Prof. Dr. Luca Giuliani: Bilder zu Texten Homers
Im ältesten Epos Europas, Homers ILIAS, geht es um den Zorn des Helder Achill. Beleidigt von Agamemnon, dem Heerführer der Griechen, zieht sich Achill in Stummheit zurück. Die Trojaner dringen unaufhaltsam vor bis zu den Schiffen der Griechen. Patroklos, der beste Freund Achills, lässt sich die Rüstung des Helden anlegen und rennt gegen die Trojaner an. Er ist aber kein Held wie Achill und muss sterben. Daraufhin wendet sich der Zorn des Achill lodernd gegen den trojanischen Helden Hektor, der Patroklos tötete. Als Hektor, bereits verwundet, um die Vereinbarung bittet, dass der Sieger den Besiegten als Leiche nicht schändet, antwortet Achill, dass sein Zorn keine Verhandlungen zulasse. Er gebraucht das Wort „Hund“ für Hektor. Er droht dem Unterlegenen damit, ihn wie ein Kannibale zu verschlingen.
Die ILIAS endet damit, dass der Vater des Hektor, König Priamos von Troja, bittflehend zu Achill kommt, um den Leichnam Hektors (den zuvor Achill hinter seinen Streitwagen gebunden und um die Stadt geschleift hat) Heim zu holen. Auf Vasenbildern ist die Szene in einer Weise dargestellt, die den Text Homers präzisiert. Achill tafelt. Ein großes Schlachtermesser in seiner Hand. Der tote Hektor liegt unter dem Tisch, dort wo sonst die Hunde liegen. Die grausame, kannibalische Haltung, die der helle Zorn Achill aufzwingt, tritt in den Bildern schärfer und zugleich anders als in den Versen des Epos vor das Auge des Betrachters.
An diesem und anderen Beispielen erläutert der Klassische Archäologe und Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin, Prof. Dr. Luca Giuliani, die besondere Ausdruckskraft antiker Bilder und ihre scharfe Reibung mit den Texten. Das Bild wird erst wahrhaft plastisch durch den Vergleich von Text und Bild und vor allem durch das Übereinanderlegen der verschiedenen Bilddarstellungen.
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► Im Trojanischen Krieg
Vom Trojanischen Krieg gibt es nur die Überlieferung der griechischen Sieger. Die Epen der ILLIAS und der ODYSSEE beschreiben den Kampf der Helden und deren Heimfahrt. Sie charakterisieren auch die Frauen dieser Helden und die Frauen, die auf der trojanischen Seite den Ton angeben. Die Geschichte der Helena, die der Prophetin Kassandra, die vom Gott Apoll ihre Sehergabe erhielt aber zugleich den Fluch, dass niemand ihren Worten glauben wird (weil sie dem Apoll den Beischlaf verweigerte), die tragische Geschichte der Andromache, die den größten Helden Trojas, Hector, zum Mann hatte, diesen verlor und deren Kind dann vom Sohn des Achilles, über die Stadtmauer in den Tod geworfen wird. Die Archäologin und Kunsthistorikerin Dr. Angelika Dierich beschreibt und analysiert farbig die Frauen, die in der Großen Schlacht von Troja eine Rolle spielen und auch die Helden und deren Schicksal.