neu im Catch-up Service: Das Projekt Wild-Ost


Japanische & russische Hoffnungen auf eine Industrialisierung Sibiriens
Japan erwachte Mitte des 19. Jh. aus dem Mittelalter. Mit der Meiji-Dynastie begann eine rasante Industrialisierung. So ausgerüstet besiegte Japan dann 1904/5 das Russische Zarenreich vernichtend. Über 100 Jahre lang rivalisierten offen und geheim Japan und Russland um die Beherrschung Sibiriens. Die Bodenschätze: verlockend. Die gegenseitigen Machtmittel 1904, 1918, 1941 und 1945: äußerst verschieden.
Der russische Komponist Rimski-Korsakoff schrieb eine parodistische Oper über den japanisch-russischen Konflikt: ein Zar verliebt sich in eine grausame, aber jugendschöne Königin aus dem Fernen Osten. Die Oper DER GOLDENE HAHN, die ein Märchen von Alexander Puschkin wiedergibt, wurde von der Zensur in Russland verboten und hat prophetische Aussagekraft: der Zar verliert Thron und Leben.
Die Japanologin Dr. Tatiana Linkhoeva berichtet über diese Oper, den Kampf um Sibirien und die russischen und japanischen Hoffnungen, die sich beide nicht erfüllten.
► Das Projekt Wild-Ost (10 vor 11, Sendung vom 06.02.2017)


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► Die legendäre Meiji-Reform

Der Kaiser Meiji verwandelte im 19. Jh. die nominelle Position des japanischen Kaisers in eine wirkliche Herrschaft. Unter seinem Regime wurden durch Dekret, also von oben nach unten, Industrie und Kapitalismus eingeführt. In nur 150 Jahren entwickelte Japan seine INDUSTRIELLE REVOLUTION, die in Europa für ihre Entfaltung 400 Jahre brauchte.
 
 
 


► Sprengkraft der Zeit

Nach einer sechstausend Jahre langen Vorgeschichte Japans, in der besondere Kalender und Zeiten galten, übernahm der Kaiser Meiji im Jahre 1873 die Uhrzeit des Westens. Dies geschah per Dekret, d.h. durch eine Revolution von oben. Zugleich wurde in Japan die Industrialisierung eingeführt. Dr. Manfred Osten über den Taktschlag des japanischen Seelenlebens und die Sprengkraft des Zeitgefühls.
 
 


► Das Projekt der Moderne im „Wilden Osten“

Es ist wenig bekannt, dass der 2. Weltkrieg nicht erst im September 1939, sondern 8 Jahre früher in der Mandschurei als Krieg zwischen Japan und China ausbrach. Zum gefährlichen Machtdreieck zwischen Japan, China und Russland im Fernen Osten gehörte als Rückgrat und als Symbol das Projekt der ostchinesischen Eisenbahn. Ursprünglich war sie ein Ableger der Transsibirischen Eisenbahn und in russischem Besitz. Sie bildete mit der Transsib ein „T“, das bis Port Arthur reichte. Alles das ging als Folge des für Japan siegreichen Kriegs gegen Russland im Jahr 1904 verloren. Die Bahntrasse ging später in japanischen Besitz über und gehörte zum Projekt der Moderne im „Wilden Osten“, der Mandschurei. Was heute von Silicon Valley erwartet wird, wurde damals von dem Gelände rechts und links dieser Eisenbahnstrecke erwartet. Auf ihr zuckelten von Dampflokomotiven gezogene traditionelle russische Waggons, während auf den Gleisen gegenüber der legendäre japanische Asia-Fernexpress dahinjagte. Im verglasten Salonwagen dieses futuristischen Zugs (mit Blick vom Heck) hatte man eine Aussicht wie aus einem Raumschiff.
Dr. Sören Urbansky, LMU München, berichtet über Eisenbahntrassen und Imperien: das Projekt der Moderne im „Wilden Osten“.


► Die Seeschlacht von Tsushima

Die asiatische Mittelmacht Japan besiegte im Jahr 1904 die europäische Großmacht Russland. Nachdem das russische Ostasiengeschwader in Port Arthur vernichtet war, fuhr die russische Ostseeflotte von Kronstadt über Nordsee, Atlantik, Indischen Ozean in Richtung Japan. In der Meerenge, die die japanischen Inseln von Korea trennt, liegt die Insel Tsushima. Hier trafen die japanischen Panzerschiffe auf die russischen „schwimmenden Bügeleisen“. In wenigen Stunden waren sie besiegt.
Der japanische Regisseur Nagisa Oshima hat Überlebende der japanischen Seite über diese Schlacht befragt. Es entsteht eine „Gegenwart lebhafter Schilderung“, als habe dieses Kampfgeschehen erst vor einigen Tagen stattgefunden.