Heute Abend im TV: Seelen-Verkehrsampel mit Musik (10.01.2017, 00:45 Uhr bei News & Stories auf SAT1)

Christoph Marthalers Abschiedsrevue an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin
Christoph Marthaler ist ein Durch-und-Durch-Musiker von besonderem Format. Berühmter Regisseur, ursprünglich Oboist. Seine Arbeiten sind nicht zu trennen von seinem Stab an ständigen Mitarbeitern, die zu einem kreativen Organismus über Jahrzehnte hin zusammengewachsen sind. Regelmäßig arbeitete Marthaler, der selbst Chef des Zürcher Schauspielhauses war, an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, jenem natürlichen Attraktor für besondere Begabungen, künstlerische Wagnisse und Abweichungen vom Schema. Diesem Theater gilt Marthalers neueste Revue: „Bekannte Gefühle, gemischte Gesichter“.
Das Bühnenbild zeigt einen Museumsraum, der sukzessive ausgeräumt wird. Mit Palastartig. Fahrstuhl. Bühnenbild und Kostüme: Anna Viebrock („Bühnenbildnerin des Jahres“), die mit Marthaler unzertrennlich zusammenarbeitet. Der riesige Bühnenraum füllt sich im Verlauf des Abends auf zauberhafte Weise mit Slapstick, filmartigem Rhythmus, Tänzen des ganzen Ensembles und vor allem mit purer Musik. Sophie Rois mit großem Chanson, Irm Herrmanns Auftritte, die R.W. Fassbinder und Christoph Schlingensief vom Tode wieder auferwecken. Scheinbar einfache Lieder wie „In einem kühlen Grunde“ und „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ (vom ganzen Ensemble geflüstert) hat man so noch nie gehört. Musiken aus der Zeit Shakespeares mischen sich mit Tönen von Arnold Schönberg, mit Tango und Rap. Man hat das lange noch im Ohr, weil es, so gesungen, ungewöhnlich ist. Selbst der Freiheitschor von der Hitliste aus Verdis NABUCCO klingt diesmal neu.
Christoph Marthaler nennt seine Revue einen „Abschied“. Man wünscht sich, dass es zu solchem Ende nicht kommt.
 
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► Mein Chor und ich
roisIn dem Drama „Ein Chor irrt sich gewaltig“, Text und Regie René Pollesch, spielt Sophie Rois die Rolle der Traviata. Ihr Liebhaber, der Tenor Alfredo, wird von einem zahlenstarken Frauenchor gespielt, der die Sängerin umgibt. Der einzige Mann in dieser Inszenierung spielt die Mutter der Traviata. Eindrücke aus der Aufführung der Volksbühne im Prater zu Berlin.