Prof. Dr. Jörg Fröbisch: vom Feuerfrosch und von Sauriern mit Federn
Vor 250 Mio. Jahren waren alle Landmassen der Erde in einem einzigen Kontinent vereinigt: Pangäa. Später löste sich dieser Superkontinent auf. Und mit diesem Prozess ist die Geschichte des Teils der Evolution der Tiere und Umwelten verbunden, die zu der Kette unserer unmittelbaren Vorfahren führt. Durch die Großen Massensterben sind viele seltsame Arten für immer verloren gegangen. Andere Arten, wie die der Schildkröten, besitzen scheinbar ein ewiges Leben. Der Bauplan dieser Tiere ist so robust, dass sie in jeder veränderten Umwelt überlebten. Es gab Schildkröten, die so groß waren, wie ein Haus. Ereignisreich ist vor allem die Entwicklungsgeschichte der Amphibien. Wie entwickelten sich die Tetrapoden, aus denen unsere zwei Beine und die zwei Arme stammen? Wenige Romane können so spannend erzählen, wie die Evolution.
Prof. Dr. Jörg Fröbisch, Naturkundemuseum Berlin, berichtet.
► Nachrichten von Pangäa (News & Stories, Sendung vom 29.11.2016)
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► Die Raubsaurier von Pangäa
Vor 250 Millionen Jahren waren die Kontinente der Erde zu dem Riesenkontinent Pangäa zusammengeschoben. Darum herum das Riesenmeer Panthalassa und in einer Riesenbucht der Vorläufer-Ozean des Mittelmeers: die Thetys. Die Dinosaurier im Süden und im Norden dieses Riesenkontinents haben sich getrennt und verschieden entwickelt. Später zerbrach der Kontinent. Im südlichen Bereich des ehemaligen Pangäa, also z.B. im heutigen Argentinien, lohnt sich daher die Saurier-Forschung besonders. Dr. Oliver Rauhut, Kurator an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, ist auf solche Forschung spezialisiert. Ein Ausflug in eine Welt, die wir aus unserer Gegenwart nicht kennen und die gewiss anders aussieht als Jurassic Park, gehört zu den spannenden Abenteuerreisen.
► Nachrichten aus dem Erdmittelalter
Bei den frühen Amphibien des Erdmittelalters, den ersten Vierfüßlern, die vom Meer ans Land gingen, muss es in den Zellen einen wunderbaren Reparaturfahrplan gegeben haben. Bis zu den Salamandern heute gibt es in der Evolution Zeichen, dass in den Zellen eine Kraft existiert, die abgetrennte Glieder und Organe nachwachsen lässt. Bei den heutigen Salamandern kann man beobachten, dass die Zellen, bei einer schweren Verwundung oder der Abtrennung von Gliedmaßen, sich in Stammzellen zurückverwandeln und das betreffende Organ neu herstellen. „Jede Zelle hat den Bauplan des Ganzen in sich.“ Ein Reparaturwunder der Evolution, das in uns Menschen eventuell spurenweise ebenfalls noch vorhanden ist.
► Algorithmen der Evolution
Mehrere Hundert Millionen Jahre lang dauert die Paläontologie der Wirbeltiere, jener Teil der Evolution, der von den Fischen bis zu uns Menschen reicht. Dieser Zeitraum ist eines der interessantesten Kapitel „im aufgeschlagenen Buch des Lebens“. Keine literarische Erzählung kommt dieser umwegreichen „Handlung“ nahe.
Man zählt fünf große Massensterben über die gewaltige Zeitdauer hin: „the Big Five“. In immer neuen Variationen und Kämpfen stellt sich die Vielfalt der Arten jedoch immer erneut wieder her. Von den Dinosauriern zu den Vögeln (die auch Dinosaurier sind) und den Säugetieren.
Prof. Dr. Hans Ulrich Pfretzschner von der Universität Tübingen berichtet.
► Dinosaurier wachsen ein Leben lang
Die Evolution der Wirbeltiere führt zu den Primaten und damit zu uns Menschen. Die erstreckt sich über mehrere Hundert Millionen Jahre. Die neueste Forschung zeigt, dass bereits die Dinosaurier zumindest teilweise warmblütig gewesen sind. Die Geschichte der Augen, der Nasen, der Mäuler und der Ohren zeigt die unendliche Erfindungskraft der Evolution.
Einige Errungenschaften wurden mehrmals neu erfunden. Die Spezies der Dinosaurier litt u.a. daran, dass sie in ihren Lebensläufen nicht gelernt hatten, das jugendliche Wachstum einzustellen. Sie wuchsen ihr Leben lang und starben daran.
► Leben in der wilden Urzeit des Planeten
Man muss sich die Erde in der wilden Frühzeit als äußerst unruhig vorstellen. Sie ist im Wesentlichen von Wasser bedeckt. Sie dreht sich in etwa 5 Stunden (und nicht in 24 Stunden) um ihre Achse. Der Mond ist noch so nahe, dass er bei Ebbe und Flut riesige Wassersäulen aufreißt. Vulkane sind tätig und Weltraumkörper schlagen ein.
Ursprüngliches Leben braucht nicht bloß eine passende chemische Ursuppe, sondern ein physikalisches Haus. Voraussetzung für ursprüngliches Leben sind: Licht, Durchfluss und eine solche Behausung – ein Gefäß. In der Wasserwüste der Ozeane ist es unwahrscheinlich, dass die zum Leben notwendigen Moleküle aufeinandertreffen.
Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dieter Braun hat herausgefunden, dass in den Poren von Gesteinen, winzigen Höhlen, die vom Wasser umspült wurden, die Voraussetzungen für frühes Leben entstanden. Der Vorgang ist ähnlich wie in den späteren Körperzellen. Aber es sind die Poren der Erde und nicht die Zellen in Lebewesen, die das erste Leben entstehen lassen.
Prof. Dr. Dieter Braun, LMU München, berichtet.